Nicci French: „Seit er tot ist“ (Roman)
Suche nach der Wahrheit
Nicci French: „Seit er tot ist“ (Roman)
Die Nachricht des tödlichen Autounfalls ihres Mannes trifft Eleanor unvorbereitet und mit voller Wucht. Doch damit nicht genug: Neben ihm starb eine ihr unbekannte Frau. Eine Tatsache, die das gemeinsame Leben urplötzlich in Frage stellt. Für ihr Umfeld ist der Fall klar, doch was soll sie selbst darüber denken?
Von Susanna Valentin.
Die schlimmste Vorstellung wird in Eleanors Leben Wirklichkeit. Zwei Polizisten stehen vor der Türe und überbringen die schreckliche Nachricht, dass ihr Mann Greg tödlich verunfallt ist. Eben war er doch noch hier, in derselben Wohnung, hat sich für die Arbeit zurechtgemacht. Das letzte Gespräch ein blöder kleiner Streit am Telefon, weil er sich zum gemeinsamen Abendessen etwas verspäten würde. Dinge liegen noch da, wo er sie hingelegt hat, überall ist seine Anwesenheit noch spürbar. Soll das nun wirklich vorbei sein?
Wendepunkt
Eleanor steht unter Schock. Greg soll nicht mehr am Leben sein? Alles um sie herum fühlt sich noch so an, als ob er jeden Moment zur Türe hereinkommen könnte. Dass dies endgültig nicht mehr geschehen wird, ist unfassbar, unmöglich, unverkraftbar. Und doch kann Eleanor nicht weinen. Grund dafür ist die Art, wie Greg gestorben ist. Unangegurtet in einem Auto auf einer Fahrstrecke, welche er nicht fahren müsste. Zu schnell gefahren soll er sein, neben ihm eine schöne Unbekannte. Wie konnte das passieren? Er, der immer so bedächtig Auto gefahren ist, nie zu schnell, noch weniger unangegurtet.
Fast noch schlimmer sind die Reaktionen ihres Umfelds. Niemand scheint an Gregs Untreue zu zweifeln. Ellie will Klarheit und beginnt, auf nicht ganz ungefährliche Art und Weise, zu forschen. Unter falschem Namen sucht sie nach Spuren der unbekannten Frau in Gregs Leben und hofft, so einen Hinweis zur Wahrheit zu finden. Durch ihre Forschungen über Milena, die angebliche Geliebte, wirbelt Ellie viel Staub auf und bringt sich schliesslich immer mehr in Gefahr.
Spannende Unterhaltung
Mit „Seit er tot ist“ ist dem Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French ein spannender Thriller gelungen, der sich leicht lesen lässt. Das Porträt von Eleanor, der Ehefrau, die urplötzlich mit dem Verlust ihres Mannes klar kommen muss, ist nachvollziehbar und an einigen Stellen auch berührend. Die Erzählung in Ich-Form macht den Schmerz und die Verzweiflung direkt spürbar. Die Autoren verstehen es bestens, Urängste vieler Menschen geschickt in ihre Erzählungen einfliessen zu lassen. Wer fürchtet sich nicht davor, einen so nahe stehenden Menschen zu verlieren? Doch nicht nur das, stellt sich der Protagonistin doch die Frage, ob sie ihrem Mann zu unrecht blind vertraut hat. Diese Unwissenheit veranlasst einen als Leser dazu, möglichst schnell die Wahrheit wissen zu wollen. – Und damit, das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand zu legen.
„Seit er tot ist“ erzählt von einer starken Frau, die sich auf die Suche nach der Wahrheit macht. Egal, um welchen Preis.
Bertelsmann
352 Seiten, CHF 34.90