„Nowhere Boy“ von Sam Taylor-Wood
Musik und die Suche nach Heimat
„Nowhere Boy“ von Sam Taylor-Wood
Pünktlich zu John Lennons 70. Geburtstag kommt ein Film in die Kinos, der dem Werdegang des Idols vor seiner Zeit als Weltstar auf den Grund zu gehen versucht. Mit ihrem Debut „Nowhere Boy“ erzählt Sam Taylor-Wood auf herzerwärmende Art und Weise aus Lennons Jugend, von seinem Weg zur Musik und von der Entstehung der Beatles.
Von Kevin Mc Loughlin.
John (Aaron Johnson) ist ein etwas rebellischer Jugendlicher im Liverpool der 50er-Jahre. Er lebt bei seiner gestrengen Tante Mimi (Kristin Scott Thomas) und seinem Onkel. Nachdem dieser stirbt, sieht John aus der Ferne eine Frau an dessen Beerdigung, die ihm zwar als Tante Julia bekannt ist, aber die er dennoch kaum kennt. Er befragt in der Folge einen Cousin, der ihm eröffnet, dass besagte Tante Julia seine eigentliche Mutter sei. Nachdem er mit dieser Neuigkeit konfrontiert worden ist, sucht John seine Mutter zu Hause auf und verbringt einen für ihn faszinierenden Tag mit ihr. Fortan ist er zwischen seiner Tante und dem wilden Leben seiner Mutter hin- und hergerissen.
Die Band findet sich langsam
In diesem Gefühlschaos zementiert sich Johns Wunsch Musiker zu werden. Nachdem er eine Aufführung Elvis Presleys gesehen hat, bringt er sich unter Mithilfe Julias und einem Banjo autodidaktisch das Gitarrenspiel bei und gründet mit Mitschülern seine erst Band, The Quarrymen. Nach ihrem ersten Auftritt an einem Dorffest wird ihm ein etwas jüngerer Bursche namens Paul (Thomas Brody Sangster) vorgestellt, der zwar Linkshänder ist, aber äusserst gut Gitarre spielen kann und bald darauf auch zu der Band gehört. Als er dann noch seinen Kumpel George (Sam Bell) mitbringt, kristallisiert sich mehr und mehr eine Band heraus, die später einmal grosse Erfolge feiern sollte.

The Pains of Being Young
Originalaufnahmen der Quarrymen wechseln sich mit Aufnahmen der ‚Nowhere Boys‘ – bestehend aus den Schauspielern, die die Musiker verkörpern – ab und sorgen so für die Musik im Film. Dennoch ist „Nowhere Boy“ weit mehr als nur ein Musikfilm. Klar muss die musikalische Seite in einem Film über John Lennon einen wichtigen Teil einnehmen, er bietet aber nicht nur für Beatles- und Lennon-Fans beste Unterhaltung. Sam Taylor-Wood legt auch auf die prekäre familiäre Situation und die allgemeinen Freuden und Leiden des Erwachsenwerdens immer wieder einen starken Fokus. Sie tut dies ohne übertriebenes Pathos und doch gehen einem die Szenen nahe. Einfühlsam und ohne gross zu werten, werden die Hochs und Tiefs, Schlägereien und die erste Liebe, aus Lennons Jugend gezeigt. Es ist kaum zu glauben, dass es sich bei Taylor-Wood um eine Regisseurin handelt, die uns mit „Nowhere Boy“ ihr Debut vorlegt. Die starke Wirkung des Filmes und das Denkmal, das John Lennon damit gesetzt wird geht aber nicht zuletzt auch auf die durchgängig hochstehenden schauspielerischen Leistungen zurück – allen voran jener des grossartigen Aaron Johnson.
Seit dem 7. Oktober 2010 im Kino.
Originaltitel: Nowhere Boy (England 2009)
Regie: Sam Taylor-Wood
Darsteller: Aaron Johnson, Thomas Brody-Sangster, Kristin Scott-Thomas
Genre: Coming of Age, Biopic
Dauer: 98 Minuten
CH-Verleih: Ascot Elite
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