Susanne Graf: „Der Bildermacher“
„Die Kunst des Mordens“
Susanne Graf: „Der Bildermacher“
Den Anblick schrecklich zugerichteter Leichen ist sich jeder Kriminalkommissar gewöhnt. Doch Ermittlerin Carmen Henning muss sich gleich in ihrem ersten Fall mit einem Mörder befassen, für den seine Opfer vor allem eins sind: Kunstwerke.
Von Stefanie Feineis.
Die junge Kriminalkommissarin ist alles andere als erfreut. Bei ihrem ersten grossen Fall soll ihr ausgerechnet der verhasste, unsensible Kollege Albert Schneider zur Seite stehen. Wie vorhergesehen geraten sich beide vom ersten Moment an in die Haare; zu unterschiedlich sind ihre Ansichten und Ermittlungsmethoden. Wenigstens läuft es privat besser für Kommissarin Henning: Dank des attraktiven und einfühlsamen Thomas, den sie kürzlich kennengelernt hat, scheint ihr Dauersingledasein endlich der Vergangenheit anzugehören. Doch ist die perfekte Beziehung vielleicht zu schön, um wahr zu sein?
Bizarres Arrangement
Doch bevor sich Carmen in Ruhe ihrer neuen Eroberung widmen kann, muss erst einmal der aktuelle Fall gelöst werden. Der bekannte Künstler Bronski wurde nicht nur ermordet, sondern zudem noch gelb lackiert und als makaberes Kunstwerk auf einem Stuhl arrangiert mitten im Park aufgefunden, eine kryptische Botschaft des Mörders zu seinen Füssen. Offensichtlich sieht sich der Täter als verkannter Künstler; und wie sich bald herausstellt, befindet er sich erst am Anfang seiner Schaffensperiode. Schon bald taucht eine weitere Leiche auf, diesmal in grün…
Tatort Kunstszene
Bei dem ‚Grünlackierten‘ handelt es sich nicht nur um einen weiteren Künstler, der gemeinsam mit dem ersten Opfer eine Ausstellung plante, sondern unglücklicherweise auch um den bisherigen Hauptverdächtigen. Carmen und ihr Team stehen wieder am Anfang und müssen sich nun tiefer in die Kunstszene vorarbeiten, um zwischen Galleristen, Bildhauern und anderen Kreativen einen neuen Verdächtigen zu finden. Welche Rolle spielt die depressive Schauspielerin Frederike, die offensichtlich mit beiden Toten ein Verhältnis hatte? Ist sie die Täterin oder das nächste Opfer? Und wartet die nächste farbig lackierte Leiche bereits auf ihre Entdeckung?
Ungewöhnlich menschlich
Die Autorin beeindruckt in diesem Roman nicht nur mit einem ungewöhnlichen Fall im Künstlermilieu, sondern vor allem auch mit der genauen und sehr menschlichen Darstellung ihrer Figuren. Nicht nur das gegensätzlicher Ermittlerduo im Mittelpunkt des Geschehens, auch die mehr oder weniger kreativen Nebenfiguren bestechen durch überraschend realistische Züge. Selbst die abgehobene Galeristin und der unbegabte ‚beste Kumpel‘ wirken nicht nur unfreiwillig komisch, sondern auch unglaublich sympathisch. Da verzeiht man der Autorin sogar, dass der Ausgang des Falls zum Ende hin immer vorhersehbarer wird.
Ein gut geschriebenes Stück Kriminalliteratur mit überzeugenden Charakteren und teils amüsanten, teils tiefgründigen Dialogen.
Heyne
316 Seiten, CHF 16.90