„Mein Führer“ von Dani Levy
Hitler – lächerlich aber nicht lustig
„Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ von Dani Levy
Die letzten Jahre brachten uns einige Filme, mit welchen sich jene Generation, die den Nationalsozialismus selbst nicht miterlebte, an das traumatischste Stück deutscher Geschichte wagen. Dani Levys aktueller Versuch, Hitler zum Komödienhelden zu machen, gelingt uns misslingt zugleich.
Von Lukas Hunziker.
1944, zu einem Zeitpunkt als der Krieg für Deutschland verloren scheint, plant Goebbels, mit einem bahnbrechenden Propagandafilm die Stimmung im Volk nochmals dorthin zurückzubringen, wo sie während dem Aufstieg der Nationalsozialisten war. Doch Hitler hat viel von seiner Überzeugungskraft und Ausstrahlung eingebüsst und so fürchtet Goebbels, dass Hitlers Rede eher zu einem Tiefpunkt als einem Höhepunkt werden sollte. So lässt er den jüdischen Professor Adolf Grünbaum aus dem KZ holen und beauftrag den ehemaligen Schauspieler damit, den Führer zu alter Stärke aufzupeppen. Grünbaum erkennt bald, dass Hitler eigentlich nicht mehr als ein geschlagener Hund denn ein Herrscher ist und kann sich nicht überwinden, die Gelegenheit zu nutzen und den Tyrannen abzumurksen. Während er mit Hitler die Rede übt planen Goebbels und Himmler hinter dem Rücken der zwei jedoch den Untergang beider …
Gekonnt von hohen Ross gestossen
Dem Film wird von vielen Kritikern vorgeworfen, er sei zu wenig lustig und zu brav. Ob dem Film jedoch sehr viel mehr Komik nicht geschadet ist eine berechtigte Frage. Eigentlich ist es die Stärke des Films, nicht nur Komödie, sondern Tragikkomödie zu sein. Was der Film auf doch amüsante Weise zeigt, ist, dass Hitler nicht der einzige Dämon an der Reichsspitze Nazideutschlands war – Goebbels, Himmler und Konsorten waren ebenso verantwortlich wie ihr Führer. Der Hitler, den Levy zeigt, ist ungewohnt menschlich, zwar lächerlich menschlich, aber menschlich allemal. Es ist die Verletzlichkeit der Figur, welcher ihre Herabsetzung ermöglicht. Indem der Film Hitler nicht als Personifikation des Bösen sondern als verblendeten und kranken Mann hinstellt, entmachtet er ihn und verwehrt ihm jede Möglichkeit, zum Helden zu werden.

Wer ist hier die Hauptfigur?
Der normale Zuschauer wird sich darum jedoch wenig scheren. Er wird bei Szenen wie jener, in der Hitler erfolglos Evan Braun zu beglücken versucht, seufzend an Levys Erfolgskomödie „Alles auf Zucker“ zurückdenken und sich etwas mehr jenen Humor wünschen, der nicht an die Schmierenkomödianten von Pro7 erinnert. Nicht, dass Lacher das einzige sind, das dem Film fehlt. Es fehlt an Konsequenz. Der Film kann sich nicht entscheiden, ob Hitler oder Adolf Gründbaum die Hauptfigur ist, ob die politische Elite Nazideutschlands gezeigt werden soll, oder das Schicksal der jüdischen Familie Grünbaum. Er hätte sich für das erste entscheiden sollen. Adolf Grünbaum (sehr gut gespielt von Ulrich Mühe) ist zwar eine dramaturgisch einwandfreie Figur, aber auf seine Familie hätte man verzichten können. Hitler verulken und gleichzeitig das Schicksal der Juden tragisch vorzuführen, kann nicht gelingen.
„Mein Führer“ ist keine schlechte Komödie über Hitler und Nazideutschland. Aber auch kein gute. Der Film vermag Hitler die Hose herunterzuziehen – richtig gut zu unterhalten vermag er nicht.
Seit dem 18. Januar 2007 im Kino.
Regie: Dani Levy
Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Ulrich Noethen, Lambert Hamel
Dauer: 90 Minuten
CH-Verleih: Filmcoopi
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