„Das Königreich der Yan“ von Ching Siu-Tung

Das Königreich der Enttäuschten

„Das Königreich der Yan“ von Ching Siu-Tung

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Wenn ein Film zu Werbezwecken Filmen wie „Der Fluch der goldenen Blume“ und „Hero“ an die Seite gestellt wird, dann erwartet der Cineast mittlerweile nicht mehr allzu viel. Wieso? Ganz einfach: praktisch jeder Film aus China oder Hong Kong, der auch nur im entferntesten Ähnlichkeit mit den beiden Vorzeigewerken hat, wird so beworben – kein Wunder also, das fast jeder von ihnen eine Enttäuschung ist und sich kaum mit den grossen Meisterwerken messen kann. „Das Königreich der Yan“ gehört, trotz guten Ansätzen, leider auch irgendwie zu diesen Enttäuschungen.

Von Alexander Sigrist

China, Mittelalter. Zwischen den Clans der Yan und der Zhao herrscht Krieg – und dabei wird der Herrscher des Yan-Clans tödlich verletzt. Im letzten Moment kann er noch seine Macht an den elternlosen Xuehu weitergeben. Diesen will jedoch keiner so richtig als neuen Herrscher akzeptieren, und so greift er zu einer List: Kurzerhand stellt er die jugendliche Tochter des toten Herrschers auf den Thron. Blöd nur, dass sich diese in einen Typen, der im Wald lebt, verliebt und schon bald gar nicht mehr so richtig Lust darauf hat, den Yan-Clan anzuführen.

Soweit, so bekannt: die Story von „Das Königreich der Yan“ klingt weder sehr innovativ, noch spektakulär. Ist sie auch nicht: Spannungsmomente, Überraschungen und Aha-Situationen kommen in dem Film nicht vor. Dies mag vielleicht auch nicht die Absicht des Films sein, der ganz klar in Richtung grosser neuzeitlicher Klassiker wie „Hero“ und „Tiger and Dragon“ schielt. Vielmehr wird das Augenmerk dann auch auf zwei Dinge gerichtet, die man aus diesen Filmen kennt: Erstens, auf die Liebesgeschichte zwischen der Herrscherin und dem Waldschratt, welche durchaus ihre Momente hat, aber beizeiten auch recht pathetisch in Szene gesetzt wird, womit man wohl Fans von „Tiger and Dragon“ bedienen will. Das würde theoretisch gut funktionieren, zumal auch Xuehu als Figur zu Anreicherung und Dramatisierung der Liebesgeschichte dient,  jedoch wird die angebahnte Dreiecksbeziehung nicht zu Ende gedacht und bevor der Film überhaupt nur versucht, seinen Figuren etwas Tiefe zu geben, konzentriert er sich dann lieber auf imposante Schlachten, womit dann die Fans von actionreicheren Asia-Produktionen bedient werden sollen.

Atmosphäre leidet

Das ist auch das zweite Augenmerk des Films: die Action. Die ist zwar ganz anders, als angekündigt: hier wird nicht geflogen, wie in „Tiger and Dragon“, sondern hier wird geschlachtet, was beizeiten, auch durch den pompösen Soundtrack, an „Gladiator“ erinnert. Das ist dann zwar nicht schlecht und hält den Action-Seher gänzlich bei der Stange, nur hätte man sich vom Regisseur von Klassikern wie „A Chinese Ghost Story“ und „China Swordsman“ wohl ein wenig denkwürdigere Kung Fu-Gefechte gewünscht. Das ist jedoch Kritik auf anständigem Niveau: die Gefechte sind nett anzuschauen und wenn Donnie Yen sich wie ein Dämon mit zwei Schwertern bewaffnet durch die Gegnerhorden metzelt, dann schlägt das Herz jedes Fans des Mannes höher. Schade ist eben nur, dass die Geschichte ganz klar im Dienst der Gefechte steht, denn für sich allein genommen ist die Liebesgeschichte einfach nicht bewegend genug, als dass man etwas davon in Erinnerung halten würde.

Ein wenig stört ebenfalls auch das altbekannte Overacting der chinesischen Schauspieler: zwar halten sie sich ein wenig in Zaum und es ist kaum so schlimm wie in früheren Produktionen, aber dennoch gibt es immer wieder Szenen, in welchen die Schauspieler einfach nicht das richtige Mass halten können: wer zum Beispiel von Donnie Yens verkrampftem-ich-sterbe-gleich Gesichtsausdruck nach der oben erwähnten Szene keinen Lachkrampf kriegt, muss ein ganz harter Brocken sein. Schade, denn gerade durch solche Fehlleistungen der Schauspieler macht der Film sich öfters seine Atmosphäre kaputt.

„Das Königreich der Yan“ ist unter dem Strich ein ordentliches, gut gefilmtes, aber manchmal ein wenig arg pathetisches Action-Abenteuer, dessen Story ein wenig zu platt ausgefallen ist, als dass man sich wirklich für die Liebesgeplänkel interessieren würde. Wer auf bodenständige Schlachten steht, wird aber kaum enttäuscht werden.

Ausstattung

Ein Making of und ein Trailer. Nicht viel, nicht spektakulär.


Seit dem 22. Dezember 2008 im Handel.

Originaltitel: Jiang Shan Mei Ren (Hongkong, China 2008)            
Regie: Richard Kelly
Darsteller: Donnie Yen, Kelly Chen, Leon Lai, Xiaodong Guo
Genre: Action-Drama mit Alibi-Love-Story
Dauer: 91 Minuten
Bildformat: 2.35:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch, Mandarin
Untertitel: Deutsch, Niederländisch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Making of, Trailer
Vertrieb: Impuls

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