„Willkommen bei den Sch’tis“ von Dany Boon

Le Noooord – ääääh!?

„Willkommen bei den Sch’tis“ von Dany Boon

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Philippe Abrams gerät vom Regen in die Traufe, von der Provence nach Nord-Pas-de-Calais. Doch wider Erwarten frieren ihm dort keine Zehen ab und die Eingeborenen erweisen sich als zwar schwer verständlich, doch ansonsten sehr warmherzig. „Bienvenue chez les Ch’tis“ ist ein äusserst vergnüglicher Film über Vorurteile und unverständliche Dialekte. Endlich, endlich auch auf DVD.

Von Sandra Despont.

Nach dem missglückten Versuch, seine Ehe durch eine Versetzung an die warme und unter Pöstlern offenbar allgemein beliebte Côte d’Azur wieder aufzupeppen, landet Philippe Abrams dort, wo keiner hin will. Nein, nicht auf der Strasse. Und auch nicht in der Hölle. Schlimmer: im Norden Frankreichs. Also quasi am Nordpol.

Mitleid auf der Autobahn

Wenn selbst die Autobahnpolizei trotz massiver Geschwindigkeitsunterschreitung ein Auge zudrückt, wenn man sein Reiseziel angibt, dann hat einem das Leben wirklich, wirklich übel mitgespielt. Eingepackt in eine dicke Winterjacke und das Schlimmste erwartend begibt sich Philippe Abrams nach Bergues in der Region Nord-Pas-de-Calais, wo er zwei Jahre lang für seinen versuchten Betrug büssen soll. Und büssen, das weiss er, wird er: seine Frau Julie hat sich rundaus geweigert, sich selbst und ihren kleinen Sohn dem eisigen Norden auszusetzen, ein Überlebender hat ihn mit Temperaturangaben von -20, -30, -40 Grad auch nicht gerade ermutigt. Doch es kommt alles anderes: seine Kollegen in Bergues sind ausgesprochen gastfreundlich, Philippe schafft es schon nach wenigen Tagen einen Pariser Kellner mit seiner im unsäglich unverständlichen Dialekt namens „Ch’timi“ aufgesagten Bestellung zu verwirren und selbst das Wetter hat es nicht primär darauf abgesehen, den Zehen Philippes ein schnelles Ende zu bereiten.

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© Studio / Produzent

Selbstverständlich glaubt ihm seine depressiv angehauchte Frau aber keineswegs, dass es ihm gut gehe und besteht darauf, nicht geschont, sondern mit grauseligen Schauermärchen über den schrecklichen Norden versorgt zu werden. Philippe tut dies nach einigem Zögern und schliesslich mit wachsender Begeisterung, als er merkt, dass die Distanz und sein tapferes Leiden unter den Barbaren seiner Ehe gut tun. Doch lügen, das wissen wir alle, ist böse und kann auf Dauer nicht gut gehen. „Bienvenue chez les Ch’tis“ spielt gekonnt mit Klischees, hat unglaublichen Sprachwitz und Situationskomik, die ohne billigen Slapstick auskommt, und stattdessen immer Originalität und Intelligenz bewahrt. Nicht umsonst ist der Film mit über 20 Millionen Kinobesuchern der erfolgreichste französische Film aller Zeiten.

Ende des langen Wartens und Ausstattung

Es war ein langes Warten auf die deutsch synchronisierte und untertitelte DVD von „Bienvenue chez les Ch’tis“. Alle, die in der Zeit zwischen Anlaufen des Films und dem Erscheinen des DVDs das Vergnügen hatten, an einem Ort zu arbeiten, der auch nur im Entferntesten etwas mit DVDs zu tun hat, werden das wissen. Wie oft man erklären musste, dass DVDs tendenziell wirklich nicht bereits vier Wochen nach Kinostart erhältlich sind und nein, auch nicht nach zwölf, wie viele Menschen sich in der langen Wartezeit die französische Version geholt haben, um dann darauf eigentlich nur wenig zu verstehen, bleibt dahingestellt. Der Erfolg sei diesem gutartigen und rasend komischen (man möchte fast auch noch „pädagogisch wertvollen“ sagen, einfach nur, damit dieses Mittel auch noch ausgeschöpft ist) Film jedenfalls auch in DVD-Form vergönnt.

Über die Extras hingegen gibt es nicht viele Worte zu verlieren. Die fallen spärlich und reichlich mysteriös aus. Aber das ist wohl etwa so wie eine Reise in die Region Nord-Pas-de-Calais. Man erwartet -40 Grad und das sofortige Abfrieren sämtlicher Zehen und ist dann auch mit 10 Grad ganz glücklich. Und wer jetzt im Geiste „äääääh!?“ ruft, der hats begriffen.


Seit dem 17. September 2009 im Handel.

Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis (Land 2008)
Regie: Dany Boon
Darsteller: Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Lorenzo Ausilia-Foret, Anne Marivin, Philippe Duquesne
Genre: Komödie
Dauer: 106 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Schwiizerhochdütsch, Ch’timi
Audio: Dolby Digital 5.1, 2.0
Bonusmaterial: Trailer, Zu Gast in Bergues, Szenen, die 100x gedreht werden mussen, weil die Schauspieler ihren Text nicht konnten, ChtiNN – Ihr freundlicher TV-Sender aus dem Norden
Vertrieb: Warner

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