„Nimmermeer“ von Toke Constantin Hebbeln
Der Advokat der Träume
„Nimmermeer“ von Toke Constantin Hebbeln
„Nimmermeer“ ist die Geschichte eines wahren Helden namens Jonas. Doch der kleine Junge erschlägt keine Drachen und bekämpft keine Riesen. Dafür lernt er, wie man erwachsen wird und doch ein Kind bleibt.
Von Sandra Despont.
„Es war einmal…“, so fängt die märchenhafte Geschichte des Fischerjungen Jonas an, der nach dem Verlust seines Vaters sein Lächeln und seine Träume verliert, und sie erst nach der Begegnung mit einem durchziehenden Schausteller wieder findet.
Die harte Hand Gottes
In bitterer Armut lebt der Junge Jonas in einer kleinen Hütte mit seinem Vater, dem letzten Fischer des Dorfes. Jeden Tag fährt der Fischer aufs Meer, doch Fische bringt er nunmehr selten zurück. Der Vater unternimmt einen so demütigenden wie nutzlosen Bittgang im Dorf, doch die Gemeinde, denn dass wir es hier mit einer religiösen Gemeinde zu tun haben, macht eine beklemmende Gottesdienstszene deutlich, zeigt sich wenig mitleidvoll. Erst als sein Vater eines Tages nicht mehr vom Meer zurückkommt, erfährt Jonas die ganze Härte der Christenliebe, die in dem, und vor allem vom Pfarrer, gelebt wird. Dieser nimmt ihn bei sich auf und fortan muss sich Jonas einem kargen, streng geregelten, arbeitsreichen Leben nach Gottes Gebot unterwerfen. Verständnis für die Trauer des Jungen ist keine vorhanden, denn jeder Schicksalsschlag gilt als gottgewollt und manchmal, so der Pfarrer „tut es eben weh, von der Hand Gottes berührt zu werden“. Erst als der Zirkus in die Stadt kommt und der Advokat der Träume den Menschen einen Weg zeigt, an den Ort zu gelangen, wo der Himmel und das Meer sich berühren, findet Jonas sein Lächeln wieder.

Kleinod aus Deutschland
Man glaubt es kaum, was deutsche Jungfilmer hier mit einem Budget, das den Regisseurgrössen aus Hollywood die Zehennägel nach oben kehren würde, geschaffen haben: wunderschöne, poetische, bis ins kleinste Detail durchkomponierte Bilder, eine behutsame Charakterisierung und eine eindrückliche Schauspielleistung (besonders beeindruckend: Leonard Proxauf als Jonas) machen „Nimmermeer“ zu einem formalen Kleinod. Der einstündige optische Genuss beschwört Märchenbilder und erzählt über die Macht der Erinnerung als Magie gegen die harsche Wirklichkeit, ohne das, was wie ein Märchen begonnen hat, übermässig märchenhaft in aller Idylle enden zu lassen. Verdienterweise hat „Nimmermeer“ bereits einige Preise gewonnen, wie etwa den Studenten-Oscar 2007, den Eastman Förderpreis und den Förderpreis Deutscher Film. Professionell und unverkrampft erzählen hier junge Filmschaffende (der Film ist eine Produktion von Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg) eine Geschichte, die in Tim Burtonscher Manier Wirklichkeit und Phantasie verschmelzen lässt.
Ausstattung
Zu dem beeindruckenden Hauptfilm bietet die „Nimmermeer“-DVD zusätzlich ein Extra, das man sich als Filmzuschauer oft wünscht und selten bekommt: einen Kurzfilm nämlich, der nochmals beweist, dass hier ein Haufen talentierter Filmschaffende am Werk ist, von denen man in Zukunft gern noch mehr sehen möchte. Ansonsten sind die Extras, zieht man das schmale Filmbudget in Betracht, mit einem Vergleich zwischen Casting und finaler Szene, Szenen vom Filmset, Trailer und Fotogalerie ordentlich. Eine weitere Besonderheit ist das Drehbuch, das ebenfalls als Extra auf der DVD integriert ist.
Seit dem 25. Juli 2008 im Handel.
Originaltitel: Nimmermeer (Deutschland 2006)
Regie: Toke Conostantin Hebbeln
Darsteller: Leonard Proxauf, Rolf Becker, Sylvester Groth, Manni Laudenbach, Tom Lass
Genre: Drama
Dauer: 61 Minuten
Bildformat: 1.85:1
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Englisch
Audio: Dolby, PAL, HIFI Sound
Bonusmaterial: Kurzfilm „Hilda und Karl“, Vergleich Casting – finale Szene, Hinter den Kulissen, Trailer, Fotogalerien, Drehbuch (DVD-ROM)
Vertrieb: Impuls
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