„Verdammnis“ von Daniel Alfredson

Familienbande

„Verdammnis“ von Daniel Alfredson

Verdammnis_scene_03
Keine vier Monate ist es her, dass der erste Teil von Stieg Larssons grossartiger Millenium-Trilogie zum letzten Mal über die nationalen Kinoleinwände geflimmert ist und schon steht mit „Verdammnis“ die Fortsetzung in den Startlöchern. Es geht um staatliche Korruption, Zwangsprostitution, Morde und die dunkle Vergangenheit der Computerhackerin Lisbet Salander (Noomi Rapace). Zogen sie und Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) im Vorgänger noch an einem Strang, gehen sie nun getrennte Wege – die natürlich am Ende zusammenführen. Der zweite Teil reduziert die komplexe Vorlage, setzt Vorwissen voraus und lässt besonders Neueinsteiger all zu oft im Regen stehen.

Von Fee Anabelle Riebeling.

Hatte Enthüllungsjournalist Mikael Blomqvist in „Verblendung“ seinen Posten bei „Millenium“ aufgrund juristischer Schwierigkeiten aufgeben müssen und stattdessen das weit zurückliegende Verschwinden der Lieblingsnichte eines reichen Industriellen aufgeklärt, ist er nun zurück in der Redaktion. Als ihm ein junger Journalist für die nächste Ausgabe eine gut recherchierte und  hochbrisante Geschichte über die Verwicklung von hochrangigen Amts- und Würdenträgern mit Zwangsprostitution anbietet, ist er begeistert. Seine Freude über die Exklusiv-Story endet jedoch jäh, als der Redakteur tot in seiner Wohnung aufgefunden wird und die Mordwaffe ausgerechnet die Fingerabdrücke seiner Freundin Lisbet Salander trägt.

Aufarbeitung

Während die Computerhackerin zunächst erst einmal untertaucht, bemüht sich Blomkvist ihre Unschuld zu beweisen und fördert dabei immer mehr Informationen über die Kindheit und Jugend seiner einstigen Mitkämpferin zu Tage. Blieb die in Teil eins noch weitgehend im Dunkeln, rückt sie nun in den Fokus – und die mysteriöse Salander avanciert durch ihren Drang, mit den düsteren Schatten ihrer Vergangenheit abzurechnen, und ihrer Flucht vor Polizei und Medien zur treibenden Kraft der Geschichte. Tatsächlich ist der undurchschaubare Charakter der Lisbet Salander so faszinierend, dass man es Drehbuchautor Jonas Frykberg und Regisseur Daniel Alfredson beinahe nachsehen möchte, dass sie Handlungsstränge vernachlässigen oder sogar ausklammern.

Verdammnis_scene_23
© Studio / Produzent

Doch der eigentliche Fall, die Verbindung angesehener Amts- und Würdenträger zu einem international tätigen Mädchenhändlerring wird vorübergehend sogar ganz aus den Augen verloren. Mitunter scheint es, als wären einzelne Szenen in der falschen Reihenfolge montiert worden – da verliert sich auch der eingefleischte Stieg Larsson-Fan. Erschwerend kommt hinzu, dass die in „Verblendung“ weitgehend parallel erzählten Handlungsstränge erst in Teil drei zusammenlaufen und so am Ende kein rückblickender Erkenntnisgewinn für den Zuschauer möglich ist. Wer die Bücher kennt oder sich vom ersten Teil packen liess, sollte „Verdammnis“ aber auf keinen Fall verpassen. Obwohl die Geschichte auf ein offenes Ende hinsteuert: Wie es mit Lisbet Salander, Mikael Blomqvist und den Menschenhändlern weiter geht, wird nämlich erst in „Vergebung“, dem dritten und letzten Teil der „Millenium”-Trilogie gelöst. Und wer trotz Mitdenken den Anschluss verpasst, kann die Zusammenhänge ja immer noch nachlesen.

 

Seit dem 18. Februar 2010 im Kino.

Originaltitel: Flickan som lekte med elden (Schweden, 2009)
Regie: Daniel Alfredson
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Niqvist
Genre: Thriller
Dauer: 130 Minuten
CH-Verleih: Frenetic Films AG

Im Netz
Offizielle Seite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert