„Princesas“ von Fernando León de Aranoa

Tragisch, komisch, sympathisch

„Princesas“ von Fernando León de Aranoa

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Einen unverklärten Film über Prostitution zu machen, ohne Vorurteile, Klischees oder moralischen Zeigefinger, ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben für einen Regisseur. Fernando León de Aranoa hat sich ihr dennoch angenommen, und mit „Princesas“ einmal mehr bewiesen, dass in Spanien Filme von Weltklasse gemacht werden.

Von Lukas Hunziker.

Caye ist eine weder noch junge noch schon alte Prostituiere, die ihrem Beruf weder mit Freude noch mit Ablehnung nachgeht. Eines Tages trifft sie Zuleima, eine illegale Einwanderin aus der Dominikanischen Republik, die von einem Freier übel zugerichtet wurde. Obwohl Zuleima zu Cayes verhasstester Konkurrenz gehört – den ausländischen Prostituierten, die für weniger Geld mehr machen – freunden sich die beiden an. Doch mehr als auf Caye ist Zuleima noch immer auf den Mann angewiesen, der sie geschlagen hat, da er ihr einen Pass besorgen kann, mit dem sie sich eine legale Existenz für sich und ihren Sohn, den sie nachholen will, aufbauen könnte. Aber auch Caye hat bald ihre eigenen Sorgen, da sie sich verliebt, ihrem Freund aber nicht offen über ihren Beruf erzählen kann.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Ohne jeden Voyeurismus

„Princesas“ schafft es, weder ein Mitleid erregender Film über ausgenutzte Prostituierte noch ein beschönigendes Portrait des Milieus zu sein. Der Film erzählt vor allem die Geschichte zweier Frauen, zweier starken Frauen, die ihr Leben verbessern möchten, aber noch keine Chance dazu bekommen haben. Die Geschichte braucht nicht mehr und nicht weniger als ihre zwei Protagonistinnen und zahlreiche originelle Nebenfiguren, um einem über fast zwei Stunden mit tragischer Komik und komischer Tragik hervorragend zu unterhalten. Obwohl der Film erst ab 16 freigegeben ist, muss man weder allzu gewalttätige noch sexuell explizite Szenen fürchten. „Princesas“ entzieht sich bewusst jedem Voyeurismus und rückt das Menschliche seiner Figuren in der Vordergrund. Keine Szene ist zu viel, einige sind tief bewegend und das Ende ist auch sehr gelungen. Eine kleine, berührende Filmperle, bei der man lachen und weinen kann.

Ausstattung

Die DVD beinhaltet ein viertelstündiges, solides und interessantes ‚Making of‘, das einem den Regisseur, die Darstellerinnen und den Film näher bringt. Das Bonusmaterial wird ergänzt mit zwei kurzen, nicht verwendeten Szenen, einem knapp 20minütigen Parallelvergleich von Film und Storyboard, dem Video-Clip von Manu Chao, der den Titelsong zum Film beisteuerte, einer Fotogalerie und einer Galerie mit Posterentwürfen sowie dem spanischen und deutschen Trailer. Dies ist mehr Bonusmaterial, als man erwarten durfte, und ein Grund mehr, die eigene Sammlung mit der DVD zu ergänzen.


Seit dem 19. April 2007 im Handel.

Originaltitel: Princesas (Spanien 2005)            
Regie: Fernando León de Aranoa
Darsteller: Candela Peña, Micaela Nevárez, Mariana Cordero, Llum Barrera
Genre: Drama
Dauer: 108 Minuten
Bildformat: 1.85:1
Sprachen: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Französisch
Audio: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Making of, Deleted Scenes, Storyboard, Videoclip Manu Chao, Posterentwürfe, Fotogalerie, Trailer,
Vertrieb: Impuls

Im Netz
Trailer
Offizielle Englische Seite

Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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