„The Giant Buddhas“ von Christian Frei
Elegie auf zwei Steinriesen
„The Giant Buddhas“ von Christian Frei
Vor dem Krieg in Afghanistan spielte sich im Bamiyan-Tal eine kulturhistorische Tragödie ab. Die Taliban sprengten zwei gigantische, in den Fels gehauene Buddhastatuen, einzigartige Kulturdenkmale an der Seidenstrasse, in die Luft. Christian Frei begab sich auf die Suche nach ihren Ursprüngen, Geheimnissen und den weiteren Tragödien, die sich seither im Bamiyan-Tal abgespielt haben.
Von Lukas Hunziker.
Die Seidenstrasse, die alte Handelsverbindung zwischen Europa und China, hat viele imposante Szenerien zu bieten. Bis vor wenigen Jahren aber waren zwei in den Fels gehauene Buddhastatuen, datierend aus vorislamischer Zeit, die wohl eindrücklichste Station des Weges. Das Bamiyan-Tal, in dem sie lagen, war einer der Knotenpunkte und beherbergte viele buddhistische Mönche, die in Höhlenklöstern lebten. Vor ziemlich genau 6 Jahren sprengten die Taliban beide Statuen, trotz weltweiter Proteste. Die islamische Regierung ordnete die Zerstörung aller nicht-islamischen Statuen an, wohl nicht zuletzt um dem politischen Druck, welchen der Westen auf das Land ausübte, zu trotzen.
Immer neue Perspektiven
Der Schweizer Dokumentarfilmer Christian Frei, dessen Film „War Photographer“ mehrfach ausgezeichnet und für die Oscars nominiert wurde, reiste seither mehrmals an den Ort, wo die zwei Statuen einst thronten. Einmal begleitete er Archäologen, die eine dritte, gigantische Buddhastatue im Boden vermuten und nach dem Sturz der Talibanregierung nun endlich Ausgrabungen machen dürfen. Ein anderes Mal besucht er die Trümmer mit einem Team der Unesco, welches Scherben vermessen, analysieren und vielleicht einmal neu zusammensetzen will. Ein drittes Mal begleitet er die kanadische Journalistin Nelofer Pazira, die in Afghanistan aufgewachsen ist.

Die Stärke des Films sind die verschiedenen Perspektiven, die er auf die „Giant Buddhas“ wirft. Schöne Bilder und noch schönere Begleitmusik wechseln sich ab mit den verstörenden Bildern der Sprengung, die elegante Offstimme wechselt sich mit Interviews und Augenzeugenberichten ab. „Giant Buddhas“ handelt jedoch von mehr als nur der Zerstörung eines Weltkulturerbes. Er weist anhand der Statuen auf die aktuellen Konflikte mit dem Islam hin, auf die Tragödien, welche der Einsatz der Unesco bei den Trümmern herbeigeführt hat, auf die ungelösten Fragen des sagenhaften Bamiyan, das der buddhistische Mönch Xuanzang in seinem Reisebericht beschrieb. Ein stiller, faszinierender und schöner Film.
Ausstattung
Vergangenen Sommer reiste Christian Frei erneut nach Bamiyan, wo er den ehemaligen ‚Anwohnern‘ der Statuen seinen Film zeigte. Das Interesse übertraf seine Erwartungen bei weitem; nicht dreihundert, sondern nahezu dreitausend kamen an die Vorführung. Eine kurze, aber sehr sehenswerte Dokumentation darüber ist auf der DVD enthalten. Ebenfalls zu sehen gibt es ein 20minütiges Interview mit Christian Frei, allerdings nicht nur zu „The Giant Buddhas“, sondern auch zu seinen vorherigen Filmen „War Photographer“ und „Ricardo, Miriam y Fidel“.
Seit dem 16. März 2007 im Handel.
Originaltitel: The Giant Buddhas (Schweiz 2005)
Regie: Christian Frei
Genre: Dokumentarfilm
Dauer: 95 Minuten
Bildformat: 1.85:1
Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch
Audio: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Werkstattgespräch mit Christian Frei, Reportage zur Filmvorführung in Afghanistan, Trailer
Vertrieb: Warner Home Video