„21“ von Robert Luketic

Himmel und Hölle in Las Vegas

„21“ von Robert Luketic

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„Everyone wants to be he one who beats Vegas, who gets to be in that lifestyle“. Auf dieser zweifelhaften Aussage baut  „21“ von Robert Luketic auf. Der Film erzählt die Geschichte eines Teams von Mathegenies, welche mit Kartenzählen an den Blackjack-Tische in Las Vegas absahnen. Klingt nett, ist aber lauwarmes Glücksspiel-Kino mit fragwürdigen moralischen Implikationen.

Von Lukas Hunziker.

Ben Campbell fehlt es nicht an Grips, um an die Harvard Medical School zu kommen, sondern an Geld. 300’000 Dollar kostet das Studium – für Ben eine schlicht aufbringbare Summe. Seine einzige Hoffnung ist ein Stipendium, doch um dieses zu bekommen, muss er die Stiftung mit einer Lebenserfahrung verblüffen, die ihn von der Masse abhebt. Erst glaub Ben, dies mit dem Sieg an einem Wissenschafts-Wettbewerb zu erreichen, doch dann findet er unverhofft Aufnahme in ein Team von professionellen Blackjack Spielern, welches von seinem Mathematiklehrer gemanagt wird. Das Team hat eine ausklügelte Strategie entwickelt, Karten zu zählen, so dass sie die hohen Einsätze nur dann wagen, wenn ihre Chancen gut stehen. Bens Talent verhilft ihm innert kurzer Zeit zu einem kleinen Vermögen – doch mit dem Geld kommt der Hochmut und bald lässt Ben seine Freunde und sein Projekt für den Wettbewerb im Stich um sich in den Nachclubs Vegas‘ zu vergnügen. Inzwischen ist der Casino-Detektiv Cole Williams Bens Team allerdings auf die Schliche gekommen – und Cole ist nicht gerade bekannt dafür, Kartenzählern nett zu behandeln.

Streber ohne Sympathiefaktor

„21“ leider darunter, sich nicht entscheiden zu können, Las Vegas als den Amerikanischen Traum oder dessen Korruption dazustellen. Optisch wäre der Fall eigentlich entschieden; die Kamera fängt die einzig von Neonlichtern erleuchtete Stadt als oberflächliche, abstossende Glamourhölle ein. Dieser traut man zwar durchaus zu, aus unschuldigen Strebern arrogante Playboys zu machen, die Korruption Bens durch die Casinowelt überzeugt jedoch kaum, da der Zuschauer die Verführungskünste der Stadt nicht selber zu spüren bekommt. Nichts möchte man weniger, als zu Bens Blackjack-Gruppe zu gehören, da man Professor Micky Rosa sofort als Privatdiktator erkennt und die Gruppe mit ihren endlosen Diskussionen über Blackjack ein Verein geldgeiler Mathefreaks bleibt. Die Sympathie für Ben hält sich auch dann in Grenzen, wenn Cole Williams Faust Abdrücke auf seinem Gesicht hinterlässt. Jim Sturgess spielt gut, seine Figur bleibt uninteressant und zunehmend nervig.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Casinoerfolg als Weg zum Glück

Mit welcher ‚unerwarteten‘ Wende der Film den Zuschauer kurz vor dem Schluss überraschen will, hat man zur Filmmitte schon beinahe erraten. Der tatsächliche Schluss jedoch wird zu einem der Hauptprobleme des Films. Wie von Anfang an klar wird, ist Bens Aufstieg und Fall in Las Vegas gerade jene Erfahrung, welche ihm das Stipendium sichern wird. Das Stipendium geht somit an jenen Bewerber, welcher sein Projekt, ein Roboterauto, das ohne Benzin fährt, verworfen hat, um mit seinen mathematischen Fähigkeiten die Casinos in Las Vegas auszutricksen. Doch selbst das ginge noch in Ordnung, wenn Ben zumindest ein bisschen sympathisch oder seine Darstellung ein bisschen realistisch wäre. Doch von Figurenführung scheint Luketic nichts zu verstehen. Auch dramaturgisch versagt der Film, in dem er sich in seinen Spielmittel auf schnelle Schnitte am Casinotisch und Slow Motion in den dramatischen Szenen beschränkt. Damit ist der Film formal wie inhaltlich oberflächlich.

„21“ enttäuscht trotz guter Darsteller und gutem Stoff. Die Umsetzung einer eigentlich guten Story ist unausgereift, genauso wie ihre Figuren. Das Resultat ist ein schales Casinofilmchen mit Drama-Allüren. Ein klassischer Fall eines Films, dessen Trailer geiler ist das der Film selbst.


Ab 5. Juni 2008 im Kino.

Originaltitel: 21 ( USA 2008)            
Regie: Robert Luketic
Darsteller: Kevin Spacey, Jim Sturgess, Kate Bosworth, Laurence Fishburne
Genre: Drama
Dauer: 120 Minuten
CH-Verleih: Disney

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Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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