Fred Vargas: „Im Schatten des Palazzo Farnese“
Viel los im Vatikan
Fred Vargas: „Im Schatten des Palazzo Farnese“ (Hörbuch)
Als einem Pariser Kunsthistoriker eine unbekannte Zeichnung Michelangelos angeboten wird, ist er misstrauisch. Sie wurde doch etwa nicht aus den Archiven des Vatikans gestohlen? Um vor dem Kauf auf Nummer sicher zu gehen, reist er nach Rom – und stirbt auf den Stufen des Palazzo Farnese, dem Sitz der französischen Botschaft. Vergiftet vom Saft des Gefleckten Schierlings. Der französische Kommissar Valence wird mit dem Fall betraut – und der entwickelt sich anders, als man denkt.
Von Fee Anabelle Riebeling.
„Im Schatten des Palazzo Farnese“ ist der erste Krimi von Frankreichs erfolgreichster Krimiautorin Fred Vargas aus dem Jahr 1994. Komplex und kompakt zugleich. Ein gelungener Wurf und der bislang einzige, der in der ewigen Stadt spielt. Doch ohne die Landsmänner der Autorin geht es auch hier nicht: Da das französische Opfer auf den Stufen der französischen Botschaft stirbt, ist es wenig erstaunlich, dass der ermittelnde Kommissar ebenfalls aus der Grande Nation stammt.
Und ewig lockt das Weib
Zunächst missmutig, dann resolut, zwischendurch aber auch verzweifelt, geht Richard Valence aus Paris in der italienischen Hauptstadt auf Mörderjagd. Unterstützung, wenn auch ungewollt, bekommt er von dem Sohn des Opfers: Claudius, der gemeinsam mit seinen exzentrischen und ebenfalls nach römischen Kaisern benannten Kommilitonen Nero und Tiberius in Rom weilt. Gemeinsam, aber auch jeder für sich, kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, das eigentlich schützen sollte und nun doch das Gegenteil erreicht.
Fred Vargas verbindet Privates und Geschäftliches. Das, was man im Allgemeinen besser getrennt halten sollte, funktioniert hier wunderbar: Wie mit einer gehörigen Portion Pfeffer würzt Vargas Richard Valences ungewöhnlichen Fall mit schrägen Charakteren und einem Schuss Sex. Zu den verrückten Studenten gesellen sich ein schweigsamer Bischoff und – wie der Zufall so will – Valences ehemalige Liebe: Laura. Und die lässt ihn auch nach Jahren nicht kalt.
Schon dieser Debütroman deutete darauf hin, in welch grossen Schritten seine Schöpferin in den nächsten Jahrzehnten die Karriereleiter hochklettern würde. Mit einem gut durchdachten, schlüssigen Plot nimmt sie – in diesem Fall – den Zuhörer mit auf eine Reise in die ewige Stadt wie sie noch keiner kennt.
Den richtigen Ton treffen
Suzanne von Borsody, die grosse deutsche Schauspielerin, haucht Vargas’ Debüt mit ihrer warmen und abwechslungsreichen Stimme Leben ein. Sie schleicht und hetzt, schreit und flüstert, knarzt und säuselt, sie arbeitet auf jede erdenkliche Art mit ihrer Stimme. Von Borsody liest nicht, nein, sie spielt den Fall. Körperlos zwar, aber nicht ohne Seele. Das lässt das von Blatt Rezitierte so real wirken. Das geht unter die Haut und wirkt nach. Trotz der auf vier CDs verteilten Portionen muss man „Im Schatten des Palazzo Farnese“ einfach in einem Rutsch durchhören. Hier stimmt einfach alles, Text und Stimme.
Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese
Autorin: Fred Vargas
Sprecherin: Suzanne von Borsody
Verlag: Der Audio Verlag
Dauer: ca. 303 min
Richtpreis: CHF 31.90