„Couscous mit Fisch“ von Abdellatif Kechiche

Volle Teller und ein loses Mundwerk

„Couscous mit Fisch“ von Abdellatif Kechiche

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Die Liebe geht bekanntlich durch den Magen, sie schlägt aber auch Brücken zwischen Kulturen. „Couscous mit Fisch“ bringt uns denn auch über das titelgebende schlichte Menü die arabische Welt etwas näher – eine Welt, in der gut und gerne gegessen, aber auch viel und gerne geredet wird.

Von Lukas Hunziker

Slimane Beiji, ein Hafenarbeiter mit arabischen Wurzeln, ist eines der vielen Opfer der zunehmend härteren Arbeitsbedingungen in einer französischen Hafenstadt. Schon sein Leben lang demontiert Slimane alte Schiffe, nun arbeitet er angeblich nicht mehr schnell genug und wird schliesslich entlassen. Obwohl er nicht mehr der jüngste ist, beschliesst Slimane, noch einmal ein neues Leben anzufangen, als Restaurantbesitzer. Er will einen alten Kutter, den er gekauft hat, zu einem schwimmenden Restaurant umbauen und jenes Gericht servieren, für welches seine Ex-Frau berühmt ist: Couscous mit Fisch. Mithelfen soll die ganze Familie; doch als eifrigste und begeistertste Mitarbeiterin entpuppt sich Rym, die Tochter von Slimanes neuen Lebenspartnerin. Da Rym und ihre Mutter aber von Slimanes Familie nicht gerade gemocht werden, sind Konflikte vorprogrammiert.

Heiterkeit am Familientisch

Die Geschichte, welche „Couscous mit Fisch“ erzählt, liesse sich problemlos auch als Kurzfilm auf die Leinwand bringen. Stattdessen dauert Kechiches Film zweieinhalb Stunden, in denen eigentlich nur etwas passiert: ein Restaurant wird eröffnet. Wirklich langweilig ist der Film aber keineswegs, denn als Ersatz für die ereignislose Handlung bietet der Film Dialoge, die für zwei Staffeln einer amerikanischen Serie locker ausgereicht hätten. Eine der ersten grossen Szenen zeigt ein Familienessen, welches problemlos 20 Minuten des Films einnimmt, und vor allem aus Dialogen vor und nach dem Essen besteht. Es wird über Windeln diskutiert, über die Arabischkenntnisse des eingeheirateten Franzosen, und vor allem über das Essen.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Filme über Restauranteröffnungen können eigentlich kaum langweilig sein, und die Spannung, ob das Unternehmen Erfolg hat oder nicht, hält den Zuschauer auch bei „Couscous mit Fisch“ bei Laune. Seinen Charme zieht der Film aber nicht nur aus dem Essen, sondern aus Rym, der frechen, quasselnden Tochter von Slimanes Lebenspartnerin. Sie und Slimane geben ein herrlich ungleiches Paar ab; er wortkarg und verschlossen, sie pausenlos frech redend und ihn anstachelnd. „Couscous mit Fisch“ ist keine Komödie, die man sich eben mal so reinzieht, sondern cleveres, unprätentiöses arabisches Kino, das sich fernab von stereotypem Culture-Clash Spass ernsthaft der arabischen Kultur im französischen Exil widmet.

Ausstattung

Das Bonusmaterial beschränkt sich, leider leider, auf einen Trailer.


Seit dem 22. Mai 2009 im Handel.

Originaltitel: La graine et le mulet (Frankreich 2007)            
Regie: Abdellatif Kechiche
Darsteller: Mohamed Benabdeslem, Farida Benkhetache, Hafsia Herzi
Genre: Drama, Komödie
Dauer: 151 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Trailer
Vertrieb: Warner

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Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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