„A Good Year“ von Ridley Scott

Leicht fade im Abgang

„A Good Year“ von Ridley Scott

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Wer sich an die Deutsche Fernsehserie „Ein Haus in der Toscana“ erinnert, weiss, dass die plumpste Story vor dem Hintergrund eines mediterranen Städtchens mit Pflastersteinromantik plötzlich sehenswert wird. Gleiches gilt für Ridley Scotts Weingut-Romanze „A Good Year“, die ohne die Provence und die darin beheimatete Marion Cotillard als ziemlich unterdurchschnittlicher Jahrgang wohl kaum erfolreich vermarktet werden könnte.

Von Lukas Hunziker.

Max Skinner ist ein skrupelloser Londoner Investment-Experte, dem keine Tricks zu schmutzig sind, um seiner Konkurrenz ein Schnäppchen zu schlagen. Einerseits gibt er zu, ein Arschloch geworden zu sein, andererseits kann er sich ein anderes Leben nicht mehr vorstellen. Doch als Max vom Tod seines Onkels erfährt, holt ihn seine Vergangenheit ein. Obwohl er seinen Onkel seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat, verbindet er noch immer seine schönsten Kindheitserinnerungen mit ihm und seinem Weingut in der Provence. Dieses soll Max nun erben, da er der einzige lebende Verwandte ist. Unwillig reist er sogleich nach Frankreich und besucht den Ort seiner Kindheitsidylle – doch nur um das Gut schnellstmöglich so teuer wie möglich zu verkaufen. Eine Reihe von Zufällen zwingen ihn jedoch länger zu bleiben als vorgesehen. Lange genug, um die Bekanntschaft zweier Frauen zu machen, die sein Leben gründlich auf den Kopf stellen.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Lasche Story vor paradiesischer Kulisse

„A Good Year“ erzählt die klassische Geschichte des arroganten Egoisten, der sich seiner Vergangenheit und sich selbst stellen muss, um das Haus und die Frau seines Herzens zu gewinnen. Der Charme der Provence und der zwei Hauptdarstellerinnen Marion Cotillard und Abbie Cornish sind dabei die Lockstoffe sowohl für Max als auch die Zuschauer. Russell Crowe jedoch wünscht man sich in die Gladiator-Manege zurück; von einer Fehlbesetzung zu sprechen wäre zwar ungerecht, aber so richtig kann man sich mit ihm als bekehrtem Finanzhai nicht anfreunden. Die Geschichte wäre an sich gut; sie beruht schliesslich auch auf dem gleichnamigen Romans des bekannten Autors Peter Mayle. Die Umsetzung ist jedoch nicht ganz gelungen. Es fehlt dem Film an einem konsequenten Spannungsbogen, der die meist durchaus gelungenen Einzelszenen sinnvoll verbinden könnte. Vergeblich wartet man auf unerwartete Wendungen, neue Impulse oder einem Spannungsanstieg. Zurück bleibt ein Film, den man vor allem wegen seinem Drehort, der zu den schönsten der Filmgeschichte gehören dürfte, und der wortgewandt-witzigen Marion Cotillard geniessen kann.

Ausstattung

Das Bonusmaterial kommt mit einem unkonventionellen ‚Making of‘ daher. Dieses kann man nämlich in den Film eingebaut ansehen; nach einer bestimmten Szene folgt dann jeweils eine ‚Behind the Scene‘ Sequenz, in welcher man über die Dreharbeiten der Szene oder den Schauplatz mehr erfährt. Diese Sequenzen sind auch einzeln anwählbar, wodurch sich ein sehr interessantes und lobenswertes ‚Making of‘ ergibt. Die restlichen Specials sind weniger erwähnenswert; neben einem seltsamen Promoclip und dem obligatorischen Trailer finden sich noch drei Musikvideos.


Seit dem 23. April 2007 im Handel.

Originaltitel: A good Year (USA, Frankreich 2006)            
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Russell Crowe, Marion Cotillard, Albert Finney, Abbie Cornish, Tom Hollander, Freddie Highmore
Genre: Romantische Komödie
Dauer: 118 Minuten
Bildformat: 2.35:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Audiokommentar mit Ridley Scott, Promoclip mit Russell Crowe und Ridley Scott, Musikvideos, Kinotrailer
Vertrieb: Fox Home Entertainment

Im Netz
Trailer
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Offfizielle Deutsche Seite

Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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