Daniela Matijevic: „Mit der Hölle hätte ich leben können“

„Den Krieg bekommt man nicht mehr aus dem Soldaten heraus“

Daniela Matijevic: „Mit der Hölle hätte ich leben können: als deutsche Soldatin im Auslandseinsatz“ (Biographie)

Daniela Matijevic wird mit 24 Jahren in die Hölle geschickt: Als Rettungssanitäterin der Bundeswehr verbringt sie 88 Tage und 4 Stunden im Krisengebiet Kosovo. Bei ihrer Rückkehr nach Deutschland erwartet sie jedoch eine ganz andere Art der Hölle, mit welcher sie noch weniger gerechnet hatte.

Von Melanie Martin.

mitderhöllehätteichlebenkönnenFür die Autorin – eine junge deutsche Frau mit Wurzeln im Kosovo – ist schon früh klar, dass sie sich für leidende Menschen einsetzen will, und zwar an vorderster Front. Mit dieser Motivation und einer gewissen Naivität lässt sie sich in der Bundeswehr als Rettungssanitäterin ausbilden. Kurz darauf wird sie in den Kosovo-Konflikt geschickt, wo sie auf kaum vorstellbare Zustände trifft.

Die Schrecken des Krieges und die Qualen danach

Die Umstände, unter welchen die Soldaten ihren Einsatz im Kosovo leisten, sind erschreckend: keine ausreichende Nahrung, fehlende psychologische Betreuung, nicht existente Regenerierungsmöglichkeiten kombiniert mit einer konstanten Konfrontation mit roher Kriegsgewalt. Mit einfacher und unstilisierter Sprache lässt Daniela Matijevic die Lesenden sie hautnah bei ihrem Einsatz begleiten; beispielsweise wenn sie Leichen ausgräbt, bei Amputationen assistiert oder vor ihr Kinder in die Luft gesprengt werden. Die Überbelastung und Traumatisierung scheinen dabei aus jeder Zeile förmlich herauszuschreien.Keine Überraschung ist also die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung nach der Rückkehr in die Heimat. Weitaus erschreckender erscheint das Fehlen eines sozial-politischen Netzwerkes, welches Fälle wie die Soldatin Daniela Matijevic in Deutschland aufzufangen hätte. So bleibt sie mit ihren Angstzuständen, Schmerzen und – aufgrund der Arbeitsunfähigkeit  – auch finanziellen Schwierigkeiten weitgehend allein, die Angehörigen mit der Situation überfordert. Sie selbst ist kaum mehr dazu fähig, ihren Alltag zu bewältigen.

Das Buch als Therapie und Protest

Ein befreundeter Journalist wird schließlich auf die brisanten Aufzeichnungen aufmerksam. Mit der Veröffentlichung dieses Buches macht Daniela Matijevic auf die Missstände in Bezug auf die Betreuung von traumatisierten Armeeangehörigen bei der Armee, aber auch in Politik und Gesellschaft aufmerksam. Zusätzlich versucht sie, andere Betroffene zu ermutigen, auch über die erlebten Dinge zu sprechen. Denn aus eigener Erfahrung weiß sie: „Man kann einen Soldaten immer aus dem Krieg herausholen, aber den Krieg bekommt man nie mehr aus dem Soldaten heraus“. Durch ihr Erstlingswerk „Mit der Hölle hätte ich leben können“ lässt Daniela Matijevic uns erahnen, was sich hinter dieser Aussage verbirgt.


Titel: Mit der Hölle hätte ich leben können: als deutsche Soldatin im Auslandseinsatz Autorin: Daniela Matijevic
Verlag: Heyne
Seiten: 240
Richtpreis: CHF 34.90

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