nahaufnahmen-Filmadvent: 2. Dezember 2010

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„Machete“ von Robert Rodriguez

dezember2Und was mag wohl hinter dem 2. Fensterchen warten? Deftige Geräusche dringen zwischen den Fensterflügeln hervor, ein Krachen, ein Scheppern, ein Bersten – just jene Familie von Tönen, die nichts als Zerstörung anzuzeigen hat. Wagen wir uns dennoch vor und öffnen es, und schon dringt uns der Geruch verschärfter Speisen in die Nase.

Vor dem Vorspann ist „Machete“ eine Kompressionskammer halbschlauer Scherze, kalkulierter Widerlichkeiten und durchgenudelter  Klischees. Just vor dem Abspann ist „Machete“ die Demonstration eines nicht wirklich bewusst-ironischen Scheiterns des Regisseurs am Versuch, mit minimalen Mitteln epischen Bombast zu inszenieren und dabei irgendwie, irgendwo, die Fäden noch in der Hand zu behalten. Dazwischen aber ist „Machete“ Robert Rodriguez’ bislang bester Film. Das hat seine Gründe.

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Den Grund, dass Rodriguez‘ Telefonliste die bestbestückteste Hollywoods ist (mit Ausnahmen vielleicht derer von Woody Allen und Quentin Tarantino). Und den Grund, dass die Kinderlein auch kommen, wenn der Chef-Troublemaker ruft: Robert De Niro als feixender George W. Bush-Verschnitt, Don Johnson, der seine Falten hinter Sonnenbrillen und Steven Seagal, der seinen Wanst hinter Laptop-Bildschirmen versteckt. Und Jessica Alba, Michelle Rodriguez und Lindsay Lohan, die im Gegenzug nichts, aber auch gar nichts zu verbegen haben.

Den Grund, dass sie alle ziemlich wortwörtlich im Schatten des sehr wortwörtlich gigantischen Danny Trejo stehen, ein spät entdecktes Relikt aus jener Zeit, in dem Masse und stoische Grimassen noch Actionstars machen konnten.

Den Grund, dass Robert Rodriguez die Action durchsetzt mit einer Kritik an der amerikanischen Xenophobie und Einwanderungspolitik, serviert zwar mit der typischen Subtilität einer beidhändig geführten Motorsäge, die dem Film aber nichtsdestotrotz im Aktualitätsschub Doppelbödigkeiten verschafft.

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Den Grund aber auch, dass entgegen des ersten Eindrucks hier fast alle, und vor allem die Frauenfiguren, im Filmverlauf erstaunliche Ambivalenzen an den Tag legen.

Den Grund, dass die Gleichung „Mehr Frauen + politischer Subtext = Rodrigruez‘ Nachahmung der ingloriosen Bastarde“ hier nichts zur Sache tut.

Und natürlich jenen besten aller Gründe, dass dies von Anfang bis zum Ende ein grosser, blutiger, grostesker, schäbiger Spass ist.

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