Kathy Reichs: „Blut vergisst nicht“

In Honululu ist die Hölle los

Kathy Reichs: „Blut vergisst nicht“ (Krimi)

Entspannen ist nicht. Kaum ist der eine Fall abgeschlossen, bekommt Anthropologin Temperance Brennan schon den nächsten auf den Tisch. Eine männliche Wasserleiche. Schnell weisen die Fingerabdrücke den Weg zu ihrer Identität. Oder doch nicht? Denn laut Register ist besagter Mann bereits vor Jahrzehnten im Vietnam-Krieg gestorben. Für Brennan beginnt ein weiterer mysteriöser Fall mit vielen Wendungen.

Von Fee Anabelle Riebeling.

blutvergisstnichtAuf manche Ermittler ist eben immer Verlass. Auch auf Temperance Brennan. Mit kühlem Sexappeal, kluger Intelligenz und dem richtigen Gespür weiss sie auch diesen neuen Fall innert kürzester Zeit zu lösen. Und das, obwohl immer wieder neue und alte Leichen den Weg zum heiss ersehnten letzten Beweis verbarrikadieren. Ein so glückliches Händchen wie ihre Protagonistin hat Autorin Kathy Reichs mit „Blut vergisst nicht“ leider nicht bewiesen. Zu konstruiert erscheinen manche Begebenheiten, zu gewollt der Verlauf der Ermittlungen.

Hawaii mal anders

Die tüchtige Anthropologin folgt mitsamt ihrer Tochter dem Ruf nach Hawaii. Dort soll Temperance herausfinden, ob die als James «Spider» Lowry identifizierte Wasserleiche tatsächlich die ist, für die man sie hält und zu wem die Überreste gehören, die bis anhin als die seinen galten. Just in dem Moment, als sich die Mutter mit anonymen Kriegsgefallenen auseinandersetzt, erfährt Tochter Katy, dass ihr eigener Freund in Afghanistan zu Tode gekommen ist. Während Katy traurig ihren Gedanken nachhängt und Temperances Ex mit seiner Tochter anreist, löst die Anthropologin den Fall quasi im Alleingang. Sie ist es auch, die den dunklen Gestalten erst ent- und später auf die Schlichte kommt. Mit jedem Ermittlungsschritt gerät die smarte Knochen-Expertin tiefer in die Untergründe des gemeinhin als Paradies geltenden Hawaiis. Doch nicht nur Drogenkrieg und verfeindete Banden, auch die plötzliche und unerwartete Nähe zum Ex machen ihr zu schaffen.

Zu viel ist machmal zu viel

Das mag gut gemeint sein, doch Reichs schiesst damit deutlich übers Ziel hinaus. Die Geschichte ist überfrachtet mit an sich unwichtigen Details. Das zieht den Fall künstlich in die Länge. Derart lang auf die Folter gespannt, trifft einen die überaus erstaunliche Auflösung mit voller Wucht. Unvermittelt zaubert Temperance Brennan die Chimären-Theorie aus dem Hut. So unvermittelt, dass man sich fragt, ob Brennan in den Tagen zuvor mit ihren Gedanken nicht ganz bei der Sache war. Die Idee hätte ihr schliesslich auch früher in den Sinn kommen können.

„Blut vergisst nicht“ ist ein netter Krimi. Mehr aber auch nicht. Leider. Denn Kathy Reichs hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie es besser kann.

Titel: Blut vergisst nicht
Autorin: Kathy Reichs
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Karl Blessing
Seiten: 384
Richtpreis: CHF 32.90

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