„Via Mala“ von Tom Toelle
Ein schwieriger Weg
„Via Mala“ von Tom Toelle
Via Mala, rätoromanisch für „schlechter Weg“, ist die Bezeichnung für einen ehemals berüchtigten Wegabschnitt im Schweizer Engadin, an dem die Protagonisten des gleichnamigen Films in einer alten Sägemühle ihr Dasein fristen. „Nomen est omen“ gilt auch und insbesondere für den Titel dieses Films: Immer wieder machen sie sich auf den schwierigen Weg, doch dieser scheint nicht einfacher zu werden.
Von Susanna Valentin.
Von John Knittel 1934 geschrieben, wurde „Via Mala“ 1985 in der damaligen BRD zum zweiten Mal als TV-Version in drei Teilen verfilmt. Die Geschichte selbst soll einer wahren Begebenheit nachempfunden sein.
Karges Dasein
Familie Lauretz lebt hoch oben im Engadin an der Via Mala und fristet ein trost- und brotloses Dasein. Die einst lukrative Sägemühle wirft längst nicht mehr das an Gewinn ab, was sie damals tat. Grund dafür ist die Trunksucht des Patriarchen, Jonas Lauretz. Dieser verfällt dem Alkohol immer wieder in solchen Ausmassen, dass ihn seine Frau Sophie, die älteste Tochter Hanna und Sohn Niklaus fürchten. Nur die Jüngste, Silvie entkommt seiner Tyrannei.
Unbehelltigt von den Wutausbrüchen und Übergriffen des Vaters wird sie von einem Maler entdeckt, welchen sie fortan als schöne Muse inspiriert. Ausserdem lernt sie einen Juristen kennen, eine vielversprechende Bekanntschaft, um dem Elend der Armut in der kargen Berglandschaft zu entkommen.
Während sich Silvie neue Möglichkeiten eröffnen, kämpfen Sophie, Niklaus und Hanna um ihr Auskommen. Der Hass gegen den bestialischen Vater lodert immer beständiger. Jonas versäuft nicht nur das allzu knappe Geld, er schlägt seinen Sohn auf der Via Mala zum Krüppel, vergeht sich an seiner Frau und macht auch vor seiner ältesten Tochter nicht Halt. Nur die schöne Silvie liebt er abgöttisch.
Ein Handgemenge in der Trunkenheit führt schliesslich dazu, dass Jonas einige Zeit einsitzen muss. In der Abwesenheit des Vaters schöpft die Familie neue Kraft, welche dieser dann jedoch schon auf dem Nachhauseweg vom Gefängnis zunichte macht. Der Hass wird so gross, dass es nur noch einen Ausweg gibt: Niklaus, Hanna und Sophie schlagen einen schlechten Weg ein, um sich vor Schlimmerem zu bewahren.
Konzentration aufs Wesentliche
Die Schweiz, Ende der 1920er Jahre. Tom Toelle ist es gelungen, das Bergleben in ebendieser Zeit in all seinen Facetten realistisch abzubilden. Karge Landschaft, einfache Lebensart in abgelegenen Höfen und immer wieder der beschwerliche Weg auf der berüchtigten Via Mala.
Die ruhige Machart des Filmes irritiert zunächst, gewinnt aber zusehends für sich. Dialoge hält Tom Toelle kurz und knapp, jedoch nie, ohne zum Punkt zu kommen. Konzentration aufs Wesentliche heisst die Devise und diese überzeugt.
Auch Mario Adorf überzeugt durchwegs in seiner Rolle als Familientyrann, während Sissy Höfferer als vom Schicksal geplagte Tochter mit ihrem verkniffenen Gesichtsausdruck dem gewählten Charakter alle Ehre macht. Milena Vukotic geistert als Sophie wie ein Gespenst durch die Handung und die puppenhafte Erscheinung von Maruschka Detmers haucht Silvie den richtigen Atem ein.
Wer sich den ersten Teil also zu Gemüte geführt hat, wird sich die zwei weiteren nicht entgehen lassen. Nur dies vorweg: Obwohl doch alles gut hätte ausgehen können, scheint eine „Via Mala“ der denkbar ungeeignetste Schauplatz für derlei Dinge zu sein.
Seit dem 7. Januar 2010 im Handel.
Originaltitel: Via Mala (BRD 1985)
Regie: Tom Toelle
Darsteller: Mario Adorf, Maruschka Detmers, Milena Vukotic
Dauer: 273 Minuten
Bildformat: 1,33:1
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Audio: Mono DD
Vertrieb: Impuls
Ihre Homepage ist großartig! Ohne sie hätte ich meine Filmkrktik zu dem Fernsehklassiker ‚Via Mala‘ nicht schreiben können.
Ich habe mir insofern erlaubt, sie Ihnen zu widmen. Noch heute werde ich bei Ihnen weiterlesen: Es gibt noch eine Menge Lesens- und Wissenswertes!
Herzlich, Ihr Fred Maurer