„Das Fräulein“ von Andrea Staka
Freud und Leid im Exil
„Das Fräulein“ von Andrea Staka
„Das Fräulein“ ist seit „Höhenfeuer“ der erste Schweizer Spielfilm, der den Goldenen Leoparden in Locarno gewinnen konnte. Andrea Stakas Kinodebüt erzählt vom Leben dreier Frauen aus Ex-Jugoslawien, für welche die Schweiz Zwischenstation oder neue Heimat geworden ist. – Ein lustiger, rührender, stiller und bewundernswerter Film.
Von Lukas Hunziker.
Die ursprünglich aus Serbien stammende Ruza hat sich in der Schweiz über 25 Jahre hinweg eine neue Existenz aufgebaut. Sie leitet eine Kantine und ist eine ordnungsfanatische und strenge Chefin. Viel Freude gibt es in ihrem Leben nicht und Annäherungsversuchen von selbst ehrlich in sie verschossene Kunden weist sie zurück. – Bis die junge Bosnierin Ana auftaucht. Ruza stellt sie ein, nachdem Ana ihr spontan in der Kantine geholfen hat. Wie allen Leuten ist Ruza auch Ana gegenüber skeptisch, besonders, da deren Lebensfreude und Sorglosigkeit sie irritieren. Doch langsam werden die beiden Freundinnen und Ruzas Leben wird farbiger und froher. Doch während die einst freudlose Kantinenchefin aufblüht, zeigt sich, dass Ana mit ihrer übertriebenen Lebensfreude nur eine dunkle Wahrheit verdrängen will.

Rundum gelungen
„Das Fräulein“ zeigt die Schweiz aus einer neuen Perspektive; jener der zahlreichen Gastarbeiter aus Ex-Jugoslawien, von denen viele nie die Absicht hatten, in der Schweiz zu bleiben, sondern nach dem Krieg zurückzukehren. Im Zentrum der Geschichte stehen gleichzeitig eine ganze Bevölkerungsgruppe und zwei starke Frauenfiguren, die Konflikte jenseits der Integrationsproblematik zu bewältigen haben. Diese Verknüpfung ist aber nur eine von vielen Stärken des Films. Als weitere ist zu nennen, dass die Geschichte tragische mit komischen Elementen verbindet und damit weder Unterhaltungswert noch Tiefgang verliert. Und dann sind da die zwei herausragenden Schauspielerinnen Mirjana Karanovic und Marija Skaricic sowie die ebenfalls bemerkenswerten Nebendarsteller, nicht zu sprechen von der wunderbaren Filmmusik und den schönen, stimmigen Bildern. Kurz: den Leopard hat sich Andrea Szaka verdient und man darf hoffen, dass die junge Regisseurin die Leinwand bald wieder beehren wird.
Ausstattung
Das gut 20minütige ‚Making of‘ gibt einen undistanzierten Einblick in die Entstehung des Films und die Motivation der Regisseurin, ihn zu machen. Das ‚Making of‘ ist gespickt mit Interviews mit Andrea Staka und der beiden Hauptdarstellerinnen sowie weiteren Darstellern und der Crew, wobei die Figuren und ihre Geschichten im Zentrum des Interesses stehen. In einem kleinen sechsminütigen Beitrag, der den Film und die Regisseurin nach dem Gewinn des goldenen Leoparden in Locarno portraitiert, gibt es noch zusätzliche interessante Infos. Weiter gibt’s zwei „Behind-the-Scenes“ Zusammenschnitte, unkommentiert aber unterlegt von der wunderbaren Filmmusik.
Seit dem 24. Mai 2007 im Handel.
Originaltitel: Das Fräulein (Schweiz 2006)
Regie: Andrea Staka
Darsteller: Mirjana Karanovic, Marija Skaricic, Ljubica Jovic
Genre: Drama
Dauer: 75 Minuten
Bildformat: 1:1.66
Sprachen: Mehrsprachige Originalversion (mehrheitlich Deutsch)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Bosnisch, Slovenisch, Kroatisch, Serbisch
Audio: Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Making of & Interviews, Filmbeitrag über Andrea Staka, Booklet, Trailer
Vertrieb: Max Music
Im Netz
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