„Der Fluch der goldenen Blume“ von Yimou Zhang
Grandios gescheitert
„Der Fluch der goldenen Blume“ von Yimou Zhang
Man muss nicht Shakespeare sein, um eine gute Tragödie zu schreiben. Und doch weiss man den berühmtesten Dramatiker aller Zeiten gerade dann wieder einmal zu schätzen, wenn ein meisterlich besetztes Drama vor opulenten Kulissen in betörenden Farben dennoch nicht die kathartische Wirkung eines „King Lear“ besitzt und am Fluch aktueller Kinokonventionen scheitert.
Von Lukas Hunziker.
„Der Fluch der goldenen Blume“ beginnt subtil und in bester Shakespearescher Tradition. Wir befinden uns im China des 10. Jahrhunderts, im Epizentrum des Reichtums eines riesigen Kaiserreichs: den Gemächern der Kaiserin. Diese erfährt von der Rückkehr des Kaisers und ihrem ältesten Sohn. Dass ihr diese Rückkehr wenig Freude bereitet, wird schnell mehr als deutlich, und bald erfahren wir auch den Grund dafür: die Kaiserin hat mit ihrem Stiefsohn, dem Sohn des Kaisers aus früherer Ehe, ein Verhältnis. Wir sind entsetzt und glauben, die Bösewichtin des Films schon ausgemacht zu haben. Doch dann wendet sich das Blatt und wir erfahren, dass der Kaiser seine Gemahlin vergiftet, indem er ihrer Medizin, die sie mehrmals täglich einnimmt, eine weitere Zutat beifügt, welche sie langsam in den Wahnsinn treibt. Und schon sind wir mitten in einer familiären Intrige, einem Netz aus Geheimnissen und Geheimplänen, welches ein Ende mit Schrecken verspricht.
Der Faden reisst
Leider wird aus dem Ende mit Schrecken ein schreckliches Ende. So gut der erste Teil des Filmes ist, der zweite Teil wird zur Enttäuschung. Denn während wir erst über Dialog- und Einzelszenen behutsam in die Geschichte und ihre Figuren eingeführt werden, so dass wir meinen, uns wirklich in eine Stücks Shakespeare zu befinden, nehmen langsam aber sicher Actionszenen die Oberhand. Zwar sind diese anfangs noch sehr elegant und der Story durchaus zuträglich in Szene gesetzt, doch dann kommt es zur grossen Schlacht, voller mittelmässiger Leinwandtricks, welche einen so krassen Bruch zur sonstigen Subtilität des Films darstellt, dass der sorgsam gesponnene Faden zwischen den Filmfiguren und dem Zuschauer reisst. Und so stehen wir dann in der letzten Szene da, mit vielen Fragen anstatt nasser Augen – und darüber zu weinen macht die Sache auch nicht besser.

Göttin der Leinwand: Gong Li
Trotzdem, epische Tragödien sind im heutigen Mainstreamkino so selten – niemand wage es hier „Troy“ als solche zu bezeichnen, sonst setzt es Prügel – dass man sich den Film trotzdem anschauen sollte, schon nur um den Versuch zu würdigen. Was „Der Fluch der Goldenen Blume“ trotz allem zum Vergnügen macht, ist einerseits wie gesagt die erste Filmhälfte, andererseits die anbetungswürdige Gong Li, welche der Rolle der Kaiserin allein mit ihrer Mimik und Gestik eine unglaubliche Kraft und Tiefe verleiht, die kaum eine Vertreterin des ganzen weibliche Hollywoodpacks zustande brächte. Dass auch Chow Yun-Fat als Kaiser eine gute Figur macht, verwundert wenig – generell ist die Besetzung betörend gut, obwohl Gong Li dann doch niemand das Wasser reichen kann. Somit bleibt „Der Fluch der goldenen Blume“ trotz der enttäuschenden zweiten Hälfte immer noch besser, als so manche moderne Inszenierung von „King Lear“.
Ausstattung
Die DVD enthält ein ultra-amerikanisches aber dennoch akzeptables ‚Making of‘ mit vielen Interviewausschnitten, sowie zwei Featurettes zu Gong Li als Kaiserin und Chow Yun-Fat als Kaiser. Konventionell und nach Marketing stinkend, aber durchaus einen Blick wert.
Seit dem 26. November 2007 im Handel.
Originaltitel: Man cheng jin dai huang jin jia (China, Hongkong 2006)
Regie: Yimou Zhang
Darsteller: Chow Youn-Fat, Gong Li, Chou Jay, Liu Ye
Genre: Historiendrama
Dauer: 110 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprachen: Deutsch, Mandarin
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Makinf of, Featurettes, Trailer
Vertrieb: Warner
Im Netz
Trailer
Offizielle Englische Website
Lukas Hunziker bedroht seine leser mit Prüheln? Was für ein grandoioses Arschloch.
Oh ja, das tu ich, und für schlechte Rechtschreibung gibts auch welche. Und das grandios nehm ich als Kompliment 🙂