„Nebenwirkungen“ von Manuel Siebenmann
Gewissensbisse
„Nebenwirkungen“ von Manuel Siebenmann
Eine Frau zwischen zwei Männern und zwischen den Interessen ihrer Firma und ihrem Gewissen. Aus einer so einfachen Situation kann mit wenig Mitteln ein bemerkenswerter Thriller entstehen. Zurecht wurde „Nebenwirkungen“ für den „Publikumspreis SF Schweizer Film 2007“ nominiert.
Von Lukas Hunziker.
Kurz nach der Pressekonferenz zur neuen Diätpille Defaminol, die der Firma Beyeler Pharm Ruhm, Ehre und vor allem viel Geld zu bringen verspricht, entdeckt Projektleiterin Claudia Keller, dass die Pille kombiniert mit anderen Medikamenten fatale Auswirkungen bei Schwangerschaften haben kann. Die Geschäftsleitung ist an dieser neuen Erkenntnis reichlich wenig interessiert und lässt den Fehler von einer anderen Abteilung untersuchen. Claudia jedoch will dem Fehler selber nachgehen und beginnt privat, der Sache auf den Grund zu gehen – gegen den Willen ihres Lebenspartners Christian, der als PR-Chef der Firma ebenfalls nicht daran interessiert ist, die Vermarktung von Defaminol wegen ein paar toten Ratten zu verzögern. Hilfe bekommt Claudia von ihrem ehemaligen Studienfreund Daniel, der einst ihre grosse Liebe war und nun als Journalist arbeitet. Zusammen decken die beiden die Vertuschung eines Tests auf, den Beyeler Pharm im Frauengefängnis Hindelbank gemacht hat. Doch die Firma kommt hinter Claudias unerwünschte Recherchen und greift zu immer drastischeren Mitteln, um sie zum Schweigen zu bringen …
Unkompliziert, kritisch und ungemein spannend
„Nebenwirkungen“ ist ein Schweizer Fernsehfilm, der am 29. April im Rahmen des „Publikumspreis SF Schweizer Film 2007“ erstmals ausgestrahlt wurde. Er kandidiert damit als einer von 14 Filmen für die Auszeichnung des SF Schweizer Films des Jahres und steht damit in Konkurrenz zu Kinohits wie „Mein Name ist Eugen“, „Grounding“ oder „Die Herbstzeitlosen“. Die Nominierung von „Nebenwirkungen“ ist mehr als berechtigt, denn obwohl er mit deutlich weniger Mittel produziert wurde, überzeugt er optisch wie dramaturgisch. Die Geschichte beginnt ohne jegliche Umschweife und baut gekonnt Spannung auf, die sich bis zum Schluss hält. Der Film überzeugt mit Einfachheit, der Beschränkung auf wenige Figuren und einer klassischen Konfliktsituation, überzeugenden Darstellern und erstklassigen Spannungsmomenten. Dass er gegen Schluss etwas an Einfachheit abgibt und ein etwas kompakteres Ende haben dürfte, mag den guten Gesamteindruck kaum zu mindern. Auch das Thema ist brisant und gibt dem Film eine wirtschaftskritische Dimension, die man von Schweizer Spielfilmen sonst eher nicht gewohnt ist (von „Grounding“ mal abgesehen). „Nebenwirkungen“ ist nicht nur solide Sonntag-Abendunterhaltung, sondern verdiente es fast, auch im Kino gezeigt zu werden.
Ausstattung
Angesichts der Tatsache, dass der Film eine Fernsehproduktion ist, verwundert es nicht, dass sich neben ein paar (eher peinlichen) Standfotos nur eine PDF-Pressemappe als Bonusmaterial hat, in der ausführliche Infos zu Darstellern und Crew zu finden sind. Nach mehr Extras zu schreien wäre sicher unangemessen und der Kauf der DVD lohnt sich auch ohne solche auf jeden Fall. Unbedingt vermeiden sollte man, die Inhaltsangabe auf der Rückseite zu lesen, da diese sehr ungeschickt viel zu viel von der Handlung verrät.
Seit dem 26. April 2007 im Handel.
Originaltitel: Nebenwirkungen (Schweiz 2007)
Regie: Manuel Siebenmann
Darsteller: Sabine Timoteo, Michael Neuenschwander, Hanspeter Müller-Drossaart, Jean-Pierre Cornu, Roeland Wiesnekker
Genre: Thriller
Dauer: 89 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprachen: Schweizerdeutsch
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Audio: Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Standfotos, Pressemappe
Vertrieb: Max Music