nahaufnahmen.ch-Filmadvent: 20. Dezember 2010
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„Sherlock Holmes“ von Guy Ritchie
Hinter dem zwanzigsten Türchen versucht ein narzistisches Genie die Welt vor den finsteren Machenschaften eines wiederauferstanden Okkultisten zu retten und verschafft damit einem britischen Regisseur einen Karriereneuanfang.
Für Guy Ritchie sah man nach „Rock’n’Rolla“ kaum noch Hoffnung – was bei „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ noch originell und witzig war, vermochte einen nach doppeltem Recycling so gar nicht mehr zum Lachen zu bringen. Und dann kam „Sherlock Holmes“ und rehabilitierte ihn. Was uns eigentlich Wurscht ist, denn der Film gehört nicht wegen seinem Regisseur zu den besten Filmen des Jahres, sondern weil er sich traute, eine Figur auf die Leinwand zurückzuholen, welche zum Klischee verkommen war, das nichts mehr mit dem Detektiv aus Arthur Conan Doyles Romanen zu tun hatte.
Guy Ritchies Sherlock Holmes ist kein Gentleman mehr, sondern ein asozialer, narzistischer Eigenbrötler, der ohne Fall eingeht wie eine Pflanze ohne Wasser. Erst als Lord Blackwood, der Drahtzieher einer Reihe von okkulten Morden, kurz nach seiner Hinrichtung von den Toten aufersteht, scheint das Hirn von Londons bestem Schnüffler ordnungsgemäss zu funktionieren. Zusammen mit Dr. Watson und seiner einstigen Flamme Irene Adler macht er sich daran, das Rätsel um Blackwood zu lösen.

„Sherlock Holmes“ ist kein Meisterwerk der Filmgeschichte, aber klar der beste Popcornfilm 2010. Die Story mag etwas konstruiert sein, ist aber mit viel Witz, Charme und Liebe zu seinen Figuren erzählt, mit einem klasse Soundtrack von Hans Zimmer unterlegt und lässt Robert Downey Jr. in der Hauptrolle glänzen. Actionszenen wechseln sich mit gut geschriebenen Dialogen ab, und alles, was Ritchie in seinen bisherigen Filmen gut gemacht hat, setzt er hier noch besser um. Kurzum, „Sherlock Holmes“ ist Mainstreamkino, wie wir es uns wünschen, intelligent und unterhaltsam, opulent und dennoch auf seine Figuren fokussiert. Das Sequel wird momentan gefilmt – mit dabei sind ausser den drei bekannten Gesichtern auch die schwedische Newcomerin Noomi Rapace und Stephen Fry. Man darf sich freuen.