„Auf bösem Boden“ von Peter Koller

Horrorklamauk aus Österreich

„Auf bösem Boden“ von Peter Koller

Aus Österreich: Musik. Mozart. Mozartkugeln. Kaffeehäuser. Wien. Schnitzel. Jause. Semmel mit Leberkäse. Kommissar Rex. Speckknödel. Haydn, Schubert, Bruckner. Falco. Rock me Amadeus. DJ Ötzi. Brathendl. Sachertorte, Apfelstrudel, Marillenknödel. Fun-Splatter… Ja, richtig gelesen: Fun-Splatter.

Von Alexander Sigrist

auf boesem bodenAchtung, Story: Romeo und Julia (nein, Sie, die Macher haben Shakespeare nicht gelesen, die Namen müssen wohl einfach gut geklungen haben) wollen eine Loft kaufen. Toll. Blöd: der Loftbesitzer ist ein verrücktes Schwein. Ergo: er will die beiden abmetzeln. Vor allem nachdem die beiden seinen Makler, seinen Busenfreund, umgebracht haben. Blöd für ihn: Romeo und Julia sind ebenso verrückt wie er. Ja. Das wär’s. Story-Ende.

Filmisch gesehen scheint ja in unserem Nachbarland genau soviel Aufregendes zu passieren wie in unserem eigenen: ab und an lässt sich ein gutes, aber meistens bierernstes Filmchen blicken, welches dann aber gleich wieder in der breiten Masse untergeht. Produziert das Land dann mal einen Genre-Film, einen Horrorfilm etwa, oder gar einen Actionfilm oder eine Komödie, so ist die meist eines: schlecht (siehe „Achtung fertig, Charlie“ oder „The Ring Thing“. Graus!). Entsprechend verhalten sind die Reaktion zu „Auf bösem Boden“, der 2006 gedreht wurde und jetzt auf DVD erscheint. Klar, was will man schon von einem Horror-Slasher aus Österreich erwarten? Ja, von einem Horror-Slasher, der gleich auch noch Komödie und Partyfilm zugleich sein will? Klar, bevor man unfreiwillig komisch ist, tut man lieber so, als wäre man freiwillig komisch. Kennen wir, haben wir schon gesehen.

Nun ja… die Realität sieht dann zum Glück doch etwas anders auf. Zwar fängt der Film etwas allzu bemüht und übertrieben pseudo-schockierend an, denn noch vor und während dem Vorspann gibt es eine Kotzszene, eine Prügelszene und eine Sexszene inklusive Strangulation, doch zeigen die sehr, sehr übertriebenen Schauspielleistung, in welche Stossrichtung der Film gerne will: hier wird nicht „Saw“ auf Österreichisch gezeigt, hier wird Groteske betrieben.

Und das funktioniert, Überraschung, zeitweise wirklich gut. Vor allem der Mittelteil, welcher hanebüchene Verfolgungsjagden zwischen Julia und Killer in das Zentrum des Films rückt, ist einfach saukomisch. Zwar bemüht sich Regisseur und Drehbuchautor Peter Koller nicht wirklich darum, krachende Witze auszudenken, aber das Gezeigte ist, nach dem holprigen Einstieg, meistens gut präsentiert und animiert doch zum einen oder anderen Lacher, oder mindestens zum Dauerschmunzeln.

Das rechte Mass, oder: Vergewaltigung ist Spass

Schade nur, dass Koller das rechte Mass nicht immer kennt. Ja, der Mann hat Peter Jacksons „Braindead“ gesehen und will auch per Schock lustig sein – schade nur, dass es ihm an deftigen Splatter-Szenen fehlt (es gibt einige wenige, die Brutalität hält sich jedoch im direkten Vergleich in Grenzen). Dafür will er aber mit anderen Schockern schocken: Wenn dann aber eine Vergewaltigung als Spass gezeigt wird, dann muss man als Zuschauer doch schon mal leer schlucken. Es gibt Punkte, an denen hört Spass auf und fängt Geschmacklosigkeit an und „Auf bösen Boden“ kann diese Grenze nicht immer einhalten. Schade, hätte man auf solche unlustige Momente wie Vergewaltigungen (und das gleich zweimal im Film), Anpinkeln, Übergeben und Masturbationen verzichtet, stattdessen noch mehr auf die schnellen und comicesken Szenen, wie die Verfolgungsjagden und die herrlich merkwürdig-abstrusen Szenen Julias gesetzt, wäre „Auf bösem Boden“ sicherlich ein sehr runde Sache geworden.

So ist, unterm Strich, „Auf bösem Boden“ nur eine halbrunde Sache: im Mittelteil geht’s zwar rund und alles ist lustig, aber bei Zeiten versucht der Film einfach zu sehr per Schock lustig zu sein. Das ist aber leider gar nicht witzig, sondern einfach eklig. Trotzdem: Genrefans sollten, auf Grund der teilweise coolen Situationskomik, der übertriebenen Schauspielleistungen und dem hohen Tempo einen Blick riskieren.

Ausstattung

Ein ordentlich ausgestattetes 2-Disc-Set: auf DVD 1 gibt es Kinotrailer und einen Audiokommentar des Regisseurs, auf DVD 2 darf man ein eineinhalbstündiges, sehr ausführliche Featurette, 5 gelöschte Szenen, 2 kurze Vidoes mit Outtakes und Filmklappen-Geklapper, sowie den Kurzfilm „Skrypt“ des Regisseurs bewundern. Darüber hinaus gibt es noch ein ausführliches Booklet, in welchem der Regisseur aus dem Nähkästchen plaudert.


Seit dem 31. Oktober 2008 im Handel.

Originaltitel: Auf bösem Boden (Österreich 2006)            
Regie: Peter Koller
Darsteller: Birgit Stauber, Aleksandar Petrovic, Kari Rakkola, Faris Rahoma
Genre: Horror-Klamauk
Dauer: 82 Minuten
Bildformat: 2.35:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Englisch
Audio: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: Trailer, Audiokommentar, Making of, Outtakes, Captain Clap, Bonusfilm „Skrypt“
Vertrieb: Max Vision

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Offizielle Seite

Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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