Dean Koontz: „Racheherz“

Gib mir mein Herz zurück!

Dean Koontz: „Racheherz“ (Roman)

Der amerikanische Thrillerautor Dean Koontz gehört zu den produktivsten und erfolgreichsten Schriftstellern unserer Zeit. Laut Wikipedia werden pro Jahr etwa 17 Millionen seiner Bücher verkauft und viele davon finden sich auch auf internationalen Bestsellerlisten wieder. Zeigt sein neuester Roman ebenfalls dieses Potential oder handelt es sich eher um ‚literarische Massenware‘?

Von Stefanie Feineis.

racheherzRyan Perry hat sprichwörtlich alles, was das Herz begehrt: ein erfolgreiches Unternehmen, viel Geld, eine Luxusvilla mit Personal und eine gutaussehende, liebevolle Freundin. Doch ein einziger Tag ändert sein Leben von Grund auf: innerhalb von nur 24 Stunden erleidet der Jungmillionär zwei Herzattacken.

Nicht alles lässt sich mit Geld kaufen

Die Diagnose eines ebenso brillanten wie teuren Herzspezialisten steht schnell fest: Kardiomyopathie, eine unheilbare Erkrankung des Herzmuskels. Ryan braucht eine Transplantation, andernfalls hat er nur noch wenige Monate zu leben. Dem vom Leben verwöhnten jungen Mann wird nun zum ersten Mal bewusst, dass Geld zwar viele Probleme löst, aber nicht alle. Um sich von seiner Todesangst abzulenken, richtet er sein Augenmerk zunächst auf ‚weltlichere‘ Probleme: da er immer gesund war und nie vorher Herzprobleme hatte, liegt der Verdacht nahe, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet… Die von seinem Arzt als mögliche Ursache genannte Vergiftung lässt Ryan nicht mehr los. Wer könnte es auf ihn abgesehen haben? Ein Konkurrent? Seine langjährigen Hausangestellen? Oder gar seine über alles geliebte Freundin?

Aus Verdacht wird Obsession

Besessen davon, eine Ursache für seine plötzliche Erkrankung zu finden, heuert Ryan einen teuren und skrupellosen Privatdetektiv an. Die Spur führt bald zu Mutter und Stiefvater seiner Freundin Samantha, zu denen diese angeblich jeden Kontakt abgebrochen hat. Bald zeigt sich, dass der Stiefvater Sterbehilfe anbietet und alle seine ‚Klienten‘ nach deren Tod fotografiert. Als Ryan in dieser Sammlung dann auch noch ein Bild von Samanthas verstorbener eineiiger Zwillingschwester findet, wird die Sache immer mysteriöser… Doch seine Nachforschung werden abrupt unterbrochen, als sich sein Gesundheitszustand verschlechtert. Um seine Chancen auf ein Transplantat zu erhöhen, wechselt Ryan zu einem exklusiven Spezialisten und ahnt nicht, was er damit auslöst.

Autor mit zwei Facetten

Dieser Roman zeigt schonungslos die Stärken und Schwächen des Autoren Koontz auf: Zweifellos hat dieser ein fast schon unheimliches Talent, Spannung zu erzeugen. Der Leser fühlt sich in die Geschichte hineingezogen und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil er der finalen Enthüllung geradezu entgegenfiebert. Leider kann diese nicht mit den ausgelösten Erwartungen mithalten, und das gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen ist die präsentierte Lösung zu banal, zu simpel verglichen mit dem komplexen Konflikt, den Koontz vorher so makellos präsentierte. Zum anderen ist der Ausgang schlicht und einfach nicht im Geringsten vorhersehbar.

So sehr das Publikum Filme und Bücher mit überraschendem Ende schätzt, so muss dieses doch rückblickend nachvollziehbar sein. Genau hier liegt die grösste und fatalste Schwäche dieses Romans: Die Lösung erscheint vollkommen aus der Luft gegriffen und hat mit dem vorherigen Aufbau nichts zu tun, zahlreiche Wendungen  und sämtliche übernatürlichen Elemente wirken letztlich sinnlos und fehl am Platz. Die ‚vergebliche Detektivarbeit‘ während der Lektüre hinterlässt beim Leser ein Gefühl von Enttäuschung, fast schon von Betrogen-sein.

Sicher nicht Koontz‘ bestes Werk, und selbst für Fans nur eingeschränkt empfehlenswert. ‚Neueinsteiger‘ sollten definitiv ein anderes Buch wählen, um den amerikanischen Bestsellerautoren für sich zu entdecken.


Titel: Racheherz
Autor: Dean Koontz
Übersetzung: Ursula Gnade
Verlag: Heyne
Seiten: 432
Richtpreis: CHF 15.50


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