nahaufnahmen.ch-Filmadvent: 15. Dezember 2010

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„Panique au village“ von Stéphane Aubrier und Vincent Patar

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Das fünfzehnte Fensterchen kann kaum stillsitzen. Seine Flügel zuckeln und zwacken, und gelegentlich entströmt ihnen eine feine Note von Plastilin und… Mist. Was mag wohl diese Unruhe verursachen?

Es muss, im besten und wahrsten Sinn des Wortes, eine Schnapsidee gewesen sein: Puppenanimation macht heutzutage doch jeder! Wenn schon animierte Spielzeuge, dann die hüftsteifsten und lahmarschigsten weit und breit! Und so entstand (so jedenfalls trägt es uns die hohe Schule des spekulativen Journalismus‘ zu) „Panique au village“, eine belgische TV-Serie um die Belegschaft eines handelsüblichen „Mein kleiner Bauernhof“-Spielzeugset. Inmitten eines Sammelsuriums von frisch der Gussform entsprungenen Farm-Tieren frönt hier die gestandene Männer-WG von Cheval (ein Pferd), Indien (ein Indianer) und Coboy (ein Cowboy) ein bukolisches Dasein, das allerdings sehr regelmässig durch die göttliche Hand der Schaffer, Vertoner und Animatoren Stéphane Aubrier und Vincent Patar in die titelgebende Panik versetzt wird.

fittosize_640_0_078aba7356237bb639d3f86063d0ea31_pavAls müsste die Immobilität der Protagonisten, die mit beiden Beinen auf ihnen angeschweissten Mini-Landschollen, aber mit keinem auf dem Boden der Tatsachen stehen, gleich doppelt, dreifach und vierfach kompensiert werden, ist jede TV-Episode geprägt von einem massiven Überschuss an Kreativität und Energie: Fernsehen als Herzschrittmacherersatz. Und so ist es nicht die geringste Leistung von „Panique au village“, uns einige der schönsten Worte der deutschen Sprache zu entlocken: „Hibbelig“,  „quirlig“, „wuselig“, „wimmeln“ und „zwackeln“.

atowncalledpanic_photo03Menschen, die vor dem Auslachen prinzipiell tiiiieef Luft holen müssen, sind bereits mit dem ursprünglichen 10-Minuten-Format der dörflichen Panik schwer bedient. Für uns andere, gesunde Zeitgenossen jedoch bedeutete die Botschaft, dass sich Aubrier/Patar an die abendfüllende Erfüllung ihrer Ursprungsmission gemacht hatten, nichts weniger als Kinderfasching in unseren Herzen und Ohren. (Ein Fasching, in dem auch und insbesondere der Punsch für die Kleinsten mit genügend Koffein versetzt ist, um das stärkste Pferd nicht nur umzuhauen, sondern auch gleich noch in eine Breakdance-Routine zu versetzen. Headspin inklusive.) Und tatsächlich ist „Panique au village – Der Film“ alles, was man erwarten und befürchten durfte: Ein klein wenig anstrengend. Aber ganz viel brillanter, von nichts und niemandem im Zaum gehaltener Nonsense der höchsten Schule. Einen der groovigsten Soundtracks und brillantesten Trailer des Jahres gab’s, ganz der Überschusslogik verpflichtet, noch kostenlos dazu.

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