„All the Boys love Mandy Lane“ von Jonathan Levine

„They all get big when they get hard“

„All the Boys love Mandy Lane“ von Jonathan Levine

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„Scream“ liess 1996 den Teeniehorror-Slasher wieder aufleben, in dem es munter die Klassiker aus den 70ern zitierte und die Rolle des maskierten keinem Monster wie Freddy, Jason oder Michael Myers gab, sondern gewaltlüsternen Teenagern. Die beiden Fortsetzungen von „Scream“ sowie weitere Versuche des Revivals alter Slasherfiguren, wie der schreckliche „Freddy vs. Jason“ scheiterten jedoch kläglich. Heute, 12 Jahre nach „Scream“, versucht Jonathan Levine nochmals, uns das Teeniesterben schmackhaft zu machen – und setzt dem Genre damit einen zweiten Stein aufs Grab.

Von Lukas Hunziker.

Schon die Ausgangssituation ist an Originalität kaum zu unterbieten. Mandy Lane ist das begehrteste Mädchen der Highschool, wobei bei das Begehren ein primär männliches ist und sich auf ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale beschränkt. Mandy ist allerdings etwas schüchtern und möchte ihre Geschlechtsmerkmale vorerst vor der Öffentlichkeit verborgen halten. Trotzdem willigt sie ein, zusammen mit drei Jungs und zwei Freundinnen das Wochenende auf einer abgelegenen Ranch zu verbringen. Ja, und dort wird eben erst einmal etwas gebadet, damit Mandy Lane sich im Bikini zeigen kann, und nach dem Eindunkeln wird fleissig Wahrheit-oder-Pflicht gespielt. Und irgendwann gehen die dauergeile Marlin und das hühnerbrüstige Jake ein wenig in die Scheune, wo Marlin ein bisschen von Jakes primären Geschlechtsmerkmalen kostet und sauer wird, als dieser sich danach weigert, ihre zu kosten. Und dann, ja, dann geht das Licht aus und Marlin wird zum ersten Opfer eines psychopathischen Mörders.

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© Studio / Produzent

Triebgesteuerte Teenager

Fassen wir nochmals zusammen: Teenies an einem einsamen Ort werden von einem Psychopathen besucht. Klar, mit Originalität war Drehbuchautor Jacob Forman nicht gesegnet, aber eigentlich sollte man auch aus bekannten Storyelementen etwas Neues schaffen können. Vom revolutionären Charakter seines Films ist Regisseur Jonathan Levine jedenfalls überzeugt; stolz behauptet er, er habe sich im Gegensatz zu anderen Horrorfilmen in „Mandy Lane“ eben noch Zeit für seine Figuren genommen. Tatsächlich aber sind die sechs Teenies und der Mörder etwa so dreidimensional wie Strichmännchen. Die drei Jungs folgen dem einfach Instinktbefehl „Schönes Frau nageln“, Mandy’s Freundinnen dem weiblichen Pendant: „Schönes Frau werden und dann von schönes Mann nageln lassen“, und Mandy Lane der keuschen Variante „Nix nageln, nur Freunde sein“. Dies, liebe Europäer, ist das komplexe Innenleben eines Amerikanischen Teenagers.


Titten statt Tiefgang

Dabei wäre der Ansatz von Mandys Geschichte eigentlich überaus interessant gewesen: Eine attraktive junge Frau, die erst noch zu ihrer Sexualität finden muss, leidet darunter, dass ihr Umfeld sie bereits allein über ihren Körper definiert und an ihr ein ausschliesslich ein sexuelles Interesse hat. Hätte der Film dieses Thema ernster verfolgt, hätte er eine überaus interessante psychologische Dimension gekriegt. Allerdings verfällt der Film seinem eigenen Thema zum Opfer und inszeniert Mandy als genau das, was die männliche Highschool-Jugend in ihr sieht: einen heissen Teenager. Darüber hinaus nimmt die Geschichte Sexualität alles andere als ernst und lässt die kopulierfreudigen Girls Weisheiten wie „They all get big when they get hard“ versprühen. Viele Szenen hinterlassen zudem den Eindruck, dass Drehbuchautor Forman seine weiblichen Figuren aus Männerphantasien geschaffen hat: die Männer kriegen Hand- und Blowjobs, die Frauen gehen leer aus, rasieren sich dafür die Schamhaare (keine Vorfreude Jungs, man kriegt nichts zu sehen) und zeigen uns stolz ihre zarten jungen Brüste. Was an guten Ansätzen für ein interessantes Teenager-Drama vorhanden ist, wird, man muss es fast so sagen, unter einem grossen Haufen Scheisse begraben.

„All the Boys love Mandy Lane“ ist ein unterdurchschnittlicher Teenie-Slasher mit keinerlei neuen Ideen, sondern höchstens ein paar guten Ansätzen, die unterwegs liegen gelassen werden. Wem 10 Sekunden Titten und gute Filmmusik immer noch Grund genug sind, den film zu sehen, bitteschön.


Ab 28. August 2008 im Kino.

Originaltitel: All the Boys love Mandy Lane ( USA 2006)            
Regie: Jonathan Levine
Darsteller: Amber Heard, Anson Mount, Michael Welch, Edwin Hodge
Genre: Horror
Dauer: 90 Minuten
CH-Verleih: Ascot Elite

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Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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