„Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino
Blutige Bastarde
„Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino
Für sein neuestes Werk begibt sich Quentin Tarantino in die Zeit des zweiten Weltkriegs und präsentiert uns eine Geschichte, die die Welt auf den Kopf stellt und trotz, oder gerade wegen des heiklen Themas in seiner Bösartigkeit zuweilen wahnsinnig witzig ist.
Von Kevin Mc Loughlin.
Wenn Tarantino einen neuen Film produziert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser über Nacht einen Kultstatus erreichen wird. Kaum ein anderer Regisseur kann mit einer solch hohen Quote und einer so grossen, ergebenen Fangefolgschaft auftrumpfen wie er. Filme wie „Reservoir Dogs“ oder „Pulp Fiction“ gehören schon längst zu den Klassikern des modernen Kinos und einzelne Figuren bleiben unvergesslich in die Erinnerung eingebrannt. Nach „Kill Bill“ folgt nun 2009 mit „Inglourious Basterds“ sein neuester – und bisher wohl polarisierendster – Streich.
Antipoden
Der Film beginnt mit einer Szene, die stark an Sergio Leone und den Westernklassiker „Once Upon a Time in the West“ erinnert. In einer kargen Landschaft im französischen Hinterland spielt sich ein Drama ab, das von den spärlichen Dialogen und dem fast schon unerträglich langsamen Spannungsaufbau lebt. In dieser Sequenz wird der Filmbösewicht, Major Hans Landa (Christoph Waltz), dem Publikum als der Inbegriff eines grausamen Nationalsozialisten vorgestellt: Er ist differenziert, kultiviert, äusserst intelligent und dabei vor allem auch ein Sadist. Er ist in Frankreich stationiert mit dem Auftrag alle verbliebenen und versteckten Juden aufzuspüren und zeigt in dieser Rolle eine so grosse Begabung, dass er allenorten nur noch als der „Judenjäger“ bekannt ist.

Sein Gegenspieler heisst Lieutenant Aldo Rain (Brad Pitt) und ist Anführer einer Gruppe amerikanischer Juden, die unter dem Namen „Inglourious Basterds“ hinter die feindlichen Linien geschickt werden um möglichst viele Nazis so brutal wie nur möglich umzubringen. Damit die Geschichten der Tötungen verbreitet werden, lassen die „Basterds“ jeweils eine Person am Leben, welcher jedoch als Zeichen von Aldo Raine mit seinem Bowie-Messer eine Swastika in die Stirne geritzt wird. Unterwegs gabelt die Gruppe noch den deutschen Feldwebel Hugo Stieglitz (Til Schweiger) auf, der Bekanntheit erlangt hat indem er 13 Gestapo Offiziere umbrachte.
Racheengel
In einem anderen Handlungsstrang wird die Geschichte der Jüdin Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent) erzählt, die als einzige ihrer Familie Hans Landa entkommen konnte und nun unter dem Namen Emmanuelle Mimieux in Paris ein Kino betreibt. Als sie durch eine Aneinanderreihung von Zufällen über den jungen Frederick Zoller (Daniel Brühl) erneut mit Landa in Kontakt kommt und ihr Kino als Austragungsort der Premiere des neuesten Filmes des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels (Sylvester Groth) ausgewählt wird, kommt schnell ein Racheplan zustande. Am Abend der Premiere kreuzen sich die Wege der diversen Protagonisten und zwei verschiedene Pläne – einer um sich zu rächen, einer um den Krieg zu beenden – treffen in den Räumen des Kinos aufeinander.
Brilliant
Der Film polarisiert durch seinen freien Umgang mit den historischen Fakten und der Umkehrung des Täter-Opfer-Schemas im dritten Reich. Dementsprechend hat er auch Kritiken auf der gesamten Bandbreite von grandios bis unglaublich schlecht erhalten. Setzt man das heikle Thema einmal zur Seite und beschäftigt sich mit der Machart des Films, muss man jedoch schnell zum Schluss kommen, dass dies der technisch wohl beste Tarantino Film überhaupt ist. Gekonnt bedient er sich an Stilmitteln aus seinen alten Filmen, wie zum Beispiel der Erzählung in Kapiteln (aus „Kill Bill“), und stellt in den Dialogen sein Talent eindrücklich unter Beweis. Mit der Besetzung des österreichischen SS-Offiziers Landa durch Christoph Waltz ist Tarantino zudem ein wahrer Glücksgriff gelungen und Brad Pitt zeigt einmal mehr, wieso er zu den gefragtesten Schauspielern seiner Generation gehört.
Seit dem 20. August 2009 im Kino.
Originaltitel: Inglourious Basterds (USA 2009)
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Brad Pitt, Christoph Waltz, Til Schweiger, Diane Kruger
Genre: Kriegsfilm, Action
Dauer: 153 Minuten
CH-Verleih: Universal
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