„Little Children“ von Todd Field

Lebenskrisen der Vorstadt

„Little Children“ von Todd Field

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Trotz den drei Oskarnominierungen war der Auftritt von „Little Children“ in den meisten Schweizer Städten kurz. Zugegeben, die Literaturverfilmung ist sehr eigenwillig und dürfte den einen oder anderen Zuschauer eher befremden. Nichtsdestotrotz überzeugt die Ehebruchsgeschichte, u.a. mit einigen schlicht genialen Einzelszenen.

Von Lukas Hunziker.

Sarah lebt mit ihrem sexuell leicht perversen Ehemann in einem netten Haus einer netten amerikanischen Vorstadt. Seit kurzem wird die Idylle in der Nachbarschaft jedoch auf die Probe gestellt, da ein Mann, der wegen eines exhibitionistisch-pädophilen Vergehens im Gefängnis gesessen hatte, zugezogen ist. Während die Nachbarinnen und Nachbarn kaum an etwas anderes denken können, verliebt sich Sarah in den Vorzeigefamilienvater in der Nachbarschaft, und beginnt mit diesem eine leidenschaftliche Affäre. Müssig zu sagen, dass die Nachbarschaft diese ebenso wenig toleriert wie den pädophilen Straftäter, und tatsächlich sollten sich die Wege von Sarah und dem Perversen bald kreuzen.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Stark in den Einzelszenen

„Little Children“ ist eine gewagte Mischung aus Drama, Romanze und bitterböser Satire. Der Amerikanische Traum wird sorgfältig und gnadenlos dekonstruiert, und die Nachbarn von nebenan werden als perverser dargestellt als der zugezogene Pädophile. Im Zentrum der Geschichte steht zwar der Ehebruch und versuchte Ausbruch aus der Gesellschaft der beiden Hauptfiguren, doch der Film überzeugt vor allem in jenen Szenen, wo die paranoide Nachbarschaft auf die Schippe genommen wird. Grandios ist beispielsweise die Kettenreaktion zur Massenpanik, als der Pädophile ins Schwimmbad kommt und sich im selben Becken wie die Kinder zu Wasser lässt. Doch die Stärke der Einzelszenen ist gleichzeitig auch das Problem des Films: wohl gerade weil die literarische Vorlage bei der Adaption gekürzt werden musste, kommt einem der Film lückenhaft und nicht wie ein vollendetes Ganzes vor. Andererseits lässt diese Episodenhaftigkeit „Little Children“ zu einem etwas anderen Filmerlebnis werden, als was wir sonst aus den Traumfabriken Amerikas ertragen müssen.

Ausstattung

Die DVD kommt momentan nur als Standard Edition auf den Schweizer Markt, ohne jegliches Bonusmaterial. Dies ist eigentlich unverzeihlich, da der Film geradezu nach Bonusmaterial schreit. Hoffen wir, dass eine Special Edition doch noch irgendwann folgen wird.


Seit dem 10. September 2006 im Handel.

Originaltitel: Little Children (USA 2006)            
Regie: Todd Field
Darsteller: Kate Winslet, Patrick Wilson, Jennifer Connelly, Jackie Earle Haley
Genre: Drama / Satire
Dauer: 131 Minuten
Bildformat: 2.40:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: –
Vertrieb: Warner

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Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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