„The Dark Knight“ von Christopher Nolan
Der Flatterman flattert auf DVD.
„The Dark Knight“ von Christopher Nolan
Comicverfilmungen werden ja immer ein wenig stiefmütterlich-herablassend angesehen. Kinderkram, so scheinen viele zu denken, etwas für Nerds, oder halt nur Popkorn-Kino, unvorstellbar, dass eine Comicverfilmung durch Tiefe glänzen kann, oder gar ein Riesenpublikum wie andere Blockbuster anspricht. Und dann kam „The Dark Knight“, ein Film, der einschlug wie eine Bombe: weltweit wochenlang auf Platz 1 der Kinocharts, auf der imdb.com immer noch unter den besten vier Filmen. Doch die Frage stellt sich: ist der Film wirklich so gut, oder profitiert er doch nur von dem Hype, den er seinen tragischen Umständen zu verdanken hat?
Von Alexander Sigrist.
Batman hat alle Hände voll zu tun: nach den Ereignissen in „Batman Begins“ und dem Sieg über Scarecrow ist er damit beschäftigt, seine Stadt von allerhand Verbrechern und Kriminellen zu reinigen. Schützenhilfe bekommt er dabei vom Rechtsanwalt Harvey Dent, der dafür sorgt, dass die Verbrecher nicht nur von Batman verkloppt, sondern auch legal verurteilt werden. Doch bevor Batman in den Ruhestand gehen und seine Stadt in Harvey Dents Obhut belassen kann, nimmt das Grauen in Gotham eine neue Dimension an: der Joker zieht über die Stadt her, ein Wahnsinniger, ein Verbrecher, ein Mörder, der nur aus Lust an Chaos und Zerstörung seine Taten begeht und Gotham, sowie dessen Bewohner, an den Rand des Abgrunds bringt.
Was Regisseur Christopher Nolan in die Hände nimmt, wird zu Gold. Punkt. Der Brite hat mit seinen fünf bisherigen Kinofilmen nicht nur noch keine Gurke produziert, im Gegenteil: jeder seiner fünf Filme ist ein kleines Meisterstück, das nicht in der Masse der Konkurrenz untergeht, sondern einen festen Platz im Gedächtnis der Kinogänger und in den Herzen der Fans einnimmt.
Was Regisseur Christopher Nolan in die Hände nimmt, wird Gold. Punkt. Und im Fall seines neusten Films, „The Dark Knight“ wurde sogar ein wenig mehr als Gold daraus, denn der neue Flattermaus-Film ist ein Meisterstück, ein verdammt guter Film, der sich seinen Platz in der Geschichte des Kinos erobern wird.
Faszinierendere Figuren, faszinierendere Schauspieler
Die grundlegende Faszination des Films liegt einerseits in den Figuren und den verschiedenen Dreiecksgeflechten, die er zu darstellen wagt: so kämpft Bruce Wayne indirekt gegen Harvey Dent um die Liebe von Rachel, Batman kämpft gegen den Joker, wobei Dent auch hineingezogen wird und Bruce Wayne kämpft mit, oder leidet unter dem Batman, wobei sein Butler Alfred immer vermittelnd in der Mitte steht. Ein solches Personengeflecht, das ordentlich inszeniert ist und den Figuren Tiefe gibt, ist ungewöhnlich für eine Comicverfilmung und stellt „The Dark Knight“ nicht in die Nähe neuerer Comicverfilmung wie „X-Men 3“ oder „Spiderman 3“, deren Figurenzeichnung die Tiefe eines Kinderbadeweihers besitzt, sondern eher in die Nähe grosser Gangsterepen, wie „Der Pate“ oder „The Departed“.
In „The Dark Knight“ geht es um richtige Figuren, die in einer realen Welt leiden, kämpfen, lieben. Nolan schafft es als einer der ersten und wenigen, seine Comicfiguren aus der Zweidimensionalität des Comics zu befreien und sie in einer dreidimensionalen, realen Welt zu verorten. Hier geht es nicht grundlegend um den Kampf zwischen Gut und Böse, sondern darum, die richtige ethische, moralische – oder aber genau die richtige unethische, unmoralische – Entscheidung zu treffen.

Getragen wird dieses Charaktere-Spektakel durch die guten Schauspieler: Christian Bale ist gewohnt souverän und hat nun auch seine Stimme besser im Griff als im letzten Teil, Gary Oldman, der mehr Raum kriegt, stellt den James Gordon genau so dar, wie man ihn sich immer vorgestellt hat, Maggie Gyllenhaal sorgt als Rachel für das Herz des Films und Aaron Eckhart ist zwar als Harvey Dent etwas blass geraten, kann aber gegen Ende hin richtig auftrumpfen.
Star des Films ist jedoch ganz klar Heath Ledger als Joker – und dies nicht nur, weil er tragischerweise während der Postproduktion des Films verstorben ist. Seine Darstellung des Jokers übertrifft sogar den bitterbösen Jack Nicholson aus dem Ur-Batman um Längen und wird den Schauspieler unsterblich machen. Er schafft es, seiner Figur ohne jeglichen Hintergrund eine Tiefe zu geben, die schaudern lässt: in jeder Bewegung, in jeder Geste, in jedem Wort des Joker hört man den Hass gegen die Welt, die Sucht nach Chaos. Ohne diesen Joker, diesen Heath Ledger, wäre „The Dark Knight“ wohl um Klassen schlechter ausgefallen.
Es ist (fast) alles Gold was glänzt
Bei dem ganzen Lob soll aber auch erwähnt werden, dass „The Dark Knight“ nicht perfekt ist: er hat Schönheitsfehler und manche sind sogar etwas grösser, als dass man sie einfach ignorieren könnte. Vor allem gegen Ende hin scheint der Film sich zu sehr beeilen zu wollen und die Wandlung, die einer der Hauptcharaktere durchmachen muss (mehr soll nicht verraten werden), ist etwas zu kurz geraten, als dass sie vollends verständlich wäre. Man schätzt zwar die Idee, die der Film am Ende hat, so ganz kann man mit der betroffenen Figur jedoch nicht mitfühlen. Ebenfalls fallen die Auftritte der Fledermäuse sogar etwas rar aus – klar, das macht Sinn für die Story, aber wer nur ins Kino geht, um den Flattermann flattern zu sehen, wird etwas enttäuscht sein.
„The Dark Knight“ belegt im Moment auf der imdb.com den vierten Platz. Was nicht gerechtfertigt ist. Sicherlich, Nolans neuestes Werk ist ein sehr guter Film, ein Action-Streifen mit Tiefgang, ein Gangsterdrama, ein Werk mit einer moralischer Grundfrage. Jedoch hat der Film seine Ecken und Kanten, er hat seine Untiefen, was ihn eigentlich für einen vierten, oder für einen Platz in der Top Ten disqualifiziert – dies ist jedoch Motzen auf hohem Niveau, den der Film ist immer noch so gut, dass er sicherlich unter die ersten zwanzig gehört und man ihn auf jeden Fall gesehen haben muss. Oder sogar zweimal.
Ausstattung
Die DVD wird in zwei Versionen auf den Markt geworfen: einmal als Single-DVD, welche ausser den pflichtschuldigen Trailern ohne Extras auskommen muss und einmal als 2-Disc-Edition, welche mit zweieinhalb Stunden an Extras um den Zuschauer buhlt. Zum einem gibt es auf der schön ausgestatten DVD mehrere Featuretten zu bestaunen, welche verschiedene Produktionaspekte des Films beleuchten, zum anderen gibt es einige Beiträge zu den speziell gedrehten Imax-Sequenzen des Films. Weiterhin gibt es noch Trailer und Bildergalerien zu bestaunen.
Seit dem 10. Dezember 2008 im Handel.
Originaltitel: The Dark Knight (USA 2008)
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart, Michael Caine, Maggie Gyllenhaal, Gary Oldman
Genre: Action-Thriller
Dauer: 146 Minuten
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Single-DVD ohne Bonusmaterial; 2-Disc-Edition: Featuretten, Gotham Tonight, Featuretten über die Imax-Version, Trailer, Bildergalerien
Vertrieb: Warner
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Offizielle englische Seite