„Easy Virtue“ von Stephan Elliott
Generationenwechsel
„Easy Virtue“ von Stephan Elliott
Zwei Generationen, zwei verschiedene Ansichten von Klasse und Verhalten, zwei Nationalitäten. In einem schmucken Landschoss trifft die Personifikation der wilden 20er Jahre auf die Erhabenheit englischen Adels des auslaufenden 19. Jahrhunderts.
Von Kevin McLoughlin.
John Whittaker (Ben Barnes), ein junger Engländer aus gutem Hause, heiratet ohne das Wissen seiner Eltern während eines Ausfluges an die französische Riviera die amerikanische Rennfahrerin Larita (Jessica Biel). Als er sie zu seiner aristokratischen Familie nach Hause bringt, sind Probleme vorprogrammiert. Larita verkörpert die moderne Frau der Zwanzigerjahre, Johns Familie scheint in der Belle Epoque stehen geblieben zu sein. Allen voran Johns Mutter Veronica (Kristin Scott Thomas) bekundet Mühe mit der neuen Schwiegertochter. Dies hat nicht zuletzt auch mit deren Nationalität zu tun.
Leichte Mädchen, steife Damen
Wie ein Wirbelwind braust Laritas Präsenz durch das verstaubte Anwesen der Whittakers. Schnell bringt sie das Leben aller Hausbewohner durcheinander. Die Töchter des Hauses schwanken zwischen Verehrung und Verachtung, der Vater scheint eine Seelenverwandte gefunden zu haben und Veronica sieht in ihr eine Bedrohung für die Familie und das Anwesen. Dies führt zum zentralen Konflikt zwischen der Mutter – stolze Vertreterin des viktorianischen Englands – und Loreta, der umwerfend schönen und selbstsicheren modernen Amerikanerin. Obwohl der Konflikt im Verlaufe des Films wächst und an Schärfe zunimmt, wird zum grossen Teil auf theatralische Darstellungen verzichtet, wodurch die Geschichte glaubwürdig gehalten wird.

Bei „Easy Virtue“ handelt es sich um die Adaption des gleichnamigen Bühnenstückes aus der Feder von Noël Coward. Bereits 1928 hatte sich Alfred Hitchcock mit einer Adaption auf Stummfilm an dem Stoff versucht. Stephan Elliotts Adaption hält sich sehr nahe am Original, dies kommt dem Film deutlich gut zu stehen. Auch im Bereich der Musik hat Elliott versucht der Zeit gerecht zu werden. Zu absoluten Swingklassikern aus der dargestellten Epoche mischt er mit einem Augenzwinkern an die heutige Zeit bearbeitete Versionen von „Car Wash“ und „Sex Bomb“, die sich wunderbar in den Film einbetten.
Genre über Genre
Der Film kann als eine soziale Komödie gesheen werden, auch wenn der Begriff der Komödie bei „Easy Virtue“ doch ein wenig zu hoch gegriffen scheint. Zwar enthält der Film viele humoristische und witzige Szenen, eine klassische Komödie ist er dennoch nicht. Viel eher gelingt Stephan Eliott hier das Kunststück, verschiedene Genres in einem Film zu vereinen, ohne dabei jedoch an Glaubwürdigkeit zu verlieren, oder Abstriche etwa in den Charakterdarstellungen machen zu müssen. Eine gute Geschichte wird hier mit hervorragenden Schauspielern und tollen Kostümen umgesetzt. „Easy Virtue“ ist in allen Belangen ein Genuss, der sich wunderbar als Film für den Frühling eignet.
Ab dem 23. April 2009 im Kino.
Originaltitel: Easy Virtue (Grossbritannien 2008)
Regie: Stephan Elliott
Darsteller: Jessica Biel, Colin Firth, Kristin Scott Thomas, Ben Barnes, Kris Marshall
Genre: Komödie
Dauer: 97 Minuten
CH-Verleih: Rialto