„Hancock“ von Peter Berg

Will Smith, Dramaqueen?

„Hancock“ von Peter Berg

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Will Smith. Schauspieler und Produzent. Schauspieler, der in seinen produzierten Filmen selber auftaucht. Und dabei, zwar nicht schauspielerisch, aber dafür filmisch einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt: „Hitch“ (amüsant, aber nicht mehr), „Das Streben nach Glück“ (tränendrüserisch-tragisch), und nun auch Hancock: alles Filme, die zwar ihre Momente haben, aber nicht gänzlich überzeugen können.

Von Alexander Sigrist

Sein Name ist Hancock und er hat Superkräfte. So ganz wie Superman: er kann fliegen, ist unkaputtbar und kann einen Güterzug mit seiner linken Schulter aufhalten. Ausserdem ist er Alkoholiker, Flucher und wird von allen Leute gehasst. Weil er mit seinen Heldentaten meist mehr kaputt macht als das er rettet. Doch eines Tages läuft ihm der PR-Fachmann und Gutmensch Ray Embrey über den Weg: die Sachlage ist klar, Hancocks Image muss aufgebessert werden. Das gestaltet sich jedoch schwerer, als dass man denkt, vor allem da es Dinge gibt, die Ray und Hancock auf andere Weise verbinden, als dass es die beiden annehmen möchten.

Will Smith ist ein genialer Schauspieler. Soviel darf man ohne Lug und Trug behauptet. Ein Mann, der eine ganze Filmhälfte absolut alleine tragen kann (siehe „I Am Legend“), der sich in wirklich in jeder Rolle zu Hause fühlt (egal ob Bad Boy und Turboschnorri wie in „Bad Boys“ oder als besorgter Papi in „Das Streben nach Glück) und praktisch jedes Genre bedienen kann (Action, Drama, Komödie, alle da), denn muss man in den Schauspiel-Olymp erheben. So zeigt er sich auch in „Hancock“ von seiner besten Seite: ob er nun den Säufer gibt, den gebeutelten Superhelden, oder den reformierten bemüht-netten Haudrauf, alles kauft man ihm ab und man sieht ihm gerne zu.

Hang fürs übertrieben Dramatische

So sind die Filme, der er selber produziert, meist in der ersten Hälfte recht witzig und beschwingt („Das Streben nach Glück“ ausgenommen, der ist nur dramatisch), während sie in der zweiten Hälfte ins Dramatische abdriften und den Kampf des Einzelnen gegen die widrigen Umstände zeigt. Das war, zum Beispiel, in „Hitch“ so (Der Kampf des armen, gebeutelten, traumatisierten Hitch um die Frau seines Lebens), und so ist es auch in „Hancock“: erst gibt es einige wirklich gelungene Witze, welche die Zerstörungswut Hancocks zeigen, was alles zu lauter, dröhnender HipHop-Musik passiert, dann jedoch wird Hancock reformiert und schlussendlich kommt noch eine dramatisch und sehr konstruiert wirkende Wende ins Spiel.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Hancock ist also wie ein Spiel in drei Akten: erst gibt es reinen Zerstörungsspass, wie es der Trailer verspricht: Hancock säuft und flucht und macht alles kaputt, was ihm im Weg ist. Dann, leider viel zu früh, beginnt die Rehabilitierung Hancocks: ihm wird beigebracht, nett zu sein, nicht zu fluchen und ein enges Lederköstum zu tragen. Das ist nicht wirklich neu, jedoch, und zum Glück, bleibt’s durchaus witzig: vor allem die Szene rund um den Banküberfall ist urkomisch und spritzt nur so von guten Komikmomenten. Leider fällt der Film in seinem letzten Akt auseinander: hier wird’s dramatisch, konstruiert und schlussendlich kitschig. Nur wer die unglaubliche Schlusswende mitmacht, wird dann noch Freude daran finden – alle andere schütteln den Kopf und wünschten sich, man hätte mehr daraus gemacht.

Ausstattung

Der Film landet in zwei Versionen auf dem Markt: einmal als Single-DVD, welche die 88minütige Kinoversion des Films auf dem Silberling hat, und ausserdem ein kurzes ‚Making of‘ und ein ganzen Haufen an Featurettes zum Film bietet. Auf der 2-Disc-Edition des Films findet sich neben der Kinoversion auch die zehnminütige Extended-Version des Films, welche zwar nicht viel Neues zu erzählen hat, aber den Film insgesamt etwas runder macht. In Sachen Specials sieht die 2-Disc-Edition fast gleich aus, nur wurden noch ein paar, recht interessante Featurettes dazu gepackt.


Seit dem 6. November 2008 im Handel.

Originaltitel: Hancock (USA 2008)            
Regie: Peter Berg
Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman, Valerie Azlynn, Daeg Faerch
Genre: Action-Komödie
Dauer: 88/98 Minuten
Bildformat: 2.40:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Making of und jede Menge Featuretten zu verschieden Aspekten des Films
Vertrieb: Impuls

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Offizielle Seite

Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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