Martin Lindstrom: „Brand Sense“
Verliebt in die Form der Cola-Flasche
Hand aufs Herz, welche Marke lieben Sie über alles? Apple, Coca Cola oder Starbucks? Schon einmal überlegt, warum? Martin Lindstrom, Experte für Markenbildung, erklärt in seinem Buch, weshalb wir an manche Marken unser Herz verlieren, von anderen aber emotional unberührt bleiben.
Labels stehen vor dem Anbruch einer neuen Ära. Klassische PR- und Marketingformen greifen immer weniger. Die Konsumenten sind von Werbereizen, denen sie von morgen früh bis abends spät ausgesetzt sind, übersättigt. Laut Martin Lindstrom verpufft heute ein grosser Teil der Werbung ohne Wirkung, da sie schlichtweg nicht mehr wahrgenommen werden kann. Nur die wenigsten Marken – wie zum Beispiel Apple, dessen Logo und Design auf dem ganzen Globus und bei jedem Produkt identifizierbar sind – haben es bisher geschafft, ein unverwechselbares Image aufzubauen. Lindstroms Rat: Die Firmen müssen schleunigst alle Sinne ansprechen. Man muss eine Marke hören, schmecken, riechen und fühlen können. Dieser Herausforderung wird sich Lindstrom zufolge in unmittelbarer Zukunft ein Autohersteller genauso stellen müssen wie eine Pharmafirma. Nur so ist künftig eine erfolgreiche Kundenbindung möglich. Und damit auch die Manipulation des Konsumenten.
Das Potential sensorischer Markenführung
Unsere fünf Sinne beeinflussen uns bei den täglichen Kaufentscheidungen: Wir reagieren auf Farben, Gerüche und selbst auf die Beschaffenheit eines Produktes. Laut Martin Lindstrom hängt es von vielen Details ab, welche Marken in unserem Einkaufwagen landen. Ob Lebensmittel, Elektronikartikel oder auch Medien – es haben jene Produkte am meisten Chancen eine Beziehung zum Konsumenten aufzubauen, die nicht nur in PR-Kampagnen, sondern auch in ihr Erscheinungsbild investieren – eine Art „Corporate Identity 2.0“. Der Däne Lindstrom, der als „Marketingguru“ gilt, hat dies in einer Studie herausgefunden, bei der er Menschen auf der ganzen Welt über ihre Markenvorlieben befragte.
Lindstrom und auch der Leser ist überrascht, dass trotz der Vielzahl an Möglichkeiten, die Sinne des Kunden anzusprechen, nur sehr wenige Firmen dies bis jetzt ausschöpfen. Dabei demonstrieren seine geschilderten Beispiele einleuchtend, dass Geräusche und Gerüche für den Erfolg oder Flop eines Produktes sorgen können.
Interessante Einblicke eines Marketinggurus
„Brand Sense“ liefert interessante Einblicke in die Gegenwart des Marketings und zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Dass man als Konsument oft unbewussten Reizen ausgesetzt ist, ist längst bekannt, doch wird einem dies bei Martin Lindstroms Buch von neuem bewusst. Manchmal ist man von der Industrie bereits so getrimmt, dass man künstliche Gerüche und Geschmäcker den natürlichen vorzieht. Lindstrom ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen. So sieht man wieder einmal, was sich die Global Players der Wirtschaft alles einfallen lassen und was in Zukunft noch auf uns zukommen könnte. Vielleicht erklingt ja demnächst beim Öffnen einer Colaflasche eine unverwechselbare Melodie oder Ikea-Möbel werden mit einem speziellen Ikea-Duft ausgestattet …
Leider bleibt der „Marketingguru“ in allen seinen Ausführungen an der Oberfläche. Er reisst zu viele verschiedene Aspekte an, inklusive einem Exkurs zum Thema „Religiosität von Marken“ und „Vermarktungschancen“ der Religionen. Bevor eine Vertiefung erfolgt, ist er bereits beim nächsten Thema angekommen. So erfährt man sehr viel – und vor allem sehr viele Beispiele aus der Welt der Labels – doch weniger wäre mehr gewesen. Der Leser muss ihm fast blind vertrauen, denn Lindstrom belegt seine Gedanken nur sehr selten durch Quellenangaben.
Titel: Brand Sense
Autorin: Martin Lindstrom
Verlag: Campus
Seiten: 212 Seiten
Richtpreis: CHF 39.80