„In the Valley of Elah“ von Paul Haggis
Krieg und kein Frieden
„In the Valley of Elah“ von Paul Haggis
Mit seinem Kinodebüt „Crash“ und seinen Drehbüchern zu Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“ und „Flags of our Fathers“ stieg Paul Haggis in die Goldliga des Amerikanischen Films auf, und gehört zu den interessantesten Geschichtenerzähler Hollywoods. Bei den Oscars ging sein aktueller Film „In the Valley of Elah“ leer aus. Heissen will dies aber nichts, denn dass der Film ignoriert wurde dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass er das seit langem brisanteste politische Statement des Amerikanischen Mainstreamkino wagt.
Von Lukas Hunziker.
Alles beginnt im typisch amerikanischen Vorstadt-Einfamilienhaus, mit dem konservativen, patriotischen Hank Deerfield (Tommy Lee Jones). Dieser erhält einen Anruf von der Militärbasis, auf welcher sein Sohn Mike stationiert ist, und wird informiert, dass dieser vermisst wird. Hank, der bis zu diesem Augenblick glaubte, sein Sohn sei noch im Irak stationiert, zögert nicht lange, und packt seinen Koffer. Als er Fort Rudd erreicht ist Mike noch immer nicht aufgetaucht, und die einzige Spur, die Hank findet, ist Mikes beschädigtes Handy. Dieses enthält eine Reihe von Videos, auf welchen jedoch kaum mehr etwas zu erkennen ist. Während ein Fachmann sie wiederherzustellen versucht, setzt Hank seine Suche nach Mike fort. Gefunden wird sein Sohn jedoch nicht von ihm, sondern von der Polizei – ein kleinen Stücken über eine Böschung verteilt.
David gegen Goliath
Hank, der schon seinen ersten Sohn verloren hat, sucht von da an nicht mehr nach seinem Sohn, sondern nach dessen Mörder. Zur Seite stellt sich ihm dabei die Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron), welche Hank trotz seiner Arroganz und seinem Stolz bedauert. Steine werden den beiden während ihrer Ermittlungen vor allem vom Militär in den Weg gelegt. Dass Mikes Tod irgendwie mit seinem Irakeinsatz zusammenhängt, wird mit jeder wiederhergestellten Videodatei, welche Hank nach und nach per E-Mail zugeschickt bekommt, klarer. Seinen Titel erhält der Film schliesslich durch eine Schlüsselszene, in welcher Hank Emilys Sohn die Geschichte vom Kampf zwischen David und Goliath im Tal von Elah erzählt. Wer Mikes Mörder ist, soll hier natürlich nicht verraten werden, doch wer weiss, dass die letzte Einstellung des Film eine verkehrt aufgehängte Flagge ist, mag erahnen, dass es nicht Jack the Ripper war.

Spannend, kritisch, toll besetzt
„In the Valley of Elah“ überzeugt als politisches Statement sowie als Film auf der ganzen Linie. Er wagt sich an Tabuthemen wie Nachkriegstraumas und übt über seine biblischen Bezüge erbarmungslos Kritik am Irakkrieg und den dort verübten Gräuel. Diese werden nicht gezeigt, sondern lediglich angedeutet, was sie jedoch umso schockierender macht. Obwohl im Zentrum des Films ein persönliche Verlust steht, wird der Film ihn keiner Minute zum sentimentalen Gefühlsdrama. Zu verdanken ist dies der hervorragenden Besetzung, die nicht nur mit Tommy Lee Jones in der Rolle seines Lebens überzeugt, sondern auch mit einer von Make-up und Haarfärbung gesäuberten Charlize Theron. Doch auch sonst stimmt an Haggis‘ zweiter Regiearbeit eigentlich alles, und es ist schon fast vermessen zu sagen, dass man ihm noch Grosses erwarten darf – denn Grosses liefert er bereits mit einer beängstigen Regelmässigkeit.
Daher ist „In the Valley of Elah“ eigentlich nur wärmstens sowohl jenen zu empfehlen, die spannende Thriller lieben, als auch Freunden des tiefgründigen und politischen Kinos. Ganz besonders ans Herz legen möchten wir den Film naiven Rekruten, die sich ihr Programm für den Ausgang noch nicht zurecht gelegt haben.
Ab dem 13. März 2008 im Kino.
Originaltitel: In the Valley of Elah (USA 2007)
Regie: Paul Haggis
Darsteller: Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Susan Sarandon, Jason Patric
Genre: Drama
Dauer: 121 Minuten
CH-Verleih: Ascot Elite
Im Netz
Trailer
Offizielle Englische Seite