„My Bloody Valentine 3D“ von Patrick Lussier
Akte brutaler Natur in schockierendem 3D!
„My Bloody Valentine 3D“ von Patrick Lussier
3D ist tot, lange lebe 3D. Anfangs der 50er erstmals breitflächig eingesetzt, dann totgesagt, anfangs der 80er nochmals aufgewärmt und schlussendlich im Müllschlucker verschwunden, kommt das 3D-Kino nun mit neuer Technik und coolen Sonnenbrillen zurück – und während die einen eine wahrhafte Revolution des Kinos versprechen, machen andere genau da weiter, wo 3D in den 80ern aufgehört hat. Dreimal darf man raten, in welche Kategorie „My Bloody Valentine 3D“ fällt.
Von Alexander Sigrist.
Der Traum, 2D in 3D umzuwandeln und dem Kino so eine Dimension des Realen zu geben, ist ein alter Traum – und in Zeiten der Wirtschaftskrise und der Heimkinos, in welchen die Lichtspielhäuser zunehmend bröckeln, ist es kein Wunder, dass sich die Produzenten nach einer Technik umsehen, mit welcher das Kino wieder das werden kann, was es einst war: ein Abenteuer, etwas Besonderes halt, wo man etwas erleben kann.
Und 3D verspricht all dies: die Leinwand öffnet sich, wird zur Bühne, die in den Zuschauerraum hinaus ragt. Noch kein Heimkino kann das leisten und auch höhere Eintrittspreise sind durchaus gerechtfertigt. Die Fehler früherer 3D-Techniken, die durchaus Kopfweh und Übelkeit verursachten, sollen überbrückt werden und das Kino soll in revolutionären Glanz erstrahlen. Revolutionär ist das Stichwort: denn Menschen, wie James Cameron, dessen „Avatar“ im Dezember in die 3D-Kinos kommt, versprechen mit der neuen 3D-Technik eine Umwälzung, die das Kino, die Filme, ja gar das Erzählen an sich, bahnbrechend verändern soll.
Revolutionär: schmischmaschmu
Von einer Revolution ist „My Bloody Valentine 3D“ jedoch meilenweit entfernt. Stattdessen wird direkt dort angeknüpft, wo 3D-Horrorfilme der 80er aufgehört haben: wenn in „Der weisse Hai 3D“ dem Zuschauer am Ende Stücke des Hais (mitsamt den Zähnen… wunderschön!) um die Ohren flogen, so dürfen nun ausgestochene Augen, Blutspritzer, herumfliegende Äste, diverse Körperteile und natürliche eine herausragende Spitzhacke bewundert werden. Das sind dieselben (um es mal ganz grob auszudrücken) ‚auf-die-Fresse-Effekte‘, die man schon in den 80ern bewundern konnte. Natürlich sieht es mit der neuen Technik toll aus, neu ist es aber nicht wirklich.
Natürlich ist es fraglich, ob eine Cameron’sche Revolution des Kinos je stattfinden wird, jedoch sind die 3D-Effekte in „My Bloody Valentine 3D“ kaum mehr denn eine Jahrmarktsattraktion, ein lautes, plastisches Getöse, hinter welchem schlussendlich nicht viel steckt. Das ist reine Explotation der dritten Dimension, purer Schauwert und so mancher Kinogänger wird sich ein wenig vom ’neuen‘ 3D-Kino hintergangen fühlen: denn das ist nicht mehr als alter Wein in neuen Schläuchen.

Dies gilt im Übrigen auch für den Inhalt des Filmes: geboten wird ein recht schematischer Slasher, in dem ein mörderischer Bergarbeiter von den Toten zurückkehrt und die Bewohner einer Kleinstadt dezimiert – mehr muss man über die Story nicht sagen. Zwar vermag Regisseur Lussier mit einem kleinen ‚whodunnit‘-Spiel in der zweiten Hälfte ein wenig Spannung zu erzeugen, die Auflösung jedoch wird die Wenigsten vom Hocker reissen. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Story hat genug Tempo und bietet genug Brutalität, um Slasher-Fans bei der Stange zu halten. Und auch der Mörder, mit seinem Schnaufen, seiner Maske und seiner Spitzhacke, hat etwas Ikonisches, was an gute alte „Freitag der 13.-“ und „Halloween-„Tage erinnert.
Fazit: „My Bloody Valentine 3D“ ist unter dem Strich eine Jahrmarktsattraktion, welche mit deftigen 3D-Effekten eine schmale Story und das Fehlen jeglicher Innovation übertönt. Das macht zwar schon Spass, ja, es ist schon ein Erlebnis, wenn man eine Schrotflinte an die Nase gedrückt bekommt oder wenn man sich mit Blut bespritzt fühlt. Wer genau dies und nicht mehr von „My Bloody Valentine 3D“ erwartet, wird sich prächtig unterhalten fühlen – alle, die eine Revolution im 3D-Kino erhoffen, warten noch ein wenig.
Seit dem 13. August 2009 im Kino.
Originaltitel: My Bloody Valentine (USA 2009)
Regie: Patrick Lussier
Darsteller: Jensen Ackles, Jaimi King, Kerr Smith, Betsy Rue, Tom Atkins
Genre: Horror
Dauer: 100 Minuten
CH-Verleih: Ascot Elite
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