„Dancing With The Storms“ von O’Neil Bürgi
Das wahre Gesicht der Sturm-Junkies
„Dancing With The Storms“ von O’Neil Bürgi
Der Thurgauer Filmemacher O’Neil Bürgi hat Schweizer Sturmjäger auf ihren wilden Roadtrips quer durch die Schweiz und Norditalien begleitet. Sein kurzweiliger Dokumentarfilm will nicht mit reisserischen Aufnahmen den Atem rauben, sondern Motive und Leidenschaft der Sturmjäger differenziert beleuchten.
Von Stephan Sigg.
Anders als erwartet, fliegen einem in „Dancing With The Storms“ nicht nonstop Autos und Bäume um die Ohren. Auch wenn sich der Film mit den Themen Sturm, Gewitter und Tornado beschäftigt, handelt es sich dabei definitiv nicht um einen Katastrophenthriller. Sensations-Aufnahmen, wie man sie aus den Nachrichten kennt, machen nur einen ganz kleinen Teil des Films aus. Stattdessen lässt Bürgi, der zuletzt mit einem Dok-Film über den Schweizer Filmrequisitensammler Roman Güttinger von sich reden machte, die Protagonisten ausführlich über ihre Leidenschaft zu Wort kommen: Da ist der Lehrer, der seine ganze Freizeit ins Sturmjagen investiert, da ist ein junger Familienvater, der sich von Frau und Nachwuchs beim Sturmjagen begleiten lässt. Es wird sofort klar: Sturmjäger sind Menschen wie du und ich und keine durchgeknallten Freaks.

Ausflug in die USA
„Dancing With The Storms“ zeigt, dass hinter dem waghalsigen, für viele nicht nachvollziehbaren Hobby akribische Detailarbeit steckt: „Professionelle“ Sturmjäger kennen sich aus mit der Wetterkunde und werten zunächst sorgfältig meteorologische Daten aus, ehe sie sich einem Sturm auf die Fersen heften. Die so aufwendig und fast so professionell wie es sonst Meteorologen tun. Nachdem Bürgis Film Schweizer Sturmjäger begleitet und porträtiert hat, wird im letzten Teil der Fokus auf die USA gerichtet: Und hier bekommt der Zuseher nun wirklich „krasse“ Aufnahmen präsentiert. Bürgi scheint diese Szenen bewusst aus dramaturgischen Gründen an den Schluss des Films gestellt zu haben. Die Klimax geht nach oben und „Dancing With The Storms“ erlebt seinen Höhepunkt. Man kann sich darüber streiten, ob die Fokussierung auf die Schweiz nicht gereicht hätte.
Gelungene Mischung
„Dancing With The Storms“ ist ein kurzweiliger Film, der nicht nur Fans von Wetterphänomen und Meteorologen in den Bann zieht. Auch wer sich nicht für den naturwissenschaftlichen Aspekt von Wetterphänomen interessiert, kann sich dem Reiz des Films nicht entziehen: Denn im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihre Emotionen. Bei der Auswahl der Protagonisten hat Bürgi ein glückliches Händchen gehabt, zeigen die verschiedenen Typen doch, dass sich Sturmjäger nicht so einfach schubladisieren lassen und es die unterschiedlichsten Motive und Charaktere gibt. Klar, der Film wurde mit kleinem Budget gedreht und wirkt an manchen Stellen etwas kantig. Beim einen oder anderen Protagonisten hätte man gerne etwas mehr über die Hintergründe seiner Leidenschaft erfahren. Nichtsdestotrotz ist „Dancing With The Storms“ eine gelungene Mischung aus Enter- und Infotainment: Man erfährt viel Neues über Wetter, Sturmjagen & Co. und bekommt es auf spannende Weise serviert. So mancher Zuschauer wird wohl den nächsten Sturm intensiver und aufmerksamer erleben.
Seit dem 24. September im Kino.
Originaltitel: „Dancing With The Storms“ (Schweiz 2009)
Regie: O’Neil Bürgi
Dauer: 75 Minuten
Genre: Dokumentar-Film
Verleih: Produzent
Im Netz
Offizielle Seite des Films: www.dancingwiththestorms.com