„Zack and Miri make a Porno“ von Kevin Smith
Wir haben keinen Sex – wir machen Liebe!
„Zack and Miri make a Porno“ von Kevin Smith
Kevin Smith: legendär und totgesagt. Mit seiner Jersey-Trilogie und seinen Kultcharakteren Jay und Silent Bob als Grossmeisters des Metakinos gehandelt. Gemunkelter Hersteller des Phantom-Cuts von „Star Wars – Die dunkle Bedrohung“. Meister vertrackter Dialoge und selbstironischer Szenen. Kitschiger Totalausfall mit „Jersey Girl.“ Totgesagt. Rückkehr mit „Zack und Miri make a Porno“?
Von Alexander Sigrist.
Zack und Miri kennen einander seit dem Sandkasten. Sie wohnen gemeinsam in einer kleinen Wohnung, fahren einander zur Arbeit und sind, natürlich, platonische Freunde. Ihre Probleme teilen sie sich im Übrigen (und wohl zwangsläufig) auch: so haben beide kein Geld mehr, um die Wohnung, Strom, Wasser und dergleichen zu bezahlen. Kurzerhand entscheiden sie sich zum einzig richtigen: einen Porno zu drehen. Klar, wenn Zack und Miri selber auch auftreten, so werden sicherlich alle ihre ehemaligen Schulfreunde das Filmchen kaufen. Drum heuert man kurzerhand ein paar Darsteller an, beginnt zu filmen und alles läuft wunderbar, es könnte nicht besser sein – bis Zacks und Miris Sexszene auf dem Drehplan steht und die platonischen Dinge irgendwie schwierig werden.
Kevin Smith hat es nicht einfach: denn eigentlich ist der Mann ein waschechter Romantiker, der jedoch für seine gewieften Dialogen und seinem Spiel mit Kultfiguren bekannt wurde – bestes Beispiel: in Smiths „Jay und Silent Bob schlagen zurück“ gibt es eine Szene, in welcher sich der Charakter von Ben Affleck über die schlechten Schauspielkünste von Ben Affleck aufregt. Schräg, merkwürdig, aber verdammt witzig: das wollen die Fans von Kevin Smith gerne sehen. Was seine Fans lieber nicht sehen wollen, ist wie bei Smith der Romantiker die Überhand nimmt – so geschehen in „Jersey Girl“, bei welchem der Mann sich an einem handelsüblichen Liebesfilm probiert hat und dafür wohl Morddrohungen von seiner Fangemeinde kassiert hat.
Smith ist Smith ist Smith
Nun, Zack und Miri make a Porno“ hat wohl irgendetwas von beidem, dem Romantiker, wie auch dem Dialog-Meister. Smiths neustes Werk ist auf der einen Seite eine deftige Zote, die nicht mit verbalen und ausgespielten Seitenhieben gegen die Pornoindustrie und verschiedene Filme spart. So wird zum Beispiel – typisch für Smith – einmal mehr Star Wars zitiert: wenn Zack erst einen Porno drehen will, der sich an George Lucas Werke anlehnt, den blumigen Namen „Star Whores“ trägt, und von Charakteren wie Prinzessien Lay-Her und Hung Solo bevölkert wird, dann macht Smith genau das, wofür ihn seine Fans lieben.
Freilich, die Dialoge mögen in „Zack and Miri make a Porno“ vielleicht nicht zum Besten gehören, was Smith je geschrieben hat, sind aber durchaus spritzig (haha!) und unterhaltsam, auch wenn (oder vielleicht gerade weil) sie allesamt unterhalb der Gürtellinie sind. Lesters Erklärung (gespielt von Jason „Jay“ Mewes) zum nicht-schwulen Rudern gegen Ende des Films ist auf jeden Fall beinahe Oscar-verdächtig.

Überraschend jedoch ist, dass Smith auch visuell kein Blatt vor den Mund nimmt. Di im Titel angekündigten Porno-Szenen werden wirklich im Film gezeigt – inklusive männlicher und weiblicher Full-Frontal-Nudity, was mehr als nur ungewöhnlich für eine amerikanische Komödie ist. Smith outet sich also wieder Freestyler in Hollywood, der genau die Filme macht, die er machen will und das zeigt, was er zeigen möchte (kein Wunder lief in Amerika eine leicht gekürzte Version). Da er dabei bisweilen Grenzen überschreitet und durchaus geschmackslos wird (siehe das unrühmliche Ende der Anal-Szene), mag man ihm gerade noch so verzeihen.
Die Komik ist also jene, die man von Smith erwartet: Dialogwitz, gepaart mit frech-freizügigen Szenen, die gekonnt Pornokonventionen auf die Schippe nehmen. Das Gerüst, dass diese Szenen hält ist jedoch eher enttäuschend. Denn im Kerne ist „Zack and Miri make a Porno“ eine romantische Geschichte, wie „Jersey Girl“, um zwei platonische Freunde, die den Unterschied zwischen Liebe machen und Sex haben kennen lernen. Das wird gegen Ende geradezu dreist seicht und hat nicht den Schuss an Ironie, denn man von der Komik her erwarten möchte.
„Zack and Miri make a Porno“ stehlt sich schlussendlich etwas zwischen die Stühle. Für den Durschnittsromantiker ist der Film zu freizügig und die Dialoge viel zu weit unter der Gürtellinie, für Hardcore-Smith-Fans gibt es zu viel seichte Romantik. Alle Zuschauer jedoch, die sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen verorten können, werden ihre Freude am Film haben und sollten Smiths neustes Werk nicht verpassen.
Seit dem 20. August 2009 im Kino.
Originaltitel: Zack and Miri make a Porno (USA 2008)
Regie: Kevin Smith
Darsteller: Seth Rogen, Elizabeth Banks, Craig Robinson, Jason Mewes, Jeff Anderson
Genre: Unter-der-Gürtellinie-Komödie mit deftigen Pornoszenen
Dauer: 95 Minuten
CH-Verleih: Ascot Elite
Im Netz
Trailer
Offizielle Seite