„Die Fremde“ von Feo Aladag

Oscarchancen

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Von der Ehe hat sie die Nase voll. Statt in Istanbul weiterhin ihrem trostlosen Dasein zu fristen, möchte Umay gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Cem zurück zu ihren Berliner Wurzeln – und wie früher ein selbst bestimmtes Leben führen. Sie hofft auf die Unterstützung ihrer Familie, doch die hadert mit den Konventionen. Und es wird noch schlimmer.

„Die Fremde“ lief bereits an 35 internationalen Wettbeweben, feierte Weltpremiere an der diesjährigen Berlinale und wurde mehrfach ausgezeichnet. Das Drama über eine Deutsch-Türkin, die gegen den Wunsch ihrer Verwandten ihren eigenen Weg zu gehen versucht, sahnte bereits den Deutschen Filmpreis in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Darstellerin“ ab. Am Tribeca Filmfestival wurde es in denselben Kategorien als „best of the best“ gekürt. Der US-Kinostart ist für 2011 geplant.

Hoffen
Nicht schlecht für einen Debütfilm. Doch es wird noch besser. Gerade wurde bekannt, dass eine unabhängige, von der Auslandsvertretung German Films berufene Jury genau dieses Erstlingswerk für den wichtigsten Filmpreis, den Oscar, ausgewählt hat. Ob „Die Fremde“ tatsächlich in der Rubrik „Bester nicht englischsprachiger Film“ ins Rennen geht, gibt die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences am 25. Januar bekannt.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Mit dem Film über das Hoffen auf Unterstützung durch ihre Familie, dem Auflehnen gegen traditionelle Konventionen und dem endgültigen Bruch mit ihren Wurzeln, habe sie in erster Linie einen Film zu machen wollen, „der über ethnische, kulturelle und sprachliche Barrieren hinaus Menschen erreichen und berühren kann“, sagte Regisseurin und Produzentin Feo Aladag gegenüber der Berliner Zeitung. Der jüngste Schritt auf der Karriereleiter sei eine unglaublich grosse Ehre.

Bangen
Neben der ans Herz gehenden Geschichte der 25-jährigen Umay ist es sicherlich auch die grosse Leistung ihrer Darstellerin, die dazu beiträgt, dass „Die Fremde“ allerorten gefeiert wird. Sibel Kikeli, die seit ihrem Schaupsieldebüt in der Hauptrolle in Fatih Akins „Gegen die Wand“ sowohl Filmkritiker als auch Kinogänger begeistert, überzeugt wieder einmal auf ganzer Linie. Sie verkörpert Umay mal als würdevolle, starke, aber auch verletzliche Frau. Kekili weiss jede Szene glaubwürdig umzusetzen.

Und so bleibt kein Zuschauer unbeeindruckt, kaum einer unbeteiligt. Was sich vor seinen Augen abspielt, wirkt so real, dass Umays Nöte beinahe schon zu den eigenen werden. Man lächelt, wenn sie es tut, man leidet mit, wenn es ihr schlecht geht, das eigene Herz bleibt stehen vor Schreck, wenn ihr Bruder die Waffe auf sie richtet. Denn: „Die Fremde“ ist authentisch. Und so ist dem Publikum auch kein Happy End vergönnt.

Aladags Debüt ist ein wuchtiger Film, der tief berührt und zum Denken anregt.

 

Seit dem 27. August 2010 im Handel.

Originaltitel: Die Fremde
Regie: Feo Aladag
Darsteller: Sibel Kekili, Nizam Schiller, Derya Alabora
Genre: Drama
Dauer: 114 Minuten
Format: Widescreen
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Englisch
CH-Vertrieb: Praesens Film

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Trailer
Interview mit der Regisseurin
Interview mit Hauptdarstellering Sibel Kekili

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