„2012“ von Roland Emmerich

Weltuntergang! Schon wieder?

„2012“ von Roland Emmerich

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Der nächste Termin für den Weltuntergang steht bereits fest: im Jahre 2012 läuft der Kalender der Maya aus (so behaupten manche auf jeden Fall) und da der Kalender schon mehrere Male richtig gelegen hat (auch das sagen einige), darf man wohl annehmen, dass das Ende der Welt vor der Türe steht. Bevor alle Kinos wegen dem Grossereignis zumachen, bringt Roland Emmerich, der deutsche Zerstörer, wie er gerne von der amerikanischen Presse genannt wird, noch schnell sein neustes Magnum Opus ins Kino.

Von Alexander Sigrist.

Die Story scheint mehr oder minder bekannt: im Jahre 2012 soll die Erde (wegen bösen Sonneneruptionen) untergehen; das wird allerdings niemandem, ausser den Mächtigen und Reichen, erzählt. So dröspelt Otto-Normal-Mensch bis 2012 vor sich hin, während die Regierungen (allen voran natürlich die amerikanische) munter im Geheimen riesige Schiffe für die oberen 10’000 bauen.

So kommt es, dass die Welt untergeht und die Normalos ums Leben laufen müssen. Mittendrin John Cusack, der so normal ist, dass man „stereotyp“ rufen möchte (geschieden, zwei Kinder, sind nicht glücklich mit ihrem Vater, er ist aber eigentlich ein ganz netter Kerl, der sich nur zusammenreissen muss, um seine Frau zurückzukriegen): natürlich rettet er seine Familie und macht sich, über den Umweg durch alle Epizentren des Untergangs, auf den Weg nach China, wo die rettenden Schiffe sind.

Der Untergang braucht keine Story…
Man sieht schon an der Zusammenfassung des Films: allzu viel darf man Story-technisch von „2012“ nicht erwarten. Emmerich köchelt eine typische Katastrophenfilm-Geschichte auf, ohne nur den Hauch von Innovation einfliessen zu lassen. Wenigstens lockert er das Ganze hie und da mit ein wenig Humor auf, was jedoch von den unzähligen, endlosen und absolut über-kandierten Abschiedsszenen getrübt wird.

© Disney
© Disney

Spätestens wenn der amerikanische Präsident im Aschenregen steht und heldenhaft einer gewaltigen Sturmflut trotzt, möchte man sich aber am liebsten sich sein Popcorn nochmal durch den Kopf gehen lassen. Zynische Naturen werden wahrlich keine Freude an Emmerichs neustem Werk haben: die pathetischen Reden sind zahlreich, die Rückbesinnung auf traditionelle Familienwerte ist arg konventionell und auch das im Finale konstruierte Menschenbild (‚wir müssen zusammenhalten! Wir müssen einander helfen!‘) ist geradezu repetitiv-typisch für Emmerich.

Nunja, der Regisseur wollte aber kaum seine eigenen Konzepte dekonstruieren. „2012“ ist ideologisch genau gleich wie „The Day After Tomorrow“, reproduziert dieselben Ideen und Wertvorstellung – dafür haut Emmerich in „2012“ umso mehr auf den Putz. Was da an Zerstörung geboten wird, kann man kaum in Worte fassen: Explosionen, Krater, krachende Wolkenkratzer, fliegende U-Bahnen, kurzum: Krabumm und Krawatsch macht es an allen Ecken und Enden (dem ist es wohl auch zu verdanken, dass „2012“ trotz einer Laufzeit von 158 Minuten kaum langweilig wird). Emmerich gibt actionmässig Vollgas und präsentiert eine Zerstörungsorgie, die man weit suchen muss (ehrlich, hier geht viel mehr kaputt als in „Transformers“, und das will ja was heissen).

…aber angehauchtes Potential dürfte man schon nutzen
Ein etwas bitterer Beigeschmack bleibt jedoch, auch wenn man den Pathos der Story an sich ignoriert. Eigentlich hätte „2012“ Potential: lange wird die Story nach der Logik des homo homini lupus vorangepeitscht – die Regierung schauen nur auf die Reichen und Gescheiten, die anderen rennen blind ums Leben, ja sogar die Hauptcharaktere sind erschreckend egoistisch und schauen meist nur aufs eigene Heil. Dies alles wird jedoch zum Schluss relativiert. Wäre Emmerich nur ein wenig kritischer und würde die Ideen nutzen, die eine Welt aus Habgier, Neid und Egoismus zeigen, so hätte „2012“ ein wahrlich düsteres und auch auf psychologischer Ebene zerstörerisches Vergnügen werden können und hätte somit neue Referenz werden können.

Aber wie gesagt, zerstört wird hier nur auf materieller Ebene – dies aber so effektiv, dass für Genre-Fans kein Weg um „2012“ führen kann – nur den Pathos und das verschenkte Potential muss man wohl oder übel ignorieren. So bleibt ein kurzweiliges Vergnügen mit guten Schauspielern, dass den Weltuntergang präsentiert, als wäre es ein BigMac-Menu: schnell, etwas fettig, aber ganz lustig, zackig konsumiert, doch eine halbe Stunde später hat man schon wieder Hunger.


Seit dem 12. November 2009 im Kino.

Originaltitel: 2012 (USA 2009)

Regie: Roland Emmerich

Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Chiwetel Ejiofor, Thandie Newton, Danny Glover

Genre: Katastrophen-Bombast

Dauer: 158 Minuten

CH-Verleih: Disney


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