“Monger“ Barak Marshall | Steps#12 | Stadttheater Bern

Mrs. Margaret everywhere

„Monger“ von Barak Marshall | Steps#12 | Stadttheater Bern, Vidmar 1 | 6. Mai 2010

Bild | Copyright: Gadi Dagon
Bild | Copyright: Gadi Dagon

Der israelische Choreograph Barak Marshall präsentierte im Rahmen des Tanzfestivals STEPS einen unterhaltsamen Tanzabend. Monger (mungh- er ausgesprochen) bedeutet “sich selber verkaufen“, an diesem Punkt beginnt Marshall sein Stück und entwickelt daraus eine Geschichte der Dienstangestellten, die sich aus der Herrschaft ihrer Herrin Mrs. Margaret befreien.

Von Noémie Delfgou.

Monger
Die Geschichte spielt in der Perspektive der Dienstangestellten und zeigt mit viel Witz die Tücken des Servierens, Putzens und die charaktervolle Mrs. Margaret als hässliches Teufelsweib. Dabei nehmen immer wieder unterschiedliche Tänzer die Rolle der Mrs. Margaret ein oder sie wird imaginiert, indem die Tänzer repetitiv und demütig ins Mikrofon schreien: “Yes, Mrs. Margaret, of course Mrs. Margaret, right away Mrs. Margaret!.“ Durch die Wiederholungen entstehen verzerrte, witzige Arrangements der Tänzer, die mit viel Witz in den tänzerischen, schlagfertigen Dialog treten. Marshall bedient sich theatralen Mitteln und lässt die zehn Tänzer und Tänzerinnen Texte sprechen, setzt ausdruckstarke gestische und mimische Bewegungsformen ein, zeigt Kostümwechsel auf der Bühne und lässt sogar Mrs. Margaret in zweifacher Ausgabe auf der Bühne ein Kind gebären. Dabei fällt auf, wie das Frauenbild stark aufgewertet wird. Die Tänzerinnen imponieren bei ihren Tanzeinlagen den Männern. Sie tanzen kraftvoll, mit selbstbewussten Gesten und lassen die Männer daneben stehen und zuschauen. Es entsteht ein Spiel zwischen zuschauen, zeigen, imponieren, kontern und sich in Szene setzen. Dies geschieht unter den Tänzern, vor den Zuschauern und vor der imaginierten Mrs. Margaret. Eine einfache Geschichte, gesponnen auf komplexen Darstellungsebenen.

Barak Marshalls Tanzstil
Barak Marshalls Bewegungssprache zeichnet sich durch eine grosse Formalität aus. Die Form der Bewegung steht im Zentrum. Die Bewegungen werden sehr linear ausgeführt. Daraus entsteht eine Bewegungsabfolge, die durch ihre grosse Geschwindigkeit und Genauigkeit verblüfft. Oft zeigt Marshall geschlechtlich getrennte Gruppenchoreographien. Die Tänzer zeigen abstrakte Bewegungsabläufe, die exakt durch choreographiert sind. Der Tanz gewinnt an Ausdruck, indem jede formale Bewegung mit grosser Kraft und Stolz getanzt wird. Marshall benutzt dazu viele verschiedene Musikstile. Er verknüpft traditionelle israelische Musik mit Verdis klassischen Opern oder Balkan Beat Box’ rasantem Gypsy. Die Gruppenchoreographien werden stets unterbrochen von theatralen Einschüben, wie Text, Kostümwechsel, oder kleineren Duoparts, die mit einfachen Mitteln und mit viel Humor die Szene auflockern. So sitzen zwei Männer auf einer Bank. Aus dem Koffer vor ihnen entnehmen sie ein Damenkleid und rote Stöckelschuhe, kleiden je einen Arm damit und verschränken gegenseitig je ein Bein. Plötzlich entsteht eine Frau, die zwischen den Männern sitzt und autonom wird. Die Frau beginnt die Männer zu belästigen und das Publikum brüllt vor Lachen. Mit einfachen Mitteln wird eine kleine Geschichte erzählt, die vor Ideen sprüht.

Barak Marshall
Barak Marshall wuchs in Amerika auf und choreographierte schon ab 1995 in Los Angeles (USA) und in Tel Aviv (IL). Schon bald zeigte er seine Produktionen in Europa und gewann verschiedene Choreographie Preise wie der “Bonnie Byrd Award for New Choreography“ und den “National ADAMI Award“. 1999 wurde er vom israelischen Choreograph und Gründer von Gaga-Dance Ohad Naharin eingeladen als erster Hauschoreograph der Batsheva Dance Company in Tel Aviv zu arbeiten. Diese Tätigkeit übernahm er für zwei Jahre. Heute tourt Barak Marshall mit seiner Company durch die ganze Welt und begeistert sein Publikum immer wieder von neuem mit seinen lebendigen Geschichten.

Besprechung der Aufführung vom 6. Mai 2010, 20.00h, Stadttheater Bern, Vidmar 1.

Dauer: 60 Minuten.

Choreografie: Barak Marshall
Musik: diverse, von arabischer Volksmusik und Klezmer bis hin zu Händel und Verdi
TänzerInnen: 10

A Suzanne Dellal Centre Production.

 

Im Netz
web.me.com/barakmarshall
www.suzannedellal.org.il
www.steps.ch

 

 

 

 

 

 

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