„Rosa Luxemburg“ von Margarethe von Trotta

Für eine humare Welt

„Rosa Luxemburg“ von  Margarethe von Trotta

Rosa Luxemburg ist eine der wenigen Frauen unter den linken Ikonen des letzten Jahrhunderts und eine der schillerndsten  Persönlichkeiten in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Margarethe von Trottas Film aus dem Jahre 1986 ist ein hübsch anzusehendes Porträt einer Frau, die für Ihre Überzeugungen lebte – und sterben musste.

Von Garabet Gül.

rosa luxemburgRichtungsstreite gehörten schon immer zur deutschen Sozialdemokratie wie die Korruption zur Politik. Doch nicht immer waren die Unterschiede zwischen den zur Diskussion stehenden Richtungen so klein wie im Jahre 2008. Wenn heute im Zusammenhang mit den Revisionsvorschlägen des Parteivorsitzenden Kurt Beck von einem „Linksruck“ gesprochen wird, kann so ein Urteil nur einer rechts-liberalen Auslegung der Sozialdemokratie entsammen. Denn  eine kleine Sozialkorrektur an Schröders HartzIV-Reformen als Linksruck zu bezeichnen, zeigt, wie sehr nach rechts sich links verschoben hat. Und ob nun Kurt Beck oder der derzeitige Aussenminister Frank-Walter Steinmeier bei den nächsten Wahlen gegen Angela Merkel antritt, spielt keine richtungsweisende Rolle für die Partei.

Im Zweifel für die Nation

Vor rund hundert Jahren stritt man sich unter den deutschen Sozialdemokraten noch darüber: Revolution oder parlamentarische Einflussnahme. Rosa Luxemburg gehörte damals zu denjenigen, die sich für eine Veränderung der Machtverhältnisse durch eine agitatorische Arbeiterbewegung aussprachen und sich vehement gegen eine deutsche Teilnahme am ersten Weltkrieg einsetzten. Die Mehrheit der Sozialdemokraten wählten jedoch den parlamentarischen Weg und stimmten mit grossem Mehr für den Kriegseinsatz: Im Zweifel für die Nation. Nur Karl Liebknecht hielt zu ihr – beide wurden sie am 19. Januar 1919  durch Kopfschüsse erschossen. Mit solch einem Ende muss heute weder Kurt Beck noch Frank-Walter Steinmeier rechnen.

Überzeugende Barbara Sukowa

Vor dem Hintergrund der nur angedeuteten politischen Ereignisse in den Jahren 1905 bis 1919 zeigt Margarethe von Trotta in ihrer Filmbiografie eine eigenwillige und – sowohl in der Politik als auch im Privaten – kompromisslose Intellektuelle. Leidenschaftlich kämpft Rosa Luxemburg in ihren Reden und Zeitungsartikeln gegen den Krieg  und  für eine sozialistische Revolution nach dem Vorbild der Oktoberrevolution in Russland, von der sie sich eine humanere Welt verspricht.

Margarethe von Trotta richtet ihren Fokus auch auf Rosa Luxemburgs Innen- und Privatleben und thematisiert unter anderem  ihren mit den politischen  Ambitionen unvereinbaren Wunsch nach einem Kind.  Bei den Bildern überwiegen düstere Brauntöne, die an Gemälde und vergilbte Schwarz-Weiß-Fotos erinnern, im letzten Teil sind auch Dokumentarszenen zu sehen. Barbara Sukowa wurde für ihre schauspielerische Leistung als Rosa Luxemburg  bei den Filmfestspielen in Cannes mit einem Darstellerpreis ausgezeichnet.

Ausstattung

Es sind die üblichen Extras beigefügt: Biographische Daten und Interviews von und mit der Regisseurin Margarethe von Trotta und der Haupstdarstellerin Barbara Sukowa, Fotogalerien aus dem Film und am Set und diverse Trailer. Wenn man die DVD in ein CD-Rom- Laufwerk einlegt, gibt es zusätzlich ein Gespräch mit der Regisseurin zu lesen. Zu empfehlen ist das Interview mit  Margarethe von Trotta, wobei man unter anderem erfährt, dass dieser Film ursprünglich von Rainer Werner Fassbinder realisiert werden sollte.


Seit dem 11. Juli 2008 im Handel.

Originaltitel: Rosa Luxemburg (Deutschland / 1986)            
Regie:  Margarethe von Trotta
Darsteller: Barbara Sukowa, Daniel Olbrychski, Otto Sander, Hannes Jaennicke, Adelheid Arndt
Genre: Drama
Dauer: 117 Min.
Bildformat: 1,66:1
Sprachen: Deutsch
Untertitel:
Audio: Mono Dolby Digital
Bonusmaterial: Interviews, Biografien, Fotogalerie, Gespräche mit Regisseurin, Trailer
Vertrieb: Max Vision

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