Dan Ariely: „Fühlen nützt nichts, hilft aber.“

Irrational und positiv

Dan Ariely: „Fühlen nützt nichts, hilft aber. Warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten“ (Sachbuch)

Weltweit bezeichnen Ökonomen den Menschen als rationales Wesen, das immer die bestmöglichen Entscheidungen trifft. Weshalb aber geben oft nicht Überlegungen oder der Verstand den Ausschlag für Entscheidungen, sondern vielmehr Emotionen? Dan Ariely zeigt auf, wie uns bewusste und unbewusste Gefühle beeinflussen und dass es oft sogar gut ist, dass sie das tun.

Von Andrea Müller-Schmuki.

fühlennütztnichtshilftaberWirtschaftswissenschaftler bezeichnen den Menschen als Homo oeconomicus, dessen Entscheidungen immer zum grössten eigenen Nutzen sind. Wäre das so, dann wäre es aber nicht möglich, dass der Mensch so etwas wie Besitzerstolz empfindet, Rachegefühle hegt oder jemandem blind vertraut. Ausserdem erliegen wir immer wieder Trugschlüssen, die zu Fehlentscheidungen führen.

Mit einfachen, aber grossartigen Experimenten zeigt Dan Ariely, dass der Mensch Alltagssituationen weitaus weniger vernünftig einschätzen kann, als er gerne glaubt, und dass er sehr oft instinktiv und emotional handelt. Darüber hinaus geht aus diesen Experimenten hervor, dass die instinktiven Entscheidungen oft besser sind, als wenn wir alles rational durchdenken.

Politik, Arbeit und Privates

Steigern überhöhte Boni wirklich die Motivation und die Leistung der Leute, welche das Geld bekommen? Oder hemmt es eher ihr Urteilsvermögen und die Fähigkeit richtige und gute Entscheidungen zu treffen? Was kann ein Unternehmen tun, um die Motivation seiner Mitarbeiter hoch zu halten? Wie wichtig ist es, dass man das, was man tut, für sinnvoll hält? Weshalb zieht man seine eigenen Ideen denen anderer vor, selbst wenn jene besser sind? Wie kommt es, dass man bei der Partnersuche nicht seinem eigenen Schönheitsideal folgt? Und weshalb sind Online-Datings so beliebt – und doch so erfolglos? Diese und viele weitere Fragen stellt Dan Ariely in „Fühlen nützt nichts, hilft aber“. Er zeigt mit verschiedenen Experimenten auf, wie sich die Menschen verhalten – und dass sie sich oft entgegen aller Erwartungen verhalten.

„Fühlen nützt nichts, hilft aber“ ist in zwei Teile gegliedert, wobei sich der erste Teil mit den Auswirkungen unseres Verhaltens auf das berufliche Leben beschäftigt. Der zweite Teil befasst sich mit dem Privatleben und den zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei geht Ariely aber auch auf politische Aspekte ein, wenn es etwa um Hilfsbereitschaft und Empathie geht.

Sehr persönlich

Das Spezielle an „Fühlen nützt nichts, hilft aber“ ist nicht etwa die Erkenntnis, dass der Mensch weniger rational ist, als viele glauben oder die Einsicht, dass die menschliche Irrationalität meistens gut ist. Vielmehr sind es die vielen sehr persönlichen Erlebnisse von Dan Ariely, welche er immer wieder einfliessen lässt. Er schildert so etwa schon im Vorwort, wie er mehrere Jahre mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus lag und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Dabei wird Ariely aber weder Mitleid heischend noch rührselig.

Das Sympathische an Dan Arielys Buch ist, dass keine trockene Theorie präsentiert wird, sondern in einer klaren Sprache gut verständliche, oft sehr simple Experimente beschrieben und die Ergebnisse präsentiert werden.


Titel: Fühlen nützt nichts, hilft aber. Warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten.
Autor: Dan Ariely
Übersetzerinnen: Gabriele Gockel, Maria Zybak
Verlag: Droemer
Seiten: 368
Richtpreis: CHF 30.50


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