„Across the Universe“ von Julie Taymor
Love is not all you need
„Across the Universe“ von Julie Taymor
Ein Musical mit Neuinterpretationen von Beatles-Songs. Tönt doch eigentlich ganz nett, besonders, wenn darin noch die ebenso talentierte wie schöne Evan Rachel Wood die weibliche Hauptrolle spielt. An ihr liegt es auch nicht, dass „Across the Universe“ sich dennoch nicht aus dem Sumpf romantischer Durchschnittsmusicals emporzuheben vermag. Und die Beatles können eigentlich auch nichts dafür.
Von Lukas Hunziker.
Alles beginnt in Liverpool, von wo der junge Hafenarbeiter Jude (welcher Beatles-Song später sicher folgen muss nimmt der Name ja wohl schon vorweg) nach Amerika aufbricht, um seinen Vater zu suchen, den er nie gekannt hat. In New York angekommen findet er jedoch nicht nur diesen, sondern gewinnt auch gleich einen guten Freund, Max, und verliebt sich obendrein in dessen Schwester Lucy. Schon bald denkt Jude nicht mehr daran, nach Hause zurückzukehren, sondern zieht mit Max in eine wilde New Yorker WG, in welcher sich zukünftige Hippies nach und nach ansammeln und zu denen bald auch Lucy gehört. Als Jude und Lucy zusammen finden, scheint alles perfekt zu sein, doch dann stellen die beiden fest, dass sie unterschiedliche Ansichten haben, was die 60er Jahre Bewegung betrifft. Jude ist eher apolitisch eingestellt und will sich als Künstler verwirklichen, während Lucy sich einer Gruppe von Kriegsgegnern anschliesst und auf die Barrikaden steigt. Als Jude eifersüchtig wird und sich vor Lucys Aktivistenfreunden lächerlich macht, kommt es zum Bruch. Doch die grosse Liebe ist noch nicht ganz verloren.
Flirt mit Hippieklischees
Klar, Musicals dürfen, ja sollen manchmal sogar kitschig sein. Doch gerade von einer Julie Taymor darf man mehr erwarten als eine zeitlich versetzte Liebesschnulze, welche im Spargang durch die Waschmaschine der 60er geschaukelt wird. Der Film befasst sich nie ernsthaft mit dem Thema der Gegenkultur der 60er, sondern flirtet lediglich mit Hippieklischees. Speziell in der Darstellung der Antikriegsbewegung bleibt der Film erstaunlich flach; selbst die Szene, in welcher Lucy während einer Kundgebung verhaftet wird, lässt einem erstaunlich kalt. Über mehr als zwei Stunden hinweg schafft es „Across the Universe“ nicht, ein brauchbares Statement zu der Zeit abzugeben, in welcher der Film spielt. Dies ist gerade deshalb schade, weil Julie Taymor erneut eine sehr eigene und oft höchst faszinierende Bildsprache hat, doch da der tiefere Sinn dahinter nicht zu erkennen ist, wird sie zur vor die Säue geworfenen Perle.

Schal gehauchte Jammerballaden
Zugegeben, eine Musical darf auch eine flache Story haben, so lange die Musik gut ist. Und ja, die Musik ist grösstenteils wirklich nicht von schlechten Eltern, aber auch nur dann, wenn Dana Fuchs, die Sadie, eine der vielen WG-Mitbewohnerinnen, spielt, mit ihrer rauen Stimme ansetzt. Leider liess Taymor auch Jim Sturgess (Jude) und Evan Rachel Wood ein paar Liedchen trällern, und während Wood dies noch einigermassen hinkriegt, packt einem bei Sturgess dann doch eher das Schaudern. Nicht, weil er falsch singt, sondern weil seine Songs an die schlimmsten Balladenmomente aus ‚Music Star‘ erinnert. Dies entreisst ihn uns als Identifikationsfigur, auch wenn er sonst ganz anständig spielt, und lässt uns zurück mit – ja, eben mit nicht sehr viel.
Rettungsring Frauen
Ausser eben Evan Rachel. Diese entwickelt sich langsam aber sicher zu einem der vielversprechendsten Jungstars Hollywoods und könnte schon bald Konkurrenzblondie Reese Witherspoon entthronen. Lucy bleibt im Film der einzige Grund, warum wir als Zuschauer das Kino nicht vorzeitig verlassen, da Wood überzeugend genug spielt, um der Liebesgeschichte immerhin ein Fünkchen Tiefe zu geben. Ach ja, und dann ist da eben noch Dana Fuchs, die uns auch noch ein bisschen restverzaubert, wenn sie gerade nicht singt. Aber die Männer, ja, die bleiben auf der Strecke, denn auch Max nervt uns eigentlich nur, und Martin Luther McCoy, der schwarze Gitarist, sieht ebenfalls recht blass aus.
Unter dem Strich bleibt wenig, was „Across the Universe“ sehenswert macht. Denn wenn selbst Männern mit intellektuellen Ansprüchen Evan Rachel Woods rechter Nippel (oder war’s der linke?) am Besten in Erinnerung bleibt, stimmt doch wirklich etwas nicht. Oder?
Seit dem 29. November 2007 im Kino.
Originaltitel: Across the Universe (USA 2007)
Regie: Julie Taymor
Darsteller: Evan Rachel Wood, Jim Sturgess, Joe Anderson, Dana Fuchs, Martin Luther
Genre: Musikfilm
Dauer: 133 Minuten
CH-Verleih: Buena Vista
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