Faifai „My name is I LOVE YOU“ | Theater Spektakel Zürich, Landiwiese

Grelle Farben und kreischende Stimmen

Faifai „My name is I LOVE YOU“ | Theater Spektakel Zürich, Landiwiese

www.faifai.tv
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Das alltägliche Leben in einer hochmodernen, schnellebigen und hektischen Welt und die schwierige Aufgabe, darin die Liebe zu finden – das ist das Thema unzähliger Filme, Romane und Theaterstücke. Auch das japanische Theaterkollektiv Faifai hat sich dieser Materie angenommen, bringt aber leider nur eine oberflächliche und etwas lächerlich anmutende Darstellung zustande.

Die junge, 2004 gegründete Gruppe Faifai (schnell schnell) unter der Leitung von Chiharu Shinoda ist in der Theaterszene Tokios bekannt für ihre poppigen, experimentellen Stücke und die Parties, die sie jeweils im Anschluss an ihre Aufführungen geben. Am diesjährigen Theaterspektakel sind sie in Zürich zu Gast und führen das Stück “My name is I LOVE YOU“ auf, mit dem sie bereits 2009 durch Europa getourt sind. Das Alltagsleben in einer hochtechnisierten Welt und der Stellenwert der Liebe sind ihr Anliegen; eine zwar nicht mehr ganz neue, aber immer noch fruchtbare und vielversprechende Thematik, sollte man meinen.

Einstimmung und Verwirrung
Bevor das Stück beginnt, sieht man auf der Leinwand auf der Bühne eine Zeitrafferaufnahme eines Bahnhofs in Tokio – herumwuselnde Menschen und eine hektische Atmosphäre. Eine vielversprechende Einstimmung auf ein Stück, das genau von dieser Atmosphäre berichten soll. Dann tritt Ayami Sasaki, die für das Bühnenbild zuständig ist, vor das Publikum, und erklärt, warum dieses von zwei riesigen Abbildungen von Steinhunden flankiert ist. Dies erläutert sie aber leider in gebrochenem Englisch und mit ziemlich leiser Stimme, sodass den Zuschauern in den hinteren Reihen der Sinn ihrer Rede zwangsläufig im Dunkeln bleiben muss. Die Hunde warten auf irgend etwas, auf was und was das Ganze mit dem Stück zu tun hat, bleibt leider unklar.

Technischer Schnickschnack
Man sieht darüber hinweg und hofft, dass die Akteure etwas besser verständlich sein werden. Diese Erwartung wird zwar erfüllt, aber auf eine etwas eher unkonventionelle Art und Weise. Faifai verzichtet fast vollständig auf Obertitel oder ähnliches. Stattdessen begnügen sich die Figuren auf der Bühne mit lauten Ausrufen, schrillem Lachen und anderen Stimmungslauten. Neben der Bühne, für alle gut ersichtlich, sitzt eine junge blonde Frau mit einem Mikrofon und dem Skript aufgeschlagen vor sich und spricht den Text für die Charaktere. Mit einem Stimmenverzerrer verändert sie ihre Stimme, je nachdem ob eine Frau oder ein Mann spricht. Ein technischer Schnickschnack, der anfangs für einige Lacher sorgt; die tiefe, grunzende Männerstimme und die hohe, schrille Frauenstimme wirken mit der Zeit aber eher nervig als innovativ und die flache, emotionslose Redeweise von Olga Nagy trägt leider auch nicht wirklich zur Unterhaltung bei.

Technofan und Sexroboter
“My name is I LOVE YOU“ erzählt von Techno, einem der elektronischen Musik verfallenen College Student, der auf Hakase trifft, ein Mann, der sein Geld in der florierenden Sexindustrie verdient. Seine Haupteinnahmequelle nennt sich Soft und ist halb Mensch, halb Sexroboter. Komplettiert werden sie von Hard, einem vollständigen Sexroboter und einem Mädchen aus der Zukunft. Die Figuren haben alle ihre kleinen Problemchen, verlieben sich in einander und testen ihre Grenzen aus. Trotzdem bleibt die Handlung verworren und flatterhaft, vor allem, weil einige Gedankengänge leider nicht zu Ende gedacht werden – zum Beispiel die Gründung einer neuen Universität mit lockeren Regeln, oder die Frage, ob das Mädchen aus der Zukunft durch ihren Aufenthalt in der Gegenwart die Zukunft nachhaltig verändert. Die Gruppe scheint sich dieser Dürftigkeit der Handlung auch bewusst zu sein, und so setzen sie den Hauptakzent auf ihre körperliche Präsenz auf der Bühne, ein Herumgehaspel, das an etwas zwischen Martial Arts, Ausdruckstanz und epileptischem Anfall anmutet. Natürlich erinnert das stark an die überspitzte Figurendarstellung japanischer Mangas, welchen Mehrwert es aber diesem Stück bringen soll, ist fragwürdig.

Für Mangafans und Liebhaber der japanischen Popmusik mag “My name is I LOVE YOU“ unterhaltsam und witzig sein. Für die meisten anderen bleibt es aber leider bei einem grellen und schrillen Durcheinander ohne echte Emotionen oder geistige Höhepunkte.

Besprechung der Aufführung am 20. August 2010
Weitere Vorstellungen am 21. und 22. August 2010

Besetzung
Techno: Shiro Amano
Hakase: Koji Yamazaki
Hard: Atunori Kawamura
Soft: Rino Daidoji
Future Girl: Mai Nakabayashi
Voice: Olga Nagy

Regie: Chiharu Shinoda
Text: Yoko Kitagawa
Bühnenbild und VJ: Ayami Sasaki
Lichtdesign: Takayuki Tomiyama
Sounddesign: Daisuke Hoshino
Kostüme: Kyoko Fujitani
Choreographie: Kinuyo Nogami

Dauer: 60 Minuten

Im Netz
www.theaterspektakel.ch
www.faifai.tv

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