„Polizischt Wäckerli“ von Kurt Früh

Polizist mit Familienscherereien

„Polizischt Wäckerli“ von Kurt Früh

Abgesehen von Wachtmeister Studer erreichte wohl kaum je ein Fernsehpolizist die Popularität von Polizischt Wäckerli. Zuerst feierte dieser im gleichnamigen Hörspiel grosse Erfolge, 1955 hatte er sein Leinwanddebüt. Auch heute hat die Komödie mit dem charismatischen Schaggi Streuli und einigen goldigen Nebendarstellern nichts an Witz und Charme eingebüsst.

Von Lukas Hunziker

Polizist Waeckerli

Dorfpolizist zu sein ist ein Fulltimejob. Dies macht es auch für Polizisch Wäckerli nicht einfach, daneben noch ein guter Familienvater zu sein, und gerade mit seinem gerade erst volljährigen Sohn Ruedi gerät er oft aneinander. Doch bald wir Wäckerli durch Ereignisse im Dorf gezwungen, seine Rolle als Vater und Polizist unter einen Hut bringen zu müssen, denn die beiden Verdächtigen für einen Diebstahl im Dorfladen sind ausgerechnet Ruedi und Hans, der Schwarm von Wäckerlis Tochter. Ruedi nimmt es seinem Vater übel, als dieser ihn des Diebstahls verdächtig, und reisst von zu Hause aus, um in Zürich als freier Künstler zu arbeiten. Doch bald macht er sich erneut zum Verdächtigen, als seinem alten Lehrmeister mehrere tausend Franken gestohlen werden und Ruedi mit einer vollen Brieftasche ertappt wird.

Ein Hand in Hand von Ernst und Spass

Die Verfilmung vereint mehrere Fälle des Allenschwiler Polizisten, wobei es bei allen immer mehr um Wäckerli als Familienvater denn als Ermittler geht. Während Wachmeister Studer in der Verfilmung von Glausers Roman jegliches Familienleben entzogen wurde, dreht sich bei Polizischt Wäckerli fast alles ums traute Heim, oder besser gesagt ums nicht mehr so traute Heim, in das erst wieder Ruhe und Ordnung gebracht werden muss. So hat der Film durchaus sehr ernste Momente, in denen der Generationenkonflikt, der gerade in den Fünfzigerjahre neue Ausmasse annahm, thematisiert wird. Dennoch bleibt der Film im Kern eine Komödie. Nicht nur Schaggi Streuli, sondern auch Armin Schweizer als prahlerischer Säufer Töberli und Blanche Aubry Bardame Mary mit charmantem französischem Akzent entlocken uns mehrmals ein breites Grinsen oder gar lautes Lachen. Jede ersten Szene wir durch eine komische Gegenszene ausbalanciert, und diese gelungene Mischung macht den Film bis heute sehenswert.

Ausstattung

Für die DVD wurde alles an Bonusmaterial zusammengetragen, was zu finden war. Kernstück ist neben einem 20minütigen Interview mit zwei der Nebendarsteller der 23minütige erste Wäckerli-Film, ein 20minütiger Werbefilm für ein Waschmittel – ein amüsantes Zeitdokument das sich anzuschauen lohnt. Dazu gibt’s einen Kurzen Beitrag aus dem Schweizer Fernsehen zum zweiten Wäckerlifilm von 1966 und diverse Texttafeln und Originaldokumente.


Seit dem 16. November 2007 im Handel.

Originaltitel: Polizischt Wäckerli (Schweiz 1955)
Regie: Kurt Früh
Darsteller: Schaggi Streuli, Ruedi Walter, Emil Hegetschweiler, Margrit Rainer, Peeter Brogle, Stephanie Glaser
Genre: Dokudrama
Dauer: 95 Minuten
Bildformat: 1.78:1
Sprachen: Deutsch, Deutsche Hörfilmfassung für Sehbehinderte
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Bonusfilm: Der Geisten von Allenwil, Interview mit Eva Häfeli und Josef Scheidegger, Beitrag von der Filmwochenschau 1966, diverse Texttafeln und Originaldokumente
Vertrieb: Max Vision


Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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