„Max Payne“ von John Moore
Maximum Spielverfilmung
„Max Payne“ von John Moore
Und mit Super Mario hat alles angefangen: Seit im Jahre 1993 die italienischen Klempnerbrüder auf die Leinwand gebannt wurden und dabei äusserst mau waren, haben Computerspielverfilmungen einen etwas schweren Stand. Als wollte man der schlechten Jump’n Run-Verfilmung immer und immer wieder Tribut zollen, sind die meistens Spielverfilmungen einfach auch mau; die grosse Masse an schlechten Filmen über Spiele liegt einer Zahl an guten Verfilmungen gegenüber, die man an einer Hand abzählen kann. Doch wohin gehört „Max Payne“? An die Hand oder in das Gros?
Von Alexander Sigrist.
2001: ein Raunen geht durch die Gamer-Gemeinde. Es erscheint ein Spiel, dass gute 3 Jahre zuvor schon mal angekündigt worden war, ein Spiel um einen gebrochenen Polizisten, der sich mit unzähligen Schiesseisen bewaffnet und der Fähigkeit, die Zeit zu verlangsamen und damit Gewehrkugeln ausweichen zu können, in Rache an den Mördern seiner Frau und seines Kindes übt.
Doch das Raunen ging nicht nur durch die Gamer-Gemeinde, sondern auch durch die Jugendschützer: denn das Verlangsamen der Zeit, sowie die heftigen Feuergefechte, die der Spieler bestreiten musste, brachten ihrer Meinung vor allem eines mit: eine unmoralische Ästhetisierung der Gewalt, welche geahndet werden musste. Die Gamer-Gemeinde jedoch hielt dagegen: Das Spiel „Max Payne“ wäre mehr als nur ein tumber Shooter, sondern gar schon Kunst: denn die tragische und mitreissende Geschichte um den Polizisten Max wurde in wunderschönen, wie auch düsteren und atmosphärischen Comicstrips zwischen den Levels erzählt und gab dem Spiel eine ganz eigene, alles andere als fröhliche Stimmung, welche bis dato eine Seltenheit in Spielen war.
Nun, sieben Jahre nach der Veröffentlichen des ersten „Max Payne“ und einem nicht minder guten Zweitling „Max Payne – The Fall of Max Payne“ wurde die Geschichte des gebeutelten Cops auf Leinwand gebannt – ein Raunen wird dieses Mal jedoch nirgends hervorgestossen.
Düstere Bilder, dünne Story
Storytechnisch ist alles (fast) wie gehabt: Frau und Kind des Cops Max Payne werden von Junkies getötet. Fortan schwört Max Rache und versucht den letzten überlebenden Mörder dingfest zu machen. Dabei landet er aber inmitten einer Verschwörung rund um die Droge Valkyre, welche heftige Wahnvorstellungen auslöst – den Benutzer jedoch aber auch furchtlos und übermenschlich stark machen kann. Regisseur John Moore folgt einerseits ziemlich genau seiner Vorlage, baut aber an manchen Stellen zusätzliche Charakter und Wendungen ein und verlegt den einen oder anderen Schusswechsel an andere Orte. Das ist gut so, ja gar notwending, will man ein Medium in ein anderes übertragen.
Erstaunlich jedoch ist, wie er mit dem Actiongehalt der Vorlage umgeht: besteht das Spiel als Actionspiel vorrangig aus heftigen Shootouts, konzentriert Moore sich lieber erstmal darauf eine Atmosphäre zu erschaffen, düstere Bilder zu zeigen: und darin reüssiert er auch. Viele Szenen bleiben im Kopf, nicht weil sie storytechnisch brillant wären, oder weil sie coole Action zeigen, sondern weil sie eine Atmosphäre haben, die hängen bleibt. Das ist gut und passt auch zur Vorlage, wie die Faust aufs Auge. Wer jedoch einen Film à la „Shoot’em up“ erwartet, in welchem die Schusswechsel im Sekundentakt aufeinander folgen, wird enttäuscht. Bis zum Ende hin gibt es praktisch keine Feuergefechte.

Wenn es dann aber mal ein Feuergefecht gibt, dann ein heftigeres: Partikel spicken herum, Scheiben gehen zu Bruch und Moore feiert die totale Ästhetisierung, indem er abfeuernde Waffen in Superzeitlupenaufnahmen zeigt. Das ist schön anzusehen und passt wiederum zur Vorlage, auch wenn der Gewaltgrad auf ein jugendtaugliches PG-13-Niveau herunter gekurbelt wurde.
Weniger gut jedoch will die eigentliche Story passen. Zwar ist die Chose durch die gute Inszenierung durchaus ansehnlich, die Charaktere bleiben aber zu blass, manche Wendungen zu klischeehaft, als dass die Story vollends überzeugen könnte. Hier verschenkt „Max Payne“ sein Potential.
Für ein Raunen reicht es dem guten, alten Max also nicht mehr. Wer jedoch die dichte Atmosphäre und die schönen, wie düsteren Bilder des Films goutiert, sowie über die lückenhafte Story hinwegsehen kann, der kann dennoch anerkennend nicken und seine Freude an „Max Payne“ finden. Alle jedoch, die einen Haufen Action und Shoutouts im Sinne eines John Woo erwarten, werden enttäuscht: die Action ist zwar gut, aber wenig. „Max Payne“ schafft es also nicht ganz auf die Hand der wenigen guten Computerspielverfilmungen – ins Gros der Masse sollte man ihn jedoch dennoch nicht werfen, dafür hat er zu viele Vorzüge.
Seit dem 27. November 2008 im Kino.
Originaltitel: Max Payne (USA 2008)
Regie: John Moore
Darsteller: Mark Wahlberg, Beau Bridges, Mila Kunis, Ludacris, Chris O’Donnel
Genre: Film-Noir-Thriller
Dauer: 101 Minuten
CH-Verleih: Fox Warner
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