„Die Standesbeamtin“ von Micha Lewinsky
Alte Liebe rostet nicht
„Die Standesbeamtin“ von Micha Lewinsky
Klingt abgelutscht, ist aber so. Dass die Jugendliebe manchmal eben doch länger hält als man glaubt, führt Micha Lewinsky mit seiner leichtverdaulichen Sommer-Liebeskomödie „Die Standesbeamtin“ vor.
Von Annika Janssen.
Rahel Hubli verdient ihre Brötchen damit, das Glück der anderen mit ihrer Unterschrift zu bestätigen. In einer idyllischen Schweizer Kleinstadt ist sie auf dem Standesamt für die Trauungen zuständig. Selber ist Rahel allerdings weniger glücklich: sie und ihr Mann Thomas sind zwar Eltern eines aufgeweckten Zehnjährigen, die Ehe allerdings ist schon seit geraumer Zeit eingeschlafen. Dementsprechend unmotiviert übt Rahel ihren Job aus – bis sie eines Tages ihren Jugendfreund Ben, der früher mit ihr die Popband „Raben“ formte, wiedertrifft und die grossen Gefühle wieder entdeckt. Es gibt nur ein kleines Problem: Ben, mittlerweile mehr oder minder erfolgreicher Sänger, lebt eigentlich mit seiner Filmstar-Freundin Tinka in Deutschland und ist nur wieder in der Heimat, um in ruhiger Atmosphäre zu heiraten. Es kommt, wie es kommen muss – Rahel soll die Trauung organisieren und das Chaos ist perfekt.
Probier’s mal mit Gemütlichkeit
Als „Schweizer Sommerkomödie des Jahres“ wird „Die Standesbeamtin“ angepriesen. Und grundsätzlich sind alle Komponenten einer typischen Sommerkomödie auch vorhanden: locker-flockige und unendlich vorhersehbare „Drei sind eine zuviel“-Lovestory meets herzige Aargauer Sommeratmosphäre meets niedliches Figurenensemble ohne Ecken und Kanten. Hier ein Witzchen, dort ein Witzchen; hier ein wenig Romantik im Sonnenuntergang, dort ein bisschen Ehedrama. Dies alles ist tatsächlich nette Vorabendfilm-Unterhaltung und tut sicherlich niemandem weh. Die Dialoge sind wenig originell, gleiches gilt für die Witze, dennoch schmunzelt man an einigen Stellen und lacht vereinzelt auch etwas lauter. Die Seitenhiebe auf die Deutschen aus der Grossstadt und ihre Probleme mit der Schweizer Beschaulichkeit sind sympathisch und mit einem Augenzwinkern umgesetzt.

Enttäuschend ist die eingefrorene Mimik und das eher hölzerne Agieren von Hauptdarstellerin Leuenberger; Oriana Schrage als affektiertes Filmsternchen stiehlt ihr da gelegentlich die Show. Die restliche Besetzung macht ihre Sache solide bis gut, mehr gibt aber auch der Filmstoff nicht unbedingt her. Alles in allem ist „Die Standesbeamtin“ sicher nicht die Knallerkomödie schlechthin. Als leichte Feel-Good-Unterhaltung auf der Couch taugt sie aber mit Sicherheit, nur sollte man eben nicht zuviel erwarten. Und den bemüht lässigen, seichten Poprock-Soundtrack muss man ja nicht kaufen.
Ausstattung
Die Extras sind grösstenteils SF-gesteuert und eher zum Gähnen: ein 10vor10-Gespräch, Glanz&Gloria vom Drehort, der übliche Trailer, eine Fotogalerie und zur Abwechslung mal etwas Interessanteres: Eindrücke vom Open-Air. Vollkommen unspektakulär.
Seit dem 27. August 2009 im Handel.
Originaltitel: Die Standesbeamtin (Schweiz 2009)
Regie: Micha Lewinsky
Darsteller: Marie Leuenberger, Dominique Jann, Oriana Schrage, Beat Schlatter
Genre: Komödie, Romanze
Dauer: 90 Minuten
Bildformat: 2.35:1/16:9
Sprachen: Schweizerdeutsch/Mundart
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch
Audio: Dolby Digital
Bonusmaterial: Fotogalerie, Trailer, Filmpremiere, 10vor10-Gespräch, Glanz&Gloria beim Dreh, Open-Air-Szene
Vertrieb: Praesens Film AG
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