„Der Eisige Tod“ von Gregory Jacobs

Tiefgefrorener Road-Movie Grusel

„Der Eisige Tod“ von Gregory Jacobs

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Gewisse Filmemacher scheinen noch immer nicht zwischen einem Ende mit Schrecken und einem schrecklichen Ende unterscheiden zu können. „Der Eisige Tod“ beginnt als vielversprechender Road-Movie-Grusel und mündet in pseudo-mystischem Monsterquark. Und der schmeckt trotz Emily Blunt nach abgelaufenem Joghurt.

Von Lukas Hunziker.

Eine College-Studentin (da sie namenlos ist, nennen wir sie Emily) sieht sich erst gezwungen den Bus zu nehmen, um ihre Familie in Delaware über Weihnachten zu besuchen. Doch dann findet sie eine Anzeige für eine Mitfahrgelegenheit; ein ihr unbekannter Student (und den nennen wir Ashton) fährt am selben Tag gerade dorthin. Während die beiden auf schneebedeckten Highways nach Norden fahren, wird es auch im Auto drin nicht richtig warm, zumindest emotional nicht. Emilys Langeweile kränkt Ashton, ein gutes Gespräch kann aber auch er nicht bieten. Im Gegenteil, als Emily ihn über sich erzählen lässt, macht sie ihn immer wieder auf Widersprüche aufmerksam. Kurz vor dem Eindunkeln biegt er unerwartet auf eine Nebenstrasse ab, mit der Erklärung, es handle sich dabei um eine Abkürzung. Kurz darauf kommt ihnen ein Wagen entgegen und rammt sie von der Strasse. Das Auto steckt fest, es ist eiskalt, der Tank leert sich langsam. Emily sieht die schlimmste Nacht ihres Lebens über sich hereinbrechen, dabei hat sich noch keine Ahnung, was diese Nacht noch alles mit sich bringen würde.

Und Nietzsche soll das Ganze ausbaden

Der Film beginnt geschickt, von der ersten Minute an Stimmung aufzubauen. Die Widersprüche, die Emily in Ashtons Informationen über sich feststellt, die Entwicklung der Musik, die kalten Landschaftsbilder – all das lässt auf die Entwicklung eines spannenden Horrorthrillers hoffen. Doch sobald das Auto feststeckt, kommt auch die Handlung nicht mehr vorwärts, und bald kommt, was kommen muss. Die Dialoge flachen ab, ein paar Gestalten huschen durchs verschneite Dickicht auf, und tief aus der Winternacht taucht eine konstruierte, klischierte Geschichte über ein vermeintliches Verbrechen in der Vergangenheit auf. Schlimm genug, doch das Ganze wird damit zu retten versucht, dass man Nietzsche höchstpersönlich bemüht und mit dem Begriff „ewige Wiederkehr“ Schauder und Schrecken zu verbreiten sucht. Hätte man Nietzsche an jenem berühmten Tag in Turin das Drehbuch für „Der Eisige Tod“ zu lesen gegeben, er hätte das verdammte Pferd nicht nur umarmt sondern es im Beisein sämtlicher Familienangehörigen beider Seiten kirchlich geheiratet.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Ob ewige Wiederkehr oder nicht, was Emily und Ashton in der Nacht alles passiert lässt sich schwer logisch erklären, leider auch nicht dem Zuschauer. Dieser sieht eine gute Ausgangslage ruiniert und erschrickt bis zum langweiligen Ende kein einziges Mal mehr – so unter Schock steht er, dass zwei interessante Jungschauspieler sich für so was hergeben. Den Schrei, der die ganze Nachbarschaft in den Bunker treibt, folgt beim Abspann, als er daran erinnert wird, dass George Clooney und Steven Soderbergh als ausführende Produzenten Pate standen. Horror mal anders.

Ausstattung

Die DVD enthält ein solides 16minütiges ‚Making of‘, das sich alle Mühe gibt zu behaupten, die Dreharbeiten seien um einiges anstrengender gewesen als jene der „Herr der Ringe“ Trilogie zusammen. Immerhin gibt es einige Interviews und interessante Blicke hinter die Kulissen. Regisseur und Autoren haben sich zudem die Mühe gemacht, einen Audio-Kommentar zu sprechen – so enttäuschend wie der Film ist der Bonus daher nicht ganz.


Seit dem 14. März 2008 im Handel.

Originaltitel: Wind Chill (USA 2007)            
Regie: Gregory Jacobs
Darsteller: Emily Blunt, Ashton Holmes, Martin Donovan
Genre: Horror
Dauer: 87 Minuten
Sprachen: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Audio: 5.1 Dolby Digital
Bonusmaterial: Audiokommentar des Regisseurs und der Autoren, Making of
Vertrieb: Impuls

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Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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