„Dinner für eine Leiche“ von Jean G. Goodhind

BISS dass der Fall geklärt ist

„Dinner für eine Leiche“ von Jean G. Goodhind.

Im Rahmen von „Baths Internationaler Sternekoch- und Speisewoche“ – kurz BISS – soll der beste Koch der beschaulichen Stadt gekürt werden. Kurzfristige Änderungen in den Jury-Konstellation geben jedoch Rätsel auf, das Ergebnis sorgt für Verwirrung und Unmut. Als der Sieger ermordet wird, gerät in der Hotellerie einiges ins Wanken und Hotelbesitzerin Honey Driver avanciert erneut zur Privatdetektivin.

Von Fee Anabelle Riebeling.

dinnerfüreineleicheGute Publicity ist in der Tourismusbranche das A und O. Und so ist der Hotelfachverband stets bemüht, nicht nur die ihm angeschlossenen Etablissements, sondern auch Branchenumfeld und Stadt ins rechte Licht zu rücken. Der Kochwettbewerb soll eine von vielen Etappen auf dem Weg zum erklärten Ziel sein. Doch das Interesse an sämtlicher Berichterstattung erlischt, als Oliver Stafford, Chefkoch des «Beau Brummell» und notorischer, obwohl verheirateter Frauenverführer, in seiner Küche ermordet aufgefunden wird.

Ein Mord ist nicht genug
Mögliche Motive gibt es viele. Doch eines nach dem anderen muss ausgeschlossen werden, denn bald schon gibt es weitere Tote – sie alle kannten einander und standen beruflich in Kontakt. Der Mörder könnte aus dem näheren Umfeld stammen, was die Ermittlungen für Hannah „Honey“ Driver und ihren Kollegen nicht vereinfacht. Die Hotelbesitzerin, die seit dem Verschwinden eines amerikanischen Touristen (Jean G. Goodhind: «Mord ist schlecht fürs Geschäft», Februar 2009) zwischen Hotelfachverband und Polizei vermittelt und gemeinsam mit den Freunden und Helfern den damaligen Fall gelöst hat, ist wieder involviert. Beruflich – und privat.

Familienbande
Während Honey Drivers Chefkoch sich kurz vor dessen Tod mit Opfer Nummer 1 überworfen hatte, war ihre Tochter Lindsey vorübergehend mit ihm liiert. Und ihre Mutter Gloria? Die alternde Dame ist – wieder einmal – frisch verliebt und versucht ihren Liebhaber, den wohlhabenden, aber äußerst zweifelhaften Fleischlieferanten Roland Mead (!) schon nach einigen Tagen in die Familie und in Honeys Geschäfte zu integrieren. Geht sie mit der Gefühlsduselei zunächst allen auf die Nerven, bringt das plötzliche Ende ihrer Romanze das nötige Licht in das Dunkel des verworrenen Falls.

Mord und Totschlag – und einige Mängel
Obwohl Titel, Klappentext und die ersten Kapitel auf das Kochmilieu als Dreh- und Angelpunkt der Handlung hinweisen, stellt es nur den übergeordneten Rahmen dar, was wahre Kulinariker enttäuschen könnte. Nur stellenweise werden Rezepte erwähnt, die sporadische Nennung einzelner Speisen gerät zu einem oberflächlichen Name-Dropping. Da helfen auch die Übersetzungen der meist französischen Fachausdrücke in der Fußnote nicht viel. Es scheint, als sei die Autorin, die abwechselnd im englischen Wye Valley und auf einer vor Malta ankernden Yacht lebt, zu weit weg von der Welt, über die sie zu schreiben versucht.

Auch sprachlich gibt es in „Dinner für eine Leiche“ einiges zu bemängeln. Manche Formulierungen sind einfach zu schlicht, um für gut befunden zu werden. Viele Sätze senken aufgrund ihrer Kürze das Niveau. Wer darüber hinwegsehen kann, dem sei der Krimi trotzdem ans Herz gelegt: Von der ersten bis zur letzten Seite ist Jean G. Goodhinds neustem Roman mit weiblichem und typisch britischem Humor gespickt. Die Absurditäten nehmen im Verlauf der Ermittlungen und Wirrungen zu und so wundert es einen nicht, dass schließlich einer übergroßer, altertümlicher Büstenhalter die Ermordung von weiteren Personen verhindert.

Alles in allem ist Honey Drivers zweiter Fall lesenswert – sofern die Erwartungen nicht zu hoch sind.


Aufbau Verlag
304 Seiten, ca. CHF 16.50




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