„Beautiful“ von Dean O’Flaherty

Höllische Nachbarn

„Beautiful“ von Dean O’Flaherty

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – und hinter dem schönen Schein verbirgt sich oftmals die pure Hässlichkeit. In seinem an diversen Filmfestivals gut aufgenommenen Thriller „Beautiful“ entlarvt Dean O’Flaherty die amerikanische Vorzeige-Vorstadt und ihre Bewohner. Blutfluss nicht ausgeschlossen.

Von Annika Janssen.

beautifulDer 15jährige Danny, in der Schule aufgrund seiner Zartheit als „Schwuchtel“ abgestempelt und nach dem nie verwundenen Tod seiner Mutter beim Vater aufwachsend, flüchtet sich mit all seinen Komplexen in die Welt der Fotografie. Meist holt er sich – selbstverständlich gut versteckt – die 17jährige Nachbarstochter Suzy vor die Linse. Diese wiederum versteht es vortrefflich, mit ihrem heimlichen Verehrer zu spielen. Dennoch freunden sich die beiden im Laufe der Sommerferien langsam an und kommen sich ein ums andere Mal auch körperlich näher.

Dass in ihrer idyllischen Vorort-Nachbarschaft im Laufe der letzten Monate drei Mädchen verschwunden sind – zwei davon wurden später tot aufgefunden, eine gilt noch als vermisst – ist eines der liebsten Gesprächsthemen von Danny und Suzy. Bei ihren Spekulationen über den Täter bzw. dessen Tatmotiv fixieren sie sich nach und nach auf das in der gesamten Nachbarschaft in Verruf stehende Haus Nr. 46 – so verkommen und verlottert, wie es dort aussieht, müssen die Bewohner ja mindestens Sektenmitglieder oder Triebtäter sein.

Die beiden beschliessen, den Dingen ein wenig genauer auf den Grund zu gehen und Suzy lässt den ihr verfallenen Danny den Löwenanteil der detektivischen Arbeit verrichten. Es kommt, wie es kommen muss: die Suche nach der Vermissten und die Jagd auf ihren Entführer gestaltet sich vor allem für Danny, aber auch für Suzy am Ende gar nicht so ungefährlich.

American Durchschnitt

Dean O’Flaherty möchte mit „Beautiful“, ganz in der Tradition von Klassikern wie „American Beauty“ und „Blue Velvet“, das Bild des braven Durchschnittsamerikaners-Schrägstrich-Spiessbürgers demontieren. Zwischen (Doppel)Moral und frischgemähten Rasen passt immer noch ein seelischer Abgrund. Insofern eigentlich eine spannende Idee, und auch die Geschichte zu „Beautiful“ hat durchaus das Potential, aus dem Film das zu machen, was er sein soll: die Enthüllung der Saubermänner und -frauen.

Schade, dass dieser an sich mit ganz wunderbaren Bildern und vielen Detailaufnahmen sowie Langzeiteinstellungen arbeitende Film es dennoch schwer macht, sich auf ihn zu konzentrieren, geschweige denn, sich von der gewollt dramatischen Story wirklich fesseln zu lassen. Zu gezwungen und aufgesetzt die Dialoge (in der deutschen Übersetzung oftmals ein totaler Griff ins Klo; empfehlenswerter ist da schon die Originalfassung), zu gezwungen und dilettantisch ist das Spiel vor allem der beiden Jungdarsteller Tahyna Tozzi und Sebastian Gregory; die restliche Darstellerriege ist bis auf Asher Keddie als Frau des Hauses Nr. 46 eher nicht erwähnenswert.

Der Showdown am Schluss reisst noch einmal kurz aus der sich während des Films leider breit machenden Lethargie, kann aber das Gesamtbild von „Beautiful“  auch nicht mehr retten. Schöne Bilder, wenig Substanz – „Beautiful“ wirkt ein bisschen so, als hätte er einfach die Verhaltensweisen seiner Figuren angenommen. Für Freunde von amerikanischer Gesellschaftskritik und gutem filmischem Handwerk bedingt empfehlenswert; der Rest schaut lieber noch mal „American Beauty“. Oder halt „Blue Velvet“.

Ausstattung

Als Extras bietet die DVD ein „Behind the Scenes“ sowie „Deleted Scenes“ als nette Ergänzung.


Seit dem 28. Januar 2011 im Handel

Originaltitel: Beautiful (USA 2011)
Regie: Dean O’Flaherty
Darsteller: Sebastian Gregory, Tahyna Tozzi, Peta Wilson, Asher Keddie, Aaron Jeffery
Genre: Thriller
Dauer: 97 Minuten
Bildformat: 16:9/1,78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Behind the Scenes, Deleted Scenes
Vertrieb: Impuls


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