„American Gun“ von Aric Avelino
Amerika und seine Waffen
„American Gun“ von Aric Avelino
Aric Avelino thematisiert in seinem Erstling den grassierenden Schusswaffenmissbrauch in den USA. Unaufgeregt und auf plakative und übertrieben pathetische Momente verzichtend, gelingt es ihm, diese ewige und polarisierende Thematik der amerikanischen Gesellschaft ansehnlich zu inszenieren.
Von Garabet Gül.
Spontan fallen zwei Filme ein aus den USA, die das Thema Schusswaffen und deren Missbrauch behandeln. „Bowling for Columbine“ (2002) von Michael Moore und „Elephant“ (2003) von Gus Van Sant. Während Michael Moore mit der grossen populistischen Kelle anrührt und uns leicht verdauliche Filmkunst vorlegt, wiegt das leise und beklemmende Meisterwerk von Gus van Sant schwer im Magen. Bei Michael Moore darf ein wenig gelacht, bei Gus Van Sant gegen die Verstörung angekämpft werden, angesichts seiner verfremdeten Darstellung einer unfassbaren Tat. „American Gun“ liegt, was die Konsumierbarkeit betrifft, irgendwo zwischen diesen beiden Filmen. Er weiss zu unterhalten und dringt, wenn auch nicht allzu tief und zu oft, hie und da unter die Oberfläche, oder versucht es zumindest.
3 Geschichten
Der Film ist aufgeteilt in drei voneinander unabhängige, auch optisch durch verschiedene Colorierungen unterschiedene Geschichten. Da ist einmal die allein erziehende Mutter Janet Huttensen (stark: Marcia Gay Harden), die zusammen mit ihrem Sohn David (Chris Marquette) lebt. Sie arbeitet Tag und Nacht, um Davids Privatschule zu finanzieren. Als Sie Ihre Stellung verliert, ist David gezwungen, an die öffentliche Oberschule zu wechseln, an diejenige Schule, an der sein Bruder vor knapp drei Jahren ein Blutbad angerichtet hat.

In einem zweiten Erzählstrang und an einem anderen Ort versucht ein Schuldirektor (gewohnt souverän: Forest Whitaker) an einer Highschool seine Schüler davon zu überzeugen, dass mit Schusswaffen keine Probleme zu lösen sind. Die Zustände an der Schule sind derart prekär, dass sein Vorgänger die Eingänge mit Metalldetektoren ausstatten liess. In einer weiteren Episode arbeitet Mary Ann Wilk (Linda Cardellini) im Waffenladen ihres Opas Carl (Donald Sutherland). Nicht weil sie Waffen liebt, sondern wegen der Familientradition. Nach einem Zwischenfall an einer Studentenparty, an der eine Freundin dank Marys Intervention knapp einer Vergewaltigung entkommt, entschliesst Mary sich dazu, Schießunterricht zu nehmen.
Weniger ist mehr
Was auffällt, wenn man die DVD zur Hand nimmt, sind zuerst einmal die bekannten Schauspieler. Doch dass ein Zusammentreffen verdienter Schauspieler allein nicht genügt, um einen an sich nicht gelungenen Film zu retten, dafür gibt es Beispiele wie Sand am Meer. „American Gun“ gehört nicht zu diesen durch Besetzung artifiziell aufgedunsenen Filmen, auch wenn der Film selbstverständlich ohne Marcia Gay Harden , Forest Whitaker und Donald Sutherland an Anziehungskraft einbüssen würde. Besonders Marcia Gay Hayden, Oscar-Preisträgerin und bekannt aus Clint Eastwoods „Mystic River“, versteht es, im Zusammenspiel mit ihrem Filmsohn Chris Marquette, zu überzeugen. Die Geschichte, wie Mutter und Sohn nach dem Amoklauf ihres Sohnes und Bruders versuchen, ihr Leben zu meistern und durch die Anfeindungen der Gesellschaft hindurch nach Normalität ringen, ist der überzeugendste der drei Erzählstränge. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich auf diese eine Erzählung zu konzentrieren und sie breiter und tiefer auszuloten, statt drei Geschichten darzustellen. Nicht selten ist weniger mehr. Doch dann hätte der Film vielleicht weniger unterhalten.
Ausstattung
Bis auf den Trailer enthält die DVD leider kein Bonusmaterial.
Seit dem 5. November 2008 im Handel.
Originaltitel: „American Gun“ (USA 2005)
Regie: Aric Avelino
Darsteller: Marcia Gay Harden, Forest Whitaker, Tony Goldwyn, Donald Sutherland, Linda Cardellini, Chris Marquette
Genre: Drama
Dauer: 91 Minuten
Bildformat: 16:9 Widescreen / 1,85:1
Sprachen: Englisch
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital
Bonusmaterial: Trailer
Vertrieb: Impuls
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